Copernicus-Preis 2024 für Astrophysiker Joachim Wambsganß
Forscher teilt sich die Auszeichnung mit seinem Kollegen Andrzej Udalski von der Universität Warschau.
Für ihre Errungenschaften in der deutsch-polnischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit erhalten Joachim Wambsganß von der Universität Heidelberg und Andrzej Udalski von der Universität Warschau den diesjährigen Copernicus-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP). Die Verleihung durch DFG-Präsidentin Katja Becker und FNP-Präsident Maciej Żylicz findet am 24. Oktober in Berlin statt, verbunden mit einer Jubiläumsveranstaltung anlässlich der zehnten Vergabe des Copernicus-Preises am Folgetag. Die Auszeichnung ist mit 200000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.
Die achtköpfige Jury würdigte Joachim Wambsganß und Andrzej Udalski für ihre mehr als zwei Jahrzehnte andauernde grenzüberschreitende Kooperation und ihre gemeinsamen Erfolge bei der Suche nach und der Charakterisierung von Exoplaneten. Die beiden Wissenschaftler arbeiten seit 2003 zusammen an dieser Thematik. Ihre Forschungskooperation vereint das theoretische und analytische Wissen des Mikrolinseneffekts mit den technischen Möglichkeiten des „Optical Gravitational Lensing Experiments“ (OGLE), mit dem Sterne über einen langen Zeitraum beobachtet werden können.
Durch ihre Forschungsarbeiten in internationalen Kooperationen gelang es den beiden Wissenschaftlern, erstmals einen besonders massearmen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu entdecken, der nur ungefähr fünfmal schwerer als die Erde ist. Weiter fanden sie heraus, dass nahezu jeder Stern im Bereich der Milchstraße von einem Planeten umkreist wird. Damit, so die Jury, hätten Wambsganß und Udalski einen maßgeblichen Beitrag zur Erforschung und zum Verständnis von Planetensystemen geleistet. Ihre Ergebnisse waren Teil zahlreicher Publikationen. Sie fanden weltweite Beachtung, auch außerhalb der Astrophysik.
Zahlreiche Vorträge der Forscher im jeweils anderen Land sowie die Einbeziehung ihrer Doktorandinnen, Doktoranden und Postdocs halfen, die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen weiter zu vertiefen. Laut der Jury sei davon auszugehen, dass die Zusammenarbeit der beiden Wissenschaftler auch in Zukunft die Forschung zu Exoplaneten vorantreiben werde.
Joachim Wambsganß studierte Astronomie und Physik in Heidelberg und München und hat in München promoviert. Nach Postdoc-Stationen in den USA folgten Forschungstätigkeiten am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching und am Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP). Schließlich erhielt Wambsganß einen Ruf an die Universität Heidelberg, wo er bis heute Professor am Astronomischen Rechen-Institut des Zentrums für Astronomie (ZAH) ist. In seinen Forschungsarbeiten entwickelte er effektive Theorien und Modellierungen zum Einsatz und zum Effekt von Mikrolinsen, was ihm globales Renommee in der Astrophysik und zahlreiche Preise, auch für Wissenschaftskommunikation, einbrachte.
Andrzej Udalski absolvierte sein Studium und seine Promotion in Warschau, forschte als Postdoc in Kanada und erhielt im Anschluss eine Professur am Astronomischen Institut der Universität Warschau. Er gilt als Pionier der astronomischen Beobachtung unter Einsatz des Mikrolinseneffekts. Zu seinen größten Leistungen gehören der Auf-, Ausbau und die Weiterentwicklung sowie die jahrelange Leitung des Astrobeobachtungsprojekts OGLE, für dessen Beobachtungsergebnisse er international ausgezeichnet wurde. Unter anderem erhielt er die Karl-Schwarzschild-Medaille der deutschen Astronomischen Gesellschaft (AG), den höchsten polnischen Wissenschaftspreis der FNP sowie den Tycho-Brahe-Preis der Europäischen Astronomischen Gesellschaft (EAS). Udalski ist auch Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) und der US-amerikanischen National Academy of Sciences (NAS).
Der Copernicus-Preis wird seit 2006 alle zwei Jahre an jeweils eine wissenschaftliche Persönlichkeit aus Deutschland und Polen verliehen. Die Ausgezeichneten können aus allen Fachbereichen kommen. Der Preis ist nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473–1543) benannt und soll ein Zeichen der engen Forschungszusammenarbeit zwischen den beiden Ländern setzen. Das Preisgeld steuern DFG und FNP zu gleichen Teilen bei; die Preisträger erhalten jeweils die Hälfte und können diese Summe für alle wissenschaftlichen Zwecke verwenden, die die beiden Organisationen mit ihren Programmen fördern. Ein Schwerpunkt soll dabei in der Intensivierung der gemeinsamen Nachwuchsförderung liegen.
DFG / JOL