25.10.2018

Digitales Archiv für analoge Astro-Fotografien

Digitalisierungsprojekt stellt historische Fotoplatten zahlreicher Sternwarten online zur Verfügung.

Seit mehr als hundert Jahren bedient sich die Astronomie der Foto­grafie, um Planeten, Sterne, Galaxien und andere astronomische Objekte zu erforschen. Gegen Ende der 1980er Jahre lösten digitale Empfänger die klassischen Foto­platten fast voll­ständig ab. Dank ihrer Lebens­zeiten von mehr als hundert Jahren sind letztere jedoch vor allem sehr zuverlässige Speicher.

Abb.: Am 30. September 1913 aufgenommene Belichtung des Andromeda­nebels. Zu diesem Zeit­punkt war noch unbekannt, dass es sich dabei um eine Galaxie außerhalb der Milch­straße handelt. (Bild: Hamburger Sternwarte / Applause)

In den Archiven der Stern­warten schlummerten hundert­tausende solcher astronomischer Aufnahmen und warteten auf ihre zweite, jetzt digitale, wissen­schaftliche Aus­wertung mit moderner Computer-Software. Das Leibniz-Institut für Astro­physik Potsdam (AIP), die Universität Hamburg, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und die Universität Tartu (Estland) haben die Digitalisierung dieser Foto­platten in Angriff genommen.

Erst dadurch können diese Schätze voll­ständig analysiert werden. Die Fülle an Informationen, die in den alten foto­grafischen Aufnahmen enthalten ist, erlaubt den Blick in vergangene Jahr­zehnte und mit Hilfe moderner Computer­programme ein viel genaueres und objektiveres Vermessen von Milliarden von Sternen. Dass damit Daten über eine Periode von mehr als 130 Jahren zur Verfügung stehen, ermöglicht der Wissenschaft in völlig neuem Maße die Unter­suchung von Lang­zeit­phänomenen. Das mit speziellen Funktionen ausgerüstete digitale Archiv bewahrt dabei nicht nur den historischen Bestand, sondern bietet die damaligen Beobachtungs­daten in einer für die heutige Forschung verwert­baren Form an. So lassen sich beispiels­weise Zeit­lücken in Studien von lang­zeit­veränderlichen Sternen füllen.

Das Web-Archiv umfasst in der dritten Veröffentlichung nun über 70.000 Scans von Foto­platten aus dem Bestand von vier Observatorien in Deutsch­land und Estland. Zu den beobachteten Objekten gehören außer Sternen auch Planeten, Kometen und Asteroiden. Insgesamt wurden Informationen zu drei­einhalb Milliarden Objekten aus den Platten extrahiert und im Abgleich mit modernen astronomischen Katalogen identifiziert.

Dazu ordneten die Wissen­schaftler zunächst den gescannten Platten ihre Himmels­koordinaten zu – mit Hilfe von PyPlate, einer eigens dafür weiter­entwickelten Software. Diese gleicht die Positionen der Objekte auf den Scans jeder Foto­platte mit bekannten Konstellationen ab und kalibriert die Hellig­keiten der Objekte, welche durch die Platten­emulsion beeinflusst werden. Durch diesen Schritt wird eine Vergleich­barkeit der Daten mit anderen Katalogen erreicht.

Zusätzlich hat das Team in Hand­arbeit auch die Beobachtungs­notizen und Log­bücher transkribiert und digital erfasst. Dank dieser Informationen können die historischen Daten für wissen­schaftliche Studien verwendet und etwa Umgebungs­parameter wie Luft­temperatur und Beobachtungs­qualität in die Daten­auswertung einbezogen werden. Gleich­zeitig illustrieren die Scans der Beobachtungs­log­bücher auch die astronomische Arbeits­weise des vergangenen Jahr­hunderts und sind somit auch für Historiker von Interesse.

AIP / DE

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