European XFEL geht in die Betriebsphase
Erste Experimente haben bereits begonnen – Nutzerbetrieb zu wissenschaftlichen Forschungszwecken startet im September.
Für den weltgrößten Röntgenlaser European XFEL beginnt die Betriebsphase. In den letzten Wochen wurden die für die Nutzung des Forschungspotenzials der Anlage erforderlichen Parameter für den Röntgenstrahl erreicht und in den Experimentierhütten genügend Technik und Instrumente installiert, um mit der Forschung beginnen zu können. Das stellte der European XFEL Council, das oberste Leitungsorgan der Einrichtung, auf seiner Sitzung am 30. Juni fest und gab damit die Nutzung von für die Betriebsphase vorgesehenen Budgetmitteln frei. Der Röntgenlaser produziert extrem helle und ultrakurze Lichtblitze, die mit Hilfe spezieller Experimentierstationen völlig neue Einblicke in atomare Details und in schnelle Prozesse im Nanokosmos ermöglichen. Erste Experimente sind nun möglich und haben in Zusammenhang mit der Inbetriebnahme bereits begonnen. Der Nutzerbetrieb zu wissenschaftlichen Forschungszwecken soll im September starten.
Abb.: Das Beugungsmuster (links), aufgenommen am Instrument SPB/SFX des European XFEL, entsteht wenn das Röntgenlicht durch eine etwa einen Millimeter große quadratische Blende geleitet wird. Das gleichmäßige, netzartige Muster zeigt die hohe laserartige Qualität des Lichtstrahls an. Das erste Test-
Martin Meedom Nielsen, Vorsitzender des European XFEL Council, erklärte: „Die Mitgliedsländer freuen sich sehr über die großen Fortschritte, die es nun ermöglichen, die Betriebsphase dieser weltweit führenden Einrichtung zur Forschung mit Röntgenstrahlen starten zu können. Die internationale Nutzergemeinschaft, die sich intensiv auf wegweisende neue Experimente vorbereitet, hat diesen großen Meilenstein mit Spannung erwartet. Ich möchte Management und Mitarbeitern von European XFEL ebenso wie dem von DESY geführten Beschleuniger-
Voraussetzung für den Übergang in die Betriebsphase ist, dass die Einrichtung eine Reihe von vorab festgelegten technischen Bedingungen erfüllt. Dazu zählt, dass die Pulse des Röntgenlasers bei einer Wellenlänge von maximal 0,2 Nanometern die für Röntgenlaser typische hohe Intensität haben und stabil bleiben. Darüber hinaus müssen die beiden Instrumente der zuerst fertiggestellten Beamline soweit ausgestattet sein, dass wissenschaftliche Experimente möglich sind.
Zu den seit der Erzeugung des ersten Laserlichts Anfang Mai erzielten Fortschritten zählen unter anderem die Erzeugung von kurzwelligem harten Röntgenlicht, die erfolgreiche Weiterleitung des Strahls über Spezialspiegel bis in die Experimentierhütten und die Inbetriebnahme einer Reihe von hochspezialisierten Geräten für die Messung der Röntgenstrahl-
Mit Wellenlängen von zunächst 0,2 Nanometern und ausreichender Leuchtstärke ermöglichen die Röntgenblitze jetzt Aufnahmen mit atomarer Auflösung. An zwei Experimentierstationen, dem Instrument FXE (Femtosecond X-ray Experiments) für die Erforschung sehr schneller Prozesse und dem Instrument SPB/SFX (Single Particles, Clusters, and Biomolecules / Serial Femtosecond Crystallography) für die Untersuchung von Biomolekülen und biologischer Strukturen, können jetzt erste Experimente durchgeführt werden.
Am 1. September wird die internationale Einrichtung offiziell eröffnet. Die wissenschaftlichen Nutzer werden in den darauf folgenden Wochen erwartet. Internationale Expertengremien haben in den vergangenen Wochen die in der ersten Bewerbungsrunde um Strahlzeit eingereichten Anträge begutachtet. In Kürze wird European XFEL bekannt geben, welche Vorschläge berücksichtigt werden können.
European XFEL wird den Aufbau von zwei weiteren röntgenlichterzeugenden Systemen (Undulatoren), der zugehörigen Strahlführungen in die Experimentierhalle und von vier weiteren Experimentierstationen weiter vorantreiben. Gleichzeitig soll die durchschnittliche Strahlintensität des Röntgenlaserlichts weiter steigen und die Pulsrate schrittweise das Ziel von 27.000 Lichtblitzen pro Sekunde erreichen, die den European XFEL weltweit einzigartig machen werden.
XFEL / RK