Eine für alle
Eine Formel beschreibt alle Fälle totaler destruktiver Interferenz mehrerer Quantenteilchen.
Der Traum eines Wissenschaftlers, die komplexe Wirklichkeit in einer möglichst einfachen Gesetzmäßigkeit auszudrücken, ist für den Doktoranden Christoph Dittel in Erfüllung gegangen. Er hat mit einem Team am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und Kollegen in Freiburg und Paris eine mathematische Formel gefunden, die alle Fälle von totaler destruktiver Interferenz mehrerer Quantenteilchen beschreibt.
Abb.: Christoph Dittel (Bild: U. Innsbruck)
Vor über drei Jahrzehnten haben Chung-
In den vergangenen Jahren wurde dieses Phänomen in anderen physikalischen Systemen und auch für mehr als zwei Teilchen nachgewiesen. Es stellt heute ein Schlüsselkonzept für viele quantenphysikalische Experimente dar. So basiert etwa der Entwurf eines optischen Quantencomputers auf der Ausnutzung dieses Effekts. „Die totale destruktive Interferenz liefert uns einen wichtigen Baustein für viele theoretische Modelle und experimentelle Aufbauten“, sagt Christoph Dittel vom Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Was bis heute fehlte, war eine allgemeine mathematische Beschreibung dieses Phänomens für eine beliebige Teilchenzahl in beliebig großen quantenphysikalischen Systemen.
Zahlreiche Beschreibungen von Einzelfällen und einige Versuche von Verallgemeinerungen hatte es bereits gegeben, als Christoph Dittel während seiner Doktorarbeit in der Arbeitsgruppe des Photonikers Gregor Weihs begonnen hat, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Der gelernte Zimmerer aus der Nähe von Bad Tölz, der im zweiten Bildungsweg an der Universität Innsbruck Physik studierte, beschäftigte sich zunächst mit der Vielteilcheninterferenz in Hyperwürfeln. Diese vieldimensionalen Würfel lenkten seinen Blick auf die Bedeutung der Symmetrie bei der Betrachtung von Interferenzen. Dies erwies sich schließlich auch als Schlüssel zu einer allgemeingültigen Beschreibung der totalen destruktiven Interferenz von mehreren Quantenteilchen. Während Christoph Dittel sich am Telefon mit seiner Mutter über das Wetter unterhielt, fiel ihm schließlich die Lösung ein, mit der alle möglichen Fälle beschrieben werden können. Er beendete das Gespräch rasch und brachte den formalen Zusammenhang auf Papier.
„Wir konnten zeigen, dass in der neuen Formel alle bisher gefundenen Speziallösungen enthalten sind“, erzählt der DOC-
Mit der Formulierung dieses Gesetzes ist es dem Nachwuchswissenschaftler gelungen, einen komplexen Zusammenhang mathematisch sehr einfach darzustellen. „Das hatten einige Leute schon seit über zehn Jahren versucht und bisher nur kleinere Fortschritte für bestimmte Fälle erzielt“, zeigt sich Arbeitsgruppenleiter Gregor Weihs erfreut. Für Christoph Dittel liegt die Schönheit gerade in der Einfachheit: „Analytische Gleichungen, die einen komplexen Zusammenhang sehr einfach beschreiben, haben etwas sehr Schönes. Das ist eigentlich der Grund, warum ich diese Arbeit mache.“ Mit der neuen Formel erleichtert er nicht nur vielen Experimentalphysikern das Leben im Labor, sondern eröffnet auch den Weg zu einem besseren Verständnis von Vielteilcheninterferenz.
U. Innsbruck / DE