Erste Testbilder vom James-Webb-Weltraumteleskop
Alle Segmente des 6,5-Meter-Spiegels sind akkurat ausgerichtet.
Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hat die erste Serie von Testbildern aller seiner Instrumente veröffentlicht. Die Bilder zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass die 18 Segmente des 6,5-Meter-Spiegels des Weltraumteleskops jetzt akkurat ausgerichtet sind. Mit dabei sind Bilder, die mit den Instrumenten MIRI und NIRSPEC aufgenommen wurden, von denen jeweils Teile am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg (MPIA) konstruiert wurden. Der Abschluss der Spiegel-Ausrichtung ist gleichzeitig der Beginn der Phase der Inbetriebnahme der Instrumente, bei der MIRI, NIRSPEC und zwei weitere Instrumente einsatzbereit gemacht werden.
Seine Leistungsfähigkeit bei Infrarotbeobachtungen verdankt das James-Webb-Weltraumteleskop, ein Gemeinschaftsprojekt der Nasa, der Esa und der kanadischen Weltraumbehörde CSA, seinem riesigen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 6,5 Metern. Da es allerdings keine Möglichkeit gab und gibt, einen Spiegel dieser Größe in einem Stück ins All zu befördern, ist der JWST-Hauptspiegel in 18 kleinere Spiegelsegmente mit einem Durchmesser von jeweils 1,3 Metern unterteilt. Damit die Segmente wie ein einziger großer Spiegel agieren, müssen sie sehr präzise ausgerichtet werden. Die Spiegelpositionen müssen dabei bis auf fünfzig Nanometer genau sein. Diese Ausrichtung wurde nun erfolgreich abgeschlossen – und das sieht man sehr direkt an den gestochen scharfen Testbildern aller vier wissenschaftlicher Instrumente des Teleskops.
Für Thomas Henning und Oliver Krause vom MPIA ist es besonders spannend, diejenigen der Testbilder zu sehen, die mit dem Instrument MIRI (für Aufnahmen im mittleren Infrarotbereich) und der Kalibrationskamera des Spektrographen NIRSPEC aufgenommen wurden: MPIA ist ein führender Partner in dem Zusammenschluss von europäischen Instituten, die das MIRI-Instrument gebaut haben, und hat außerdem wichtige Bauteile zu NIRSPEC beigetragen. „Nach Jahren intensiver Arbeit am MIRI-Instrument konnten wir jetzt zusammen mit den anderen Instrumenten ein Bild der Großen Magellanschen Wolke erhalten, welches die exzellente Abbildungsqualität zeigt, die das Teleskop erreicht. Viele Dinge, die wir dann sehen werden, können wir nur mit dem James-Webb-Teleskop sehen. Die Empfindlichkeit für diese Beobachtungen ist um einen Faktor von tausend bis zehntausend besser als von der Erde aus. Das verspricht große Durchbrüche in der Infrarot-Astronomie“, sagt Henning.
Als Nächstes werden die vier JWST-Instrumente in Betrieb genommen, also noch einmal auf Herz und Nieren geprüft, kalibriert und voll funktionsfähig gemacht, so dass sie im Frühsommer mit den wissenschaftlichen Beobachtungen beginnen können.
MPIA / JOL