14.12.2016

Dampfmaschine Mars

Forscher simulieren Wärmefluss im roten Planeten.

Gute Nachrichten für den „Maulwurf“, das Heat Flow and Physical Properties Package HP3, das die DLR im Mai 2018 mit der US-ameri­kanischen Mission InSight zum Mars schickt: Die Lande­stelle in der Ebene Elysium Planitia hat sehr wahr­schein­lich einen Wärme­fluss, der durch­schnitt­lich und somit repräsen­tativ für den roten Planeten ist. Das zeigen detail­lierte Simula­tionen, erstellt von der DLR-Planeten­forscherin Ana-Catalina Plesa und ihrem Team. Das drei­dimen­sionale Modell zeigt, dass der „Maul­wurf“, der zum ersten Mal Messungen in mehreren Metern Tiefe auf dem Mars durch­führen soll, nicht auf extreme, verfäl­schende Anoma­lien stoßen wird. „Unser drei­dimen­sio­nales Modell erfasst die Varia­tionen und Abwei­chungen im Wärme­fluss – der erlo­schene Vulkan Elysium Mons zum Beispiel wird die Mes­sungen der InSight-Mission nicht beein­träch­tigen", erläutert Plesa.

Abb.: Wärmeflusskarte für den Mars. (Bild: DLR)

Basis der aufwändigen numerischen Simulationen sind Daten bis­heriger Mars-Missionen zur Wärme­pro­duktion in den ober­sten Schichten der Mars-Kruste sowie Modell­rech­nungen zur Tempe­ratur­vertei­lung im roten Planeten. „Die Simula­tionen sind die bisher beste Vor­her­sage der Vertei­lung des Wärme­flusses auf dem gesamten Planeten“, betont Tilman Spohn, Direktor des DLR-Instituts für Planeten­forschung und wissen­schaft­licher Leiter des HP3-Experi­ments. „Sie werden uns auch helfen, die an der einen Stelle auf dem Mars gemes­senen Werte anschlie­ßend in Rela­tion zum gesamten Wärme­verlust des Planeten zu setzen.“

„Ein Planet ist eine Art Dampfmaschine – seine thermische Energie, umgesetzt in mecha­nische Arbeit, wirft Berge auf oder erzeugt Magnet­felder. Will man wissen, wie diese Wärme­kraft­maschine funktio­niert, muss man die Energie­bilanz kennen“, erläutert der Forscher weiter. „Dafür ist der Wärme­strom aus dem Inneren eine wichtige Mess­größe.“ Würde die Lande­stelle von einem Hotspot aufge­heizt, könnte der Wärme­fluss an dieser Stelle doppelt so hoch sein wie auf dem übrigen Mars.

Die Landestelle, an dem der InSight-Lander aufsetzen soll, liegt in einer ebenen Region in der nörd­lichen Tief­ebene und nah am Rand zum süd­lichen Hoch­land, etwa 1500 Kilo­meter süd­lich von Elysium Mons. Ausge­wählt wurde diese Region, weil ihr gegen­über, also auf der anderen Seite des Mars, das Gebiet mit den voraus­sicht­lich meisten Mars-Erd­beben liegt und das Seismo­meter SEIS der franzö­sischen Raum­fahrt­agentur CNES so die Erschüt­te­rungen messen kann, die durch das Innere des roten Planeten über­tragen werden. Zudem ist die Ebene mit nur wenigen Felsen und Steinen günstig für eine sichere Landung. „Und mit unseren Simula­tionen steht jetzt fest, dass die Gegend auch gut für die Mes­sungen des Wärme­flusses mit dem HP3-Instru­ment sind“, sagt Plesa. „Mit diesen Daten wiederum können wir unsere Simulationen verifi­zieren und opti­mieren.“

Abb.: Der InSight-Lander auf dem Mars (künst­le­rische Dar­stel­lung; Bild: NASA).

Die InSight-Mission sollte ursprünglich bereits im Frühjahr 2016 zum Mars starten. Aller­dings wurden im Dezem­ber 2015 tech­nische Probleme bei dem franzö­sischen Seismo­meter fest­ge­stellt, die Mission wurde des­halb um zwei Jahre ver­schoben. Die Planeten­forscher des DLR nutzen die uner­war­tete Warte­zeit. „Wir haben ein weiteres, opti­miertes Modell für den Maul­wurf ent­wickelt und werden dieses im Früh­jahr 2017 am DLR-Institut für Raum­fahrt­systeme zusam­men­bauen lassen“, erläutert Spohn. „Der Maul­wurf wird eine erheb­liche mecha­nische Belas­tung über­stehen und dabei eine Mess­kette mit Tempe­ratur­sensoren mehrere Meter tief in den Mars­boden ziehen müssen. Das verbes­serte Modell soll das noch zuver­lässiger und risiko­ärmer durch­führen.“ Insge­samt ein Mars­jahr und somit zwei Erden­jahre wird das Instru­ment Mess­werte aus bis zu fünf Metern Tiefe liefern. Mit solch einer Lang­zeit-Messung können sowohl jahres­zeit­liche Tempe­ratur­unter­schiede als auch Schwan­kungen im Tages­ver­lauf ausge­glichen werden.

Bisher wurden Temperaturmessungen im Boden eines Himmels­körpers ledig­lich bei den Apollo-Missionen durch­geführt. Damals häm­merten die Astro­nauten auf dem Mond mit einem hand­betrie­benen Bohrer eine Sonde bis in drei Meter Tiefe. Der Maul­wurf HP3 wird dies auf seiner Mission autonom vor­nehmen. Mit den gewon­nenen Daten können die Wissen­schaftler auch auf die chemische Zusammen­setzung des Mars schließen. „Vor allem können wir die beiden Wärme­kraft­maschinen Mars und Erde mitein­ander ver­gleichen – einen Planeten mit Platten­tektonik und einen ohne Platten­tektonik", sagt Spohn, „und aus Ver­gleichen lernt man immer.“

DLR / RK

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