Diode aus einem Molekül
Graphen-Molekül-Schnittstellen legen Basis für eine effizientere Nanoelektronik.
Ein internationales Team unter der Leitung der Universität Bern und des britischen National Physical Laboratory eröffnet der nächsten Generation von nanoelektronischen Geräten neue Wege. Der Forschungsbereich der molekularen Nanoelektronik zielt darauf ab, einzelne Moleküle als Bausteine für elektronische Geräte zu nutzen, deren Funktionen zu verbessern und die Entwicklung möglichst kleiner und dennoch kontrollierbarer Geräte zu ermöglichen. Das Haupthindernis, das bisher konkrete Fortschritte erschwerte, bestand in der fehlenden stabilen Verbindung zwischen den Molekülen und den verwendeten Metallen bei Raumtemperatur. Graphen besitzt nicht nur eine hervorragende mechanische Stabilität, sondern auch eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit, womit das zweidimensionale Material für die molekulare Elektronik attraktiv ist.
Abb.: Die stabile Verbindung von Molekülen und Graphen öffnet der nächsten Generation von elektronischen Nanogeräten neue Wege. (Bild: A. Rudnev, U. Bern)
Das Forscherteam konnte nun eine auch bei Raumtemperatur stabile Verbindung zwischen Graphen und einzelnen Molekülen demonstrieren. Dies war mit den bisher standardmäßig verwendeten Metallen nicht möglich und stellt daher einen wichtigen Schritt im Hinblick auf die Entwicklung von graphenbasierten elektronischen Geräten dar. Die Anlagerung spezifischer Moleküle auf graphenbasierten elektronischen Geräten erlaubt es, die Gerätefunktionen anzupassen, hauptsächlich indem der elektrische Widerstand verändert wird. Einen Zusammenhang zwischen allgemeinen Geräteigenschaften und den Eigenschaften einzelner angelagerter Moleküle herzustellen, ist jedoch schwierig. Dies kommt daher, dass der elektrische Widerstand an der Graphenoberfläche nicht überall gleich groß ist und der Durchschnittswert diese Unterschiede nicht wiedergibt. Alexander Rudnev und Veerabhadrarao Kaliginedi maßen daher den elektrischen Strom, der durch einzelne angelagerte Moleküle floss. Sie verwendeten dazu eine rauscharme Technik, die es ihnen erlaubte, von Molekül zu Molekül separate Werte zu messen. Ausgehend von theoretischen Berechnungen konnten sie so zeigen, dass der chemische Kontakt eines Moleküls zur Graphen-Schicht die Funktionsweise von solchen elektronischen Geräten vorgibt.
„Unsere Einzel-Molekül-Dioden zeigen, dass die Vorzugsrichtung von elektrischem Strom tatsächlich geändert werden kann, indem man den chemischen Kontakt der einzelnen Moleküle verändert“, sagt Rudnev. „Mit der sorgfältigen Herstellung der jeweiligen chemischen Verbindungen von Molekülen und graphenbasierten Materialien können wir die Funktionalität der Nano-Elektrogeräte steuern“, ergänzt Ivan Rungger. „Unsere Resultate stellen einen großen Fortschritt für die praktische Anwendung von elektronischen Nanogeräten dar. Wir erwarten, dass unsere Technik des stabilen chemischen Kontakts einen markanten Umbruch im Forschungsbereich auslösen wird“, fasst Kaliginedi zusammen. Die Ergebnisse zu den Graphen-Molekül-Schnittstellen sollen Forscher auch bei der Arbeit mit Energieumwandlung helfen, und allgemein die Effizienz von elektronischen Nanogeräten steigern.
U Bern / JOL