Fein einstellbare Terahertzstrahlung
Per Quantenkaskadenlaser gepumpte Terahertz-Gaslaser lassen sich über großen Frequenzbereich durchstimmen.
Erst seit einigen Jahren hat sich Terahertzstrahlung in verschiedenen Bereichen durchgesetzt. Trotz vielversprechender Einsatzmöglichkeiten gibt es bei der Terahertzstrahlung aber immer noch das Problem, dass ihre Erzeugung aufwändig ist und häufig große und nicht allzu effiziente Geräte dafür benötigt werden. Oft lässt sich Terahertzstrahlung auch nur sehr begrenzt in der Frequenz variieren oder die Terahertzquellen arbeiten nur bei tiefen Temperaturen. Abhilfe könnte die Idee eines Forscherteams um Federico Capasso von der Harvard University in den USA bringen: Die Wissenschaftler haben ein neues Konzept für einen Terahertzlaser vorgestellt, der auf Molekülgasen basiert und über einen großen Bereich durchstimmbar ist.
Bislang funktionieren Terahertzlaser, die mit molekularen Gasen arbeiten, vor allem mit optischer Pumpstrahlung, die die verschiedenen energetischen Zustände der Moleküle anregen und zur Aussendung von Laserstrahlung bringen. Solche optisch gepumpten Laser können aber nur bei bestimmten Frequenzen arbeiten und haben zudem den Nachteil, dass die Pumplaser – etwa Kohlendioxidlaser – recht sperrig sein können und sich nur schlecht in kleine, praktische Aufbauten integrieren lassen.
Das neue Konzept der Wissenschaftlerteams beruht deshalb auf einer anderen Quelle für die Pumpstrahlung: einem Quantenkaskadenlaser. Bei diesem Lasertyp entsteht das Laserlicht nicht wie bei anderen Halbleiterlasern durch den Übergang der Elektronen vom Leitungs- in das Valenzband, sondern durch Intersubband-Übergänge im Leitungsband. Solche Quantenkaskadenlaser beruhen auf Halbleiter-Heterostrukturen. Sie lassen sich über einen weiten Bereich durchstimmen, indem man etwa Temperatur oder Anregungsstrom entsprechend einstellt, und haben typischerweise Frequenzen im hohen Terahertzbereich von bis zu einigen Dutzend Terahertz.
Um Laserstrahlung im Terahertzbereich mit geringerer Frequenz herzustellen, bieten sich die Rotationsübergänge von Molekülen an. Für die Experimente nutzten die Forscher Distickstoffoxid, wobei aber beliebige andere molekulare Gase denkbar sind: Von zweiatomigen Gasen wie Kohlenmonoxid bis hin zu fünf- oder sechsatomigen Gasen wie etwa Fluormethan sollten sich nach den Berechnungen der Wissenschaftler gute Ergebnisse erzielen lassen. Das Gas schlossen die Forscher in einem Hohlraum mit Kupferspiegeln ein, wobei der notwendige Druck zum Erreichen der Laserbedingungen lediglich 1,3 bis 13 Pascal betrug. Dieser Hohlraum war etwa 15 Zentimeter lang und fünf Millimeter breit. Durch ein kleines Fenster von einem Millimeter Durchmesser koppelten die Wissenschaftler dann die Strahlung des Quantenkaskadenlasers ein, der im mittleren Infrarot strahlte und eine Leistung von 0,25 Watt aufwies. Durch dieses Loch trat dann auch der ferninfrarote Terahertz-Laserstrahl aus.
Der hintere Kupferspiegel im Hohlraum war verschiebbar, so dass sich der Hohlraum mit der gewünschten Emissionsfrequenz in Resonanz bringen ließ, während die Forscher die Wellenlänge der Pumpstrahlung durchstimmten. Auf diese Weise konnte auch die zu erzeugende Terahertzstrahlung einen großen Frequenzbereich abdecken. Ab einer eingekoppelten Pumpleistung von siebzig Milliwatt begann das Gas, Terahertz-Laserstrahlung auszusenden, wobei diese Leistung bis zu 0,04 Milliwatt erreichte. „Wir konnten dabei Laserstrahlung mit Frequenzen von 0,251 bis 0,955 Terahertz erzeugen, was einen wichtigen Teil des Terahertzspektrums umfasst“, sagt Capasso, der bereits an der Entwicklung des Quantenkaskadenlasers beteiligt war.
Solche Terahertzlaser kommen für eine Vielzahl von Anwendungen in Betracht. Abgesehen vom Einsatz als Scanner an Flughäfen und ähnlichen Einrichtungen können sie auch zur Erkennung von Haut- oder Brustkrebs dienen. Auch bei kurzen optischen Verbindungen mit sehr hoher Bandbreite sind Terahertzlaser vielversprechend. Und nicht zuletzt können sie auch in der Astrophysik helfen, extrem schwache Signale – etwa von interstellarer Materie – aufzuspüren. Hier dient ein solcher Laser als lokaler Oszillator im Rahmen der heterodynen Detektion. Mit Hilfe einer durchstimmbaren Referenzwelle lassen sich dabei die Frequenz und die Stärke des ursprünglichen Signals ermitteln. Ein Quantenkaskadenlaser-gepumpter Terahertz-Gaslaser eröffnet hier neue Möglichkeiten.
Dazu müssten aber erst noch die Leistung und die Richtungstreue des ausgekoppelten Laserstrahls verbessert werden. Auch sollten sich höhere Frequenzen von über einem Terahertz mit einem solchen System erzielen lassen. Nach den Berechnungen der Forscher sollten mit derartigen Systemen Laserleistungen von mehr als einem Milliwatt auch bei Frequenzen von über einem Terahertz möglich sein.
Dirk Eidemüller
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
P. Chevalier et al.: Widely tunable compact terahertz gas lasers, Science 355, 856 (2019); DOI: 10.1126/science.aay8683 - Capasso Group, Harvard School of Engineering and Applied Sciences, Harvard University, Cambridge, USA
Weitere Beiträge:
- A. Pagies et al.: Low-threshold terahertz molecular laser optically pumped by a quantum cascade laser, APL Photonics 1, 031302 (2016); DOI: 10.1063/1.4945355
- R. Köhler et al.: Terahertz semiconductor-heterostructure laser, Nature 417, 156 (2002); DOI: 10.1038/417156a
- Flache Metalinsen fokussieren sichtbares Licht, ProPhysik, 2.6.2016
- Gleiches Recht für alle Wellenlängen, ProPhysik, 2.2.2015
RK