Der Sonne entgegen
Solar Orbiter hat ersten Perihel durchquert und alle Instrumente getestet.
Die ESA-Mission zur Erforschung der Sonne, Solar Orbiter, hat am Montag, 15. Juni, ihre erste Annäherung an den Stern vorgenommen. Sie kam der Oberfläche des Sterns bis auf 77 Millionen Kilometer nahe, was etwa der Hälfte der Entfernung zwischen Sonne und Erde entspricht. Mit an Bord sind drei an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entwickelte und gebaute Geräte, welche die Strahlung im Weltraum messen sollen. Ein viertes Gerät wurde unter Kieler Leitung an der Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory (APL) entwickelt. Alle vier Instrumente sind im „Energetic Particle Detector“ (EPD) verbaut.
Die Woche nach diesem ersten Perihel, dem sonnennächsten Punkt auf der Umlaufbahn, markiert den Zeitpunkt, zu welchem nun alle der insgesamt zehn wissenschaftlichen Instrumente an Bord durchgetestet worden sind. Darunter sind Teleskope, die zum ersten Mal gemeinsam Nahaufnahmen der Sonne machen werden. Laut Daniel Müller, Wissenschaftler des ESA-Projekts „Solar Orbiter Project“, werden die Bilder die nächstgelegenen Bilder der Sonne sein, die je aufgenommen wurden. Mitte Juli sollen sie veröffentlicht werden. Ziel dieser frühen Beobachtungen ist der Nachweis, dass die Teleskope von Solar Orbiter für zukünftige wissenschaftliche Beobachtungen bereit sind.
Auch die ersten Daten der In-situ-Instrumente wie des EPD werden aktuell analysiert, um die Eigenschaften in der Umgebung der Raumsonde zu messen. „Dies ist das erste Mal, dass unsere In-situ-Instrumente in einer so geringen Entfernung zur Sonne arbeiten und uns einen einzigartigen Einblick in die Struktur und Zusammensetzung des Sonnenwindes geben", sagt Yannis Zouganelis, stellvertretender Projektwissenschaftler für den Solar Orbiter der ESA. „Ich bin sehr gespannt, welche Geschichte uns diese einmaligen Daten liefern werden“, ergänzt Wimmer-Schweingruber, Projektleiter an der Kieler Universität. „Wir beobachten eine sehr hohe Variabilität im niedrigsten Energiebereich, die wir in dieser Form nicht erwartet hatten. Nun müssen wir darauf warten, dass die Sonne wieder aktiver wird und uns ein schönes Teilchenereignis beschert!“, so der Kieler Physiker.
Die in Kiel entwickelten Sensoren decken einen sehr weiten Energiebereich der Weltraumstrahlung ab und erforderten die Weiterentwicklung von Technologien, die bereits beim Bau Strahlungsmonitors RAD an Bord des Mars Rovers zum Einsatz gekommen sind. „Wir messen damit jetzt auch in der Nähe der Sonne Elektronen, Protonen und schwere Ionen, die mit Geschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde bis beinahe Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum rasen und die eine Gefährdung für Astronautinnen und Astronauten bedeuten“, erklärt Wimmer-Schweingruber.
U. Kiel / DE