Erster Schritt zu einem Radioteleskop auf dem Mond
Chinesische Mondsonde Chang’e 4 erfolgreich gestartet.
Am 7. Dezember startete die chinesische Raumfahrtorganisation CNSA die Raumsonde Chang’e 4. Das Landemodul soll auf der Rückseite des Mondes niedergehen. Mit an Bord ist eine Radioantenne für astronomische Forschungen. Der deutsche Astronom Heino Falcke von der Radboud Universität im niederländischen Nimwegen und dem MPI für Radioastronomie in Bonn ist an dem Vorhaben beteiligt. Eine Radioantenne seiner Gruppe ist bereits mit dem ersten Teil der Mission hinter dem Mond in Stellung gegangen und soll nach der Landung der Fähre aktiviert werden. Gemeinsam mit den chinesischen Wissenschaftlern wollen sie die Daten der beiden Experimente analysieren und das Weltall in einem Frequenzbereich studieren, der von der Erde aus nicht zugänglich ist.
Die erste Antenne startete mit dem Chang’e 4 Relay-Satelliten Queqiao am 21. Mai dieses Jahres. Der Satellit befindet sich mittlerweile in einer Umlaufbahn hinter dem Mond und wird die Kommunikation mit der Landefähre von der Erde aus sicherstellen, aber auch eigenständige Messungen durchführen. Der Netherlands China Low-Frequency Explorer NCLE wurde von einem Team der Radboud Universität unter Leitung von Falcke, dem niederländischen Radioastronomie-Institut ASTRON und dem Unternehmen ISIS entwickelt und hergestellt.
Das Instrument soll Anfang 2019 mit wissenschaftlichen Beobachtungen beginnen wird. Die zweite, ähnliche Antenne auf der Mondlandefähre wurde in China unter Leitung von Jingsong Ping von der chinesischen Akademie der Wissenschaften gebaut. Mit dem Instrument auf dem Relay-Satelliten sind die Wissenschaftler das erste europäische Team, das an einer chinesischen Mondmission beteiligt ist.
Radioastronomen beobachten das Weltall normalerweise mit Radioteleskopen von der Erde aus. Mit den Mondantennen möchten die Wissenschaftler ein neues Fenster zum Universum aufstoßen. Damit sollen nun Funksignale mit sehr großen Wellenlängen abgehört werden, die man auf der Erde nicht wahrnehmen kann, da diese von der Erdatmosphäre verschluckt werden. „Die Mondantennen machen den Weg frei für ein zukünftiges, groß angelegtes Radioteleskop auf der Oberfläche des Mondes, um das bisher noch unerforschte dunkel Zeitalter des Universums nach dem Urknall und vor der Bildung erster Sterne wahrnehmen zu können“, erklärt Falcke. „Das geht nur von einem Punkt hinter dem Mond, wo absolute Funkstille herrscht.“ Deshalb ist diese Mondlandung auch von solch großem Belang für die Wissenschaftler, da sie nun erstmals die Möglichkeit erhalten, unter realen Bedingungen Radiomessungen auf und hinter dem Mond zu machen.
„Auch für die deutsche und europäische Raumfahrt ist das von Interesse, da wir gerade eine weltweite Wiederentdeckung des Mondes erleben und auch hier in Europa neue Mondmissionen diskutiert werden“, ergänzt Falcke. Die ESA hatte 2012 schon mal einen Anlauf gemacht und an einer Mondlandefähre gearbeitet, für die Falckes Team damals ein Radioexperiment entwickelt hatte. Die Pläne wurden dann allerdings auf Eis gelegt. Falcke hofft daher, dass die neuen Missionen in China auch der europäischen Mondforschung weitere Impulse geben können.
Radboud U. / RK