22.02.2017

Eine Dekade konstruktiver Kritik

Die Expertenkommission Forschung und Innovation erstellte ihr zehntes Gutachten.

Im August 2006 richtete das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ein. Aufgabe der EFI ist es, die Bundesregierung bezüglich des deutschen Forschungs- und Innovationssystems zu beraten. Dazu erstellt die Kommission seit Februar 2008 jährlich ein Gutachten, in dem sie unter anderem die Leistungsfähigkeit des Systems analysiert und Empfehlungen erarbeitet, wie sich das System weiter entwickeln sollte. Den Vorsitz hat derzeit Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb in München inne. Vor einer Woche legte die Kommission der Bundesregierung das nunmehr zehnte Gutachten vor.

Christoph Böhringer, Ingrid Ott, Monika Schnitzer, Dietmar Harhoff, Uschi...
Christoph Böhringer, Ingrid Ott, Monika Schnitzer, Dietmar Harhoff, Uschi Backes-Gellner und Uwe Cantner sind die Experten, die das EFI-Gutachten 2017 erstellt haben. (Quelle: David Ausserhofer)

Die Kommission bewertete vor allem die gestiegenen Investitionen in Forschung und Entwicklung aus öffentlicher und privater Hand positiv, die mittlerweile drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen und damit weltweit auf dem fünften Rang liegen. Im Rahmen der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung halten es die Experten für nötig, diesen Wert bis 2025 auf 3,5 Prozent zu steigern, um beispielsweise den Herausforderungen des digitalen Wandels zu begegnen. Darüber hinaus betont die Kommission, dass die Programme der Bundesregierung zur Förderung von Innovation einen wichtigen Schritt darstellen, um Deutschland als wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Standort der Zukunft voranzubringen.

Kritisch sehen die Experten, dass die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen nicht optimal sind. Einerseits sei der bürokratische Aufwand immer noch zu hoch, andererseits sei es schwierig, ausreichend Kapital zu beschaffen. Außerdem sollte die Regierung kleine und mittlere Unternehmen durch Steuergutschriften zu innovativer Forschung ermuntern – hier hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher.

Besorgnis weckte gar die negative Entwicklung des Betreuungsschlüssels an den Hochschulen: Betreute 2005 ein Professor noch 51 Studierende, sind es heute schon 59. Hier empfiehlt die Kommission, aktiv durch mehr Professorenstellen gegenzusteuern. Dazu schlägt sie vor, die Grundfinanzierung im Rahmen des Hochschulpakts auszubauen. Um Verwaltungskosten abzufangen, sollte die Bundesregierung höhere Overhead-Pauschalen für Drittmittel von DFG und BMBF vorsehen. Diese zielgerichtete Förderung käme auch der Forderung der EFI zugute, mindestens drei deutsche Hochschulen bis 2025 unter den Top 30 im Times Higher Education Ranking zu platzieren. Derzeit findet sich dort nur die LMU München, die sich den 30. Platz mit der École Polytechnique Fédérale de Lausanne teilt.

Zur offiziellen Übergabe des 208 Seiten dicken Dokuments bedankte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Dekade mit Analysen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen bei der Kommission. Forschungsministerin Johanna Wanka lobte die konstruktive Unterstützung, die auch bei unterschiedlichen Meinungen im Dialog stets zu wichtigen Impulsen führte. Die Bundesregierung kündigte an, das Gutachten sorgfältig zu prüfen und im Rahmen des Umsetzungsberichts zur Hightech-Strategie dazu Stellung zu nehmen.

Kerstin Sonnabend / BMBF / EFI

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