26.01.2018

Diamanten lassen tief blicken

Winzige Einschlüsse von Mineralen helfen, chemische Prozesse im Innern der Erde aufzuklären.

Bernstein ist für seine Einschlüsse von Tieren und Pflanzen bekannt, die den Biologen Forschungs­reisen in frühere Erdzeit­alter ermög­lichen. In ähnlicher Weise sind in Diamanten oft Spuren von Mineralen enthalten, die den Geo­wissen­schaftlern Einblicke in die Tiefen der Erde ermög­lichen. Wenn hier Diamanten wachsen, dringen Minerale aus ihrer Umgebung ein und werden darin einge­schlossen. Der chemische Zustand der Minerale bleibt unver­ändert erhalten, selbst wenn die Diamanten – beispiels­weise durch vulka­nische Erup­tionen – in die Erdkruste und weiter bis an die Erdober­fläche gelangen. Zu diesen Mineralen zählen auch verschie­dene Arten von Granat.

Abb.: Diamant aus rund 500 Kilometern Tiefe: Die beiden Einschlüsse von orangefarbenem Granat im Vordergrund sind jeweils etwa 200 Mikrometer lang. (Bild: J. W. Harris, U. Glasgow)

Erstmals wurden nun Granat-Einschlüsse in Diamanten ana­lysiert, von denen bereits bekannt war, dass sie aus unter­schiedlichen Tiefen zwischen 260 und 500 Kilo­metern unterhalb der Erdober­fläche stammen. Forscher des Bay­erischen Geoins­tituts der Univer­sität Bayreuth und der Univer­sität Oxford haben diese röntgen­kristallo­graphischen Unter­suchungen koor­diniert, die zu einem großen Teil an den Elek­tronen-Synchrotron­anlagen in Hamburg (DESY) und Grenoble (ESRF) durch­geführt wurden. Wie sich heraus­stellte, unter­scheiden sich die Eisen­anteile im Granat erheblich: Das Eisen ist umso stärker oxidiert, je tiefer die Erd­schichten sind, aus denen es stammt. Die oxi­dierten Eisen­atome besitzen eine geringere Zahl von Elek­tronen, müssen also in großer Tiefe von ungefähr 500 Kilo­metern Elek­tronen an die Umgebung abgeben haben.

„Wir haben starke Indizien dafür gefunden, dass in dieser Übergangs­zone zwischen dem oberen und dem unteren Erdmantel Redox­reaktionen statt­finden, bei denen Elektronen von Eisen­atomen auf benach­barte Kohlenstoff­atome über­tragen werden. Diese Prozesse fördern die Entstehung von neuen Diamant­kristallen“, sagt Catherine McCammon vom Bay­erischen Geo­institut. „Im Hinblick auf diese Prozesse leisten unsere Daten auch einen Beitrag zur Aufklärung des Kohlenstoff­kreislaufs der Erde, der sich vom Erdinnern bis in die Atmo­sphäre erstreckt und über weite Strecken bis heute erst ansatz­weise erforscht ist“, ergänzt BGI-Forscher Leonid Dubro­vinsky.

U. Bayreuth / JOL

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