07.01.2004

Elite-Unis weiter umstritten

Eliteuniversitäten in Deutschland stoßen weiter auf ein kritisches Echo. Knapp die Hälfte der Deutschen befürwortet solche Spitzen-Hochschulen allerdings.

Berlin (dpa) - Die SPD-Pläne für die Schaffung von Eliteuniversitäten in Deutschland stoßen weiter auf ein überwiegend kritisches Echo. Knapp die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) befürwortet solche Spitzen-Hochschulen allerdings, ergab eine Umfrage der Zeitung «Die Welt» (Donnerstag).

CSU-Chef Edmund Stoiber lehnte am Mittwoch in Kreuth den Aufbau staatlicher Eliteuniversitäten ab. Es handele sich erneut um einen SPD-Vorschlag «aus der hohlen Hand» ohne genügende Vorbereitung. Die Ressourcen der bestehenden Universitäten müssten besser genutzt und Elitestudiennetzwerke gebildet werden. Wer zudem Eliteuniversitäten wolle, müsse auch Studiengebühren zulassen.

Der Deutsche Beamtenbund (dbb) kritisierte die SPD-Pläne scharf. «Viel sinnvoller wäre es, die deutschen Eliteuniversitäten im Wettbewerb zwischen den Hochschulen zu ermitteln», sagte Beamtenbund- Chef Peter Heesen den «Westfälischen Nachrichten» (Münster/Mittwoch). Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Grietje Bettin, sagte in Berlin: «Man kann herausragende Forschung und Lehre nicht planwirtschaftlich per Gesetz verordnen.»

Der Studenten-Dachverband fzs kritisierte die Leitlinien der SPD zur Bildung und Forschung als unglaubwürdig und widersprüchlich. Die Einführung von Elitehochschulen führe zu einer «Zwei-Klassen- Bildung», erklärte der Verband, der nach eigenen Angaben die Interessen von etwa der Hälfte der rund zwei Millionen Studenten in Deutschland vertritt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte ebenfalls vor einer Verkürzung der Bildungsdiskussion auf Elitehochschulen.

Thüringens Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski (CDU) sprach sich für eine Reform des gesamten Hochschulsystems aus. Die Universitäten müssten sich im freien Wettbewerb besser entfalten können, sagte sie im DeutschlandRadio Berlin. Bis zu 15 Universitäten sollten im Wettbewerb für Spitzenhochschulen stehen.

Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, forderte Bundesregierung und Unternehmen auf, mehr Geld in Innovationen und Forschung zu investieren. «Wer lange genug nur mittelmäßig investiert, wird auch nur mittelmäßige Forschungsergebnisse bekommen», sagte er der «Financial Times Deutschland» (Mittwoch). Derzeit würden in Deutschland für Forschung und Entwicklung nur 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgegeben.

Zustimmend zu Eliteuniversitäten äußerten sich SPD-Vertreter in Hessen und Sachsen-Anhalt. Es dürften allerdings keine Gebühren verlangt werden, sagte der hessische Landtagsfraktionschef Jürgen Walter der dpa. Der Zugang müsse ausschließlich von der Befähigung abhängen. Sachsen-Anhalts SPD-Vorsitzender Manfred Püchel sagte der dpa in Magdeburg: «Das ist eine Chance für den Osten und damit auch für Sachsen-Anhalt.»

Bei der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid mit 500 Befragten wandten sich 44 Prozent gegen Eliteuniversitäten, sieben Prozent machten dazu keine Angaben. In der Altersgruppe der unter 29- Jährigen ist mit 59 Prozent der Wunsch nach Eliteschulen besondern ausgeprägt. Bei den Älteren überwiegt die Ablehnung.

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