Explodierende Xenon-Cluster
Röntgenlaser schafft neue Einblicke in die Wechselwirkung von Licht und Materie.
Ein internationales Forscherteam um Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin und der Universität Rostock konnte mit dem Röntgenlaser FLASH am Forschungszentrum DESY in Hamburg die ultraschnelle lichtgetriebene Explosion von Nanopartikeln aus Xenon beobachten. Die Untersuchung dieser Xenon-Cluster liefert neue Einblicke in die fundamentale Wechselwirkung von intensivem Licht mit Materie.
Abb.: Explodierender Xenon-Cluster mit freigesetzten Elektronen. (Bild: T. Fennel / U Rostock)
„Cluster sind von grundlegender Bedeutung für diese Untersuchung“, erklären Daniela Rupp von der Technischen Universität Berlin und Thomas Fennel von der Universität Rostock. „Sie weisen eine hohe Dichte auf und sind in der Gasphase gleichzeitig sehr gut von der Umgebung isoliert, wodurch eine ungestörte Analyse möglich wird.“ Die Forscher erzeugten die Cluster, indem sie kaltes Xenon-Gas unter Druck ins Vakuum bliesen. „Dabei kühlt das Gas weiter ab, so dass sich zunächst Tröpfchen bilden, die gefrieren und weiter zusammenklumpen, ähnlich wie ein Hagelkorn“, beschreibt Rupp.
Diese etwa 400 Nanometer kleinen Xenon-Nanopartikel beschossen die Forscher mit den ultrakurzen, intensiven FLASH-Laserblitzen, die für einige billiardstel Sekunden eine Intensität von bis zu 500 Billionen Watt pro Quadratzentimeter erreichten, erläutert Rolf Treusch von DESY, Forschungskoordinator bei FLASH. Zum Vergleich: Sonnenlicht hat auf dem Erdboden eine Intensität von etwa 0,1 Watt pro Quadratzentimeter. Der helle Strahlungsblitz entriss den Xenon-Atomen im Cluster zahlreiche Elektronen und es bildete sich ein Plasma.
Die Physiker konnten in ihrer Versuchsanordnung die Entwicklung individueller Xenon-Cluster verfolgen und deren Größe sowie die genaue Energie bestimmen, mit der sie getroffen wurden. „Dies wurde möglich, da wir sowohl Momentaufnahmen der Cluster vor ihrer Zerstörung machen konnten, als auch die Ladungszustände der Bruchstücke nach der Explosion präzise vermessen", berichtet Rupp.
Bei diesen Untersuchungen identifizierten die Wissenschaftler unter anderem eine bislang nicht beachtete Heizung in dem Plasma: „Jedes Mal, wenn sich ein Elektron wieder mit einem Xenon-Atom verbindet, gibt es Energie an das umgebende Plasma ab”, erläutert Fennel. „Dadurch bekommen am Ende solche Xenon-Ionen, die nicht mit Elektronen rekombinieren, prozentual mehr Energie – die Elektronen heizen diese Ionen quasi auf.” „Die Ergebnisse lassen sich hervorragend mit der Theorie vereinbaren“, erklärt Fennel weiter. „Berücksichtigt man in der Theorie diese Rekombinationsheizung, beschreibt sie genau unsere Beobachtungen. In dieser Untersuchung ergänzen sich theoretische Physik und Experimentalphysik in ausgezeichneter Weise.”
U Rostock / JOL