Deutsche Beteiligung am neuen NASA-Weltraumteleskop COSI
Kick-off Meeting steckt Rahmen für geplantes Forschungsprogramm der Universitäten Mainz und Würzburg ab.
Mit einem zweitägigen Workshop, zugleich ein Kick-off-Meeting, haben die Universitäten Mainz und Würzburg die deutsche Beteiligung am NASA-Satelliten COSI vorbereitet. Der „Compton Spectrometer and Imager“ soll die jüngste Geschichte der Sternentstehung, von Sternexplosionen und der Bildung chemischer Elemente in der Milchstraße untersuchen. Es wird vom Space Sciences Laboratory der University of California Berkeley geleitet und soll 2027 als „Small Explorer“-Mission der NASA starten. Im Oktober 2021 hatte die NASA COSI aus 18 eingereichten Vorschlägen als neues Weltraumteleskop ausgewählt.
COSI wird die Gammastrahlung radioaktiver Atome untersuchen, die bei der Explosion massereicher Sterne entstehen, um zu kartieren, wo in der Milchstraße chemische Elemente entstanden sind. Die Mission wird auch den mysteriösen Ursprung der Positronen in unserer Galaxie erforschen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Suche nach Strahlung, die von Teilchen der dunklen Materie erzeugt wird.
Die deutsche Beteiligung an COSI ist eine Kooperation des Lehrstuhls für Astronomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und des Exzellenzclusters PRISMA+ der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und wird durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt gefördert. Besonders interessant an der Mission ist die neue Thematik der Megaelektronenvolt-Gammaastronomie, denn sie erlaubt die Beobachtung des Himmels in einem Bereich der elektromagnetischen Strahlung, der noch weitgehend unerforscht ist.
Frühere Missionen unter führender deutscher Beteiligung, wie das erste Compton-Teleskop Comptel auf dem Compton Gamma-ray Observatory der NASA in den 1990er Jahren und das europäische Teleskop Integral in den letzten zwanzig Jahren, haben im Hinblick auf die Empfindlichkeit der Himmelsdurchmusterung nur die hellsten Quellen sehen können. COSI wird hier deutlich empfindlicher.
Dieser Energiebereich ist aber nicht nur wenig erforscht, er ist auch besonders interessant, weil er den Bereich der Energieniveaus in Atomkernen darstellt, die Ruheenergie der Positronen umfasst, sowie die Suche nach dunkler Materie in einem bisher nicht zugänglichen Bereich ermöglicht. Kürzliche Hinweise auf astrophysikalische Neutrinos könnten auf Quellen hindeuten, die im MeV-Energiebereich sichtbar sein könnten.
„Die COSI Mission hat vielfältige Anknüpfungspunkte zum Forschungsprogramm von PRISMA+“, erläutert Uwe Oberlack von der Uni Mainz. „Einer von ihnen ist das Forschungsfeld der Antimaterie – mit Blick auf die Suche nach galaktischen Positronen –, ein anderer die Suche nach dunkler Materie. Das ist deshalb spannend, da als Alternative zu schwereren hypothetischen Teilchen der dunklen Materie, den WIMPs, zunehmend auch Teilchen bei leichten Massen im MeV-Bereich als Kandidaten für diese exotische Materieform diskutiert werden. Hier wird COSI ein neues Beobachtungsfenster für die Suche nach dunkler Materie mit Gammastrahlen öffnen. Auch die Multimessenger-Astronomie im Hinblick auf die Suche nach kosmischen Neutrinos, die wir bei PRISMA+ mit dem IceCube Experiment betreiben, könnte von der neuen Mission profitieren.“
„Mit COSI können wir die Jets von Mikroquasaren untersuchen, also Doppelsterne mit einem Neutronenstern oder einem schwarzen Loch“, sagt Thomas Siegert von der Uni Würzburg. „So stellen wir fest, ob diese Quellen auch große Mengen an Positronen erzeugen. In Würzburg arbeiten wir gemeinsam an Jet-Modellen auf allen Größenskalen — von kleinsten schwarzen Löchern bis hin zu aktiven Galaxienkernen. Des Weiteren interessieren wir uns für die Bildung chemischer Elemente in Sternen und durch Supernovae. Diese kann mittels COSI besonders detailliert untersucht werden, da die radioaktiven Elemente charakteristische Gammastrahlen aussenden, die sich dank COSIs hoher spektraler Auflösung voneinander unterscheiden lassen. So lernen wir, warum die Verteilung der Elemente in der Milchstraße so ist, wie sie ist."
Beim Workshop in Mainz wurden zunächst die COSI-Kollaboration und der Status der Vorbereitungen zum Beispiel im Hinblick auf die Datenanalyse vorgestellt. Anschließend diskutierten die Teilnehmer die geplanten Arbeitspakete, aktuelle Forschungsfragen und den momentanen Stand der Vorbereitung. Im Ergebnis war es ein sehr guter Start, um das COSI-Team in Deutschland zu formen und die nächsten Schritte abzusprechen. Eines ist jetzt schon klar: Der Start der Mission wird von allen Teilnehmern mit großer Spannung erwartet.
JGU Mainz / RK
Weitere Infos
- COSI – The Compton Spectrometer and Imager, University of California, Berkeley, USA
- Astronomie, Fklt. für Physik und Astronomie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Exzellenzcluster Prisma+, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz