08.07.2009

Europa will US-Rolle bei ISS-Versorgung übernehmen

Die ESA gibt dem Raumfahrtunternehmen EADS-Astrium grünes Licht für die Entwicklung eines europäischen Raumtransporters ARV. Künftiger ISS-Kommandant de Winne will zum Mond.



Bremen (dpa) - Die Stimme aus dem Weltall klingt laut und verständlich: Obwohl der künftige Kommandant der Internationalen Raumstation (ISS), Frank de Winne, mit einem Tempo von 28 000 Kilometern pro Stunde um die Erde kreist, klappt die Direktschaltung nach Bremen problemlos. Dort gab die Europäische Weltraumorganisation ESA am Dienstag dem Raumfahrtunternehmen EADS-Astrium grünes Licht für die Entwicklung eines europäischen Raumtransporters ARV (Advanced Re-entry Vehicle). Dieser soll ab 2016 Fracht zur ISS und zurück zur Erde bringen und für die vor der Einmottung stehenden US-Shuttle-Flüge einspringen. Später sollen auch Astronauten mitpendeln. Und wohin die Reise noch gehen könnte, ist de Winne bereits klar: «Das nächste Ziel ist der Mond.»

Auf einer Großleinwand verfolgen Raumfahrt-Manager in Bremen das Gespräch mit ihrem Astronauten Frank de Winne, der in einem Cockpit voller technischer Gerätschaften steht. «Das ist eine interessante Periode in meinem Leben, Kommandant zu sein ist eine Ehre», meint er, und muss dabei wegen der Schwerelosigkeit nicht nur sein Mikrofon, sondern auch das Kabel gut festhalten. Angesichts der erst vor kurzem angelaufenen medizinischen und wissenschaftlichen Forschung in der Raumstation ist ihm wichtig, dass der Betrieb der ISS über die bislang vereinbarte Frist bis 2015 verlängert wird. «Die ISS muss länger bleiben, sie kann uns helfen auf dem Weg zum Mond.»

Nach dem viele Jahre mit dem 1998 gestarteten Ausbau der Internationalen Raumstation vergingen, wird nun auf eine Beschleunigung der erst mit dem Andocken des Columbus-Labors gestarteten Forschungsprojekte gedrängt - schließlich ist die technische Lebensdauer der Station bis etwa 2025 begrenzt. «Die Dauer des Betriebs hängt vom Nutzen ab», sagt der ESA-Chef Jean-Jacques Dourdain in Bremen. Er appelliert an die fünf ISS Partner - USA, Russland, Kanada, Japan und Europa - sich für einen Weiterbetrieb auszusprechen. «Ich bin mir sicher, dass der Nutzen für eine Verlängerung über 2015 groß genug sein wird.»

Die in Bremen vereinbarte Entwicklung eines neuen Raumtransporters ist wichtig, da die USA ihren Shuttle ausrangieren und die Flüge zur ISS 2010 einstellen. Für den Rücktransport von Material und Menschen steht dann nur noch die russische Sojus-Kapsel zur Verfügung. Die Europäer hatten im März 2008 einen ersten von geplanten fünf ATV- Raumtransportern, den «Jules Verne», zur Internationalen Raumstation geschickt. Dieses Modell verglüht allerdings bei der Rückkehr Richtung Erde und bietet keine Möglichkeit zum Rücktransport von Fracht. Für die in der Raumstation laufende Forschung ist der Rücktransport von Material zur Erde allerdings dringend nötig.

Einschließlich eines Erstfluges sind für den europäischen Raumtransporter rund 1,4 Milliarden Euro veranschlagt. Mit der Ariane 5 solle der erste Transporter 2016 ins All gebracht werden, ein Flug mit Astronauten sei ab 2022 geplant, teilte die ESA mit. Seit sechs Wochen ist die Internationale Raumstation erstmals mit sechs Astronauten voll besetzt. Als erster Europäer soll im Oktober der Belgier Frank de Winne das Kommando auf der Station übernehmen. Diese Führungsrolle war bisher Amerikanern und Russen vorbehalten.

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KP

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