26.04.2018

Daten speichern im Terahertz-Takt

Antiferromagnetische Speicher sorgen für schnelleren Datenumsatz und höhere Schreibgeschwindigkeit.

Gebannt starren die Fans auf den Bildschirm. Ja, das könnte ein Tor für die Nationalmannschaft… Nein! Knapp verfehlt! Per UHD werden ausgewählte Spiele der Welt­meisterschaft gestochen scharf auf den heimischen Fernseher über­tragen. Meistens jedenfalls: Denn immer wieder einmal reicht die Band­breite der Übertragungs­wege für die Daten­menge nicht aus oder die Daten können nicht schnell genug verarbeitet werden, das Bild ruckelt oder die hohe Auflösung wird für kurze Zeit herunter­geschraubt – die Fans müssen sich in dieser Zeit mit dem „normal“ aufgelösten Bild begnügen.

Abb.: Elektronenmikroskop-Aufnahme der zentralen Struktur des antiferromagnetischen Schalters (Bild: K. Olejník et al.)

Künftig könnten die zu geringen Band­breiten der Vergangen­heit angehören: Forscher der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik haben gemeinsam mit ihren Kollegen von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine Möglichkeit entdeckt, die Daten­verarbeitungs­geschwindigkeit drastisch zu erhöhen: um das Hundert­fache, auf ein Tera­hertz.

„Sollen Daten verschickt werden – etwa die Bilder einer Fußball-Übertragung – verwendet man dafür Licht, das via Glas­faser­kabeln verschickt wird“, erläutert Jairo Sinova, Leiter der Gruppe „Inter­disciplinary Spin­tronics Research“ der JGU. „Dieses ist mit Frequenzen im Terahertz-Bereich extrem schnell. Derzeit muss diese Geschwindig­keit für die Verarbeitung im Computer oder Fernseher gedrosselt werden – denn dort werden die Daten auf elektrischem Wege verarbeitet und gespeichert, die Geschwindig­keit liegt hier bei einigen hundert Giga­hertz. Die anti­ferro­magnetischen Speicher sind nun erstmals in der Lage, direkt mit den Daten im Tera­hertz-Bereich zu arbeiten.“ Mit dieser Technologie braucht das Signal am Gerät also nicht mehr verlangsamt werden, sondern kann auch auf dem Computer oder Fernseher mit Tera­hertz-Geschwindig­keit verarbeitet werden.

Üblicherweise basieren magnetische Daten­speicher auf ferro­magnetischen Materialien. Diese weisen jedoch in zweierlei Hinsicht Grenzen auf: Zum einen lassen sich die Daten nicht beliebig dicht packen, die Kapazität der Speicher stößt an ein natürliches Limit. Denn die Daten werden in einer Art winziger Stab­magneten gespeichert. Befinden sich diese jedoch zu nah aneinander, beeinflussen sie sich gegen­seitig. Zum anderen ist die Geschwindig­keit, mit der sich diese Daten­speicher beschreiben lassen, limitiert. Schneller als im Giga­hertz­bereich geht es nicht – ansonsten wird der Energie­aufwand immens.

Anders dagegen bei den antiferro­magnetischen Speichern. Sie lassen sich deutlich dichter beschreiben – denn die „Stab­magneten“ liegen hier immer abwechselnd ausgerichtet und beeinflussen sich somit nicht gegen­seitig. Es lassen sich damit deutlich mehr Daten darauf ablegen. Zum anderen lösen sie das Problem der limitierten Schreib­geschwindigkeit.

Die ersten Forschungen unternahmen die Wissenschaftler bereits im Jahr 2014. Sie schickten einen elektrischen Strom durch die Anti­ferro­magneten und richteten die kleinen Speicher­einheiten darauf auf diese Weise aus. Dazu nutzten sie ein Kabel – also eine langsame Verbindungs­weise. „Statt des Kabels nutzen wir nun einen kurzen Laser­puls, über den wir einen elektrischen Strom induzieren. Dieser Strom richtet die ‚Stab­magneten‘, also die Spins, aus“, erklärt Sinova. Statt per Kabel arbeitet der neue Speicher also kabel­los, statt direkten elektrischen Strom anzulegen, induziert man diesen durch Licht. Auf diese Weise konnten die Forscher die Geschwindig­keit drastisch erhöhen – und die Basis dafür legen, dass künftig auch Ultra-High-Definition-Bilder ruckel­frei beim Nutzer ankommen.

JGU / DE

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