13.12.2007

Erstmals wieder mehr Studienanfänger

Die Zahl der Studienanfänger ist 2007 erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen - und zwar um 3,8 Prozent auf 358.217.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Studienanfänger ist 2007 erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen - und zwar um 3,8 Prozent auf 358.217. Knapp 50 Prozent davon sind junge Frauen. Die Universitäten verzeichnen knapp zwei Prozent Zuwachs, die Fachhochschulen über acht Prozent. In Bundesländern ohne Studiengebühren fiel der Anstieg der Anfängerzahl im Schnitt deutlich größer aus. Aus Ländern mit Gebühren wird dagegen in der Regel nur geringer Zuwachs oder gar ein Rückgang gemeldet, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bezeichneten den Wiederanstieg der Anfängerzahl als «Trendwende». Die Hochschulpakt von Bund und Ländern zur Schaffung zusätzlicher Studienplätze zeige erste Wirkung, sagte Schavan. HRK-Präsidentin Margret Wintermantel hält die zusätzlichen Mittel an vielen Hochschulorten jedoch für nicht ausreichend, um attraktive Studienbedingungen zu schaffen.

Die Zahlen zeigen, dass immer mehr junge Menschen auf ein Studium verzichten und der aktuelle Zuwachs den Rückgang der vergangenen Jahre nicht wettmachen kann. Zwischen 2003 und 2006 stieg die Zahl der Abiturienten sowie der jungen Leute mit Fachhochschulreife (FH) um zwölf Prozent. Gleichzeitig ging die Anfängerzahl an den Hochschulen um neun Prozent zurück. Für 2007 haben die Kultusminister sogar 438.300 Schulabgänger mit Studienberechtigung prognostiziert.

Länder ohne Gebühren wie Brandenburg (plus 13,7 Prozent), Bremen (plus 13,5) und Berlin (plus 11,8) profitieren am stärksten vom Zuwachs. Alle Ost-Länder haben überdurchschnittliche Zuwächse. In Gebührenländern wie Baden-Württemberg (minus 2,2), Hessen (minus 0,4) und dem Saarland (minus 3,1) gibt es dagegen Rückgänge. In den beiden größten Bundesländern Bayern (plus 1,7) und Nordrhein-Westfalen (plus 2,3 Prozent) bleiben die Zuwächse unter dem Durchschnitt. Ausnahme bilden die Gebührenländer Niedersachsen (plus 7,6) und Hamburg (plus 5). In Niedersachsen waren die Rückgange in den Jahren zuvor überdurchschnittlich groß.

Insgesamt werden jetzt in sieben von 16 Bundesländern Studiengebühren erhoben. Der studentische Dachverband «fzs» sieht in den Zahlen einen Beleg dafür, dass Gebühren junge Leute vom Studium abschrecken. Zudem würden verschärfte Zulassungsbeschränkungen sowie auch schlechte Studienbedingungen immer mehr junge Leute von einem Studium abhalten.

Der Anteil der jungen Menschen am Altersjahrgang, der ein Studium aufnimmt, liegt jetzt bei 36,6 Prozent. Die Bundesregierung will diese Studienanfängerquote auf 40 Prozent steigern. 2003 war bereits eine Quote von 38,9 Prozent erreicht worden. 21 Prozent eines Jahrganges schließen ein Studium erfolgreich ab. Im Schnitt der 30 wichtigsten OECD-Industrienationen nehmen inzwischen 54 Prozent ein Studium auf, 36 Prozent beenden es mit Abschluss.

In der Ingenieurbranche zeichnet sich nach Aussage der Statistiker ein dramatischer Fachkräftemangel ab. 100 in Pension gehenden Ingenieuren stünden nur 87 Nachwuchskräfte gegenüber. Doch die jungen Leute haben bei ihrer Studienwahl bereits darauf reagiert. Fächer wie Bauingenieurwesen (plus 18 Prozent) und Maschinenbau (plus 10) haben in diesem Jahr weit überdurchschnittlich mehr Anfänger.

Insgesamt sind an den deutschen Hochschulen 1.947.569 Studenten eingeschrieben, gut 30.000 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der sogenannten Langzeitstudenten (15 Semester und mehr) ist weiter zurückgegangen und liegt jetzt bei sechs Prozent. Im Jahr 2000 waren dies noch zehn Prozent. In elf Bundesländern werden jetzt Gebühren bei Überschreitung der Regelstudienzeit verlangt.

Schavan begrüßte, dass die Hochschulen in den neuen Ländern in der Beliebtheit der Studienanfänger deutlich gewonnen hätten. Aber auch insgesamt sei der Trend positiv. Die Hochschulen hätten «einen ersten Meilenstein» erreicht, um die vereinbarte Zielmarke von 91.370 zusätzlichen Anfängern bis 2010 zu erreichen.

Der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, sagte, wer den Fachkräftemangel wirklich bekämpfen wolle, brauche deutlich mehr Studierende. Gehring: «Die Konsequenzen sind klar: keine Studiengebühren, keine Darlehen mit Verschuldung, mehr Bafög und mehr Studienplätze.» Nirgendwo sei die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Studienaufnahme so groß wie in Deutschland.

Der Ingenieurmangel nimmt zu - einige Daten zum Vergleich:

  • ERSATZBEDARF: Bei den Ingenieuren kommen auf 100 Pensionäre 87 erfolgreiche Hochschulabsolventen. Günstiger sieht es bei den Naturwissenschaften aus. Dort kommen auf 100 Ausscheidende 218 Berufseinsteiger - bei starkem Wachstum in der Branche.

  • STUDIENWAHL: Die jungen Leute reagieren zudem auf die Signale des Arbeitsmarktes. Fächer wie Bauingenieurwesen (plus 18 Prozent) und Maschinenbau/Verfahrenstechnik (plus 10 Prozent) haben weit überdurchschnittlich mehr Anfänger. In Informatik und Elektrotechnik liegen die Zuwächse bei 4 beziehungsweise 3 Prozent.

  • UNIVERSITÄT/FACHHOCHSCHULE: Die Universitäten verzeichnen knapp 2 Prozent mehr Anfänger, die Fachhochschulen über 8 Prozent. Insgesamt sind an den Hochschulen aktuell 1 947 569 Studenten eingeschrieben, etwa 32 000 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der sogenannten Langzeitstudenten (15 Semester und mehr) ist weiter zurückgegangen und liegt jetzt bei 6 Prozent. 2000: 10 Prozent.

  • STUDIERQUOTE: Der Anteil der jungen Menschen am Altersjahrgang, der ein Studium aufnimmt, liegt jetzt bei 36,6 Prozent. Ziel von Bund und Ländern sind 40 Prozent. 2003 waren bereits 38,9 Prozent erreicht. 21 Prozent eines Jahrganges schließen ein Studium ab. Im Schnitt der 30 wichtigsten OECD-Industrienationen nehmen 54 Prozent ein Studium auf, 36 Prozent beenden es mit Abschluss.

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