Fahrzeug, wechsle Dich!
Modulfahrzeuge für eine nachhaltigere, urbane Mobilität.
Mit dem Fahrzeugkonzept U-Shift gehen die Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR neue Wege, um die urbane Mobilität von morgen nachhaltiger, effizienter und komfortabler zu gestalten. Das zentrale Merkmal von U-Shift ist die Trennung von Fahrzeug und Raum für Personen und Güter. Dies ermöglicht eine ganz neue Art der Modularisierung direkt auf der Straße und damit eine Vielzahl innovativer Fahrzeugvarianten und Geschäftsmodelle.
Ein U-förmiges Fahrgestell, das Driveboard, beinhaltet alle technischen Komponenten und Systeme, die zum autonomen, elektrischen Fahren notwendig sind. „Dazu gehören der elektrische Antrieb, das Fahrwerk, die Sensoren für den fahrerlosen Betrieb, Batterie- oder Brennstoffzellensysteme als Energielieferanten sowie die entsprechenden Lade- beziehungsweise Betankungskomponenten“, sagt Jürgen Weimer, DLR-Projektleiter von U-Shift und Forscher am DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. Mit dem ebenfalls im Driveboard integrierten Hebesystem kann die Nutzeinheit einfach und schnell nach dem Prinzip Plug-and-drive ausgetauscht werden.
Die Nutzeinheit oder Kapsel ist leicht, flexibel und für eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten im Personen- und Gütertransport ausgelegt. Als People Mover kann U-Shift im öffentlichen Nahverkehr zum Einsatz kommen, beispielsweise als flexibles Rufbussystem in Stadtgebieten, die noch nicht flächendeckend erschlossen sind oder für den Tür-zu-Tür-Transport in Innenstädten. Im Wirtschaftsverkehr sind Einsätze im Bereich von Paket- und Lieferdiensten, Abfallentsorgung bis hin zu mobilen Ladengeschäften denkbar. Aufgrund der hohen Standardisierung lassen sich die Kapseln auch einfach auf andere Verkehrsträger umladen – neben der Schiene in Zukunft zum Beispiel auf Lufttaxis oder Seilbahnen. „Im Driveboard steckt die ganze Hightech, die Kapseln sind dagegen relativ einfach gehalten und nur mit den absolut notwendigen technischen Systemen versehen. Sie können leicht und kosteneffizient produziert werden“, sagt Weimer. „Deshalb gilt es, das kostenintensive Driveboard möglichst gut auszulasten.
Im Optimalfall sind die fahrerlosen Driveboards rund um die Uhr unterwegs. Dieser Dauereinsatz stellt natürlich besonders hohe Ansprüche an Strukturen und Komponenten“, so Weimer weiter. Waren und Pakte können zum Beispiel auch nachts ausgeliefert werden. Auf diese Weise lässt sich die Verkehrsbelastung gleichmäßiger verteilen und besser steuern. Bis Mitte nächstes Jahr wollen die DLR-Forscher gemeinsam mit ihren Partnern am Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS), am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Universität Ulm ein erstes Modell (Mock-Up) des Fahrzeugs in voller Größe aufbauen. Anhand dieses Modells sollen mögliche Geschäftsfelder, Nutzererfahrungen sowie Betreiber- und Sharing-Modelle untersucht und diskutiert werden.
DLR / JOL