Fields-Medaille für Peter Scholze
Höchste Mathematik-Auszeichnung für neue Methoden im Grenzbereich von Zahlentheorie und Geometrie.
Peter Scholze ist erst der zweite Deutsche, der die Fields-Medaille in mehr als 80 Jahren erhalten hat. Erster deutscher Preisträger war im Jahr 1986 Gerd Faltings, der derzeit Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn und Vorstandsmitglied des Hausdorff-Zentrums für Mathematik der Universität Bonn ist. Die Verleihung ist nur der Höhepunkt einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen für Peter Scholze in den letzten Jahren. Seine wissenschaftlichen Leistungen fanden bereits Anerkennung im Clay Fellowship der Clay Foundation, dem Prix Peccot des Collège de France, dem Clay Research Award, dem Cole Prize for Algebra der American Mathematical Society, dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Aufnahme in vier renommierte wissenschaftliche Akademien.
Abb.: Peter Scholze vom Hausdorff-Zentrum für Mathematik in Bonn entdeckte die perfektoiden Räume und wurde nun mit der Fields-Medaille ausgezeichnet. (Bild: V. Lannert, Univ. Bonn)
Peter Scholze hat das Methodenspektrum im Grenzbereich von Zahlentheorie und Geometrie, der Arithmetischen Geometrie, durch die von ihm entdeckten „perfektoiden Räume“ grundlegend erweitert. Diese neuen Strukturen erlauben es, die ganzen Zahlen besser als bislang als geometrisches Gebilde zu interpretieren, in dem auch in einer Umgebung von Primzahlen – über p-adischen Zahlen – Geometrie betrieben werden kann. Dadurch werden umgekehrt neue, unerwartete Rückschlüsse auf offene zahlentheoretische Fragestellungen ermöglicht.
Die Auszeichnung von Peter Scholze ist ein weiterer Meilenstein in der langen Tradition der Bonner Mathematik, die zu den größten und wichtigsten Zentren für mathematische Lehre und Forschung in Deutschland und weltweit gehört. Mit ihrer Geschichte verbinden sich große Gelehrte wie Julius Plücker, Felix Klein, Rudolf Lipschitz, Felix Hausdorff und Otto Toeplitz. Friedrich Hirzebruch machte Bonn im 20. Jahrhundert zu einem internationalen Zentrum der Mathematik und gründete das Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn. Seit Jahrzehnten fördert die Universität Bonn die Mathematik systematisch und nachhaltig für die Zukunft. So bildet mathematische Forschung einen ihrer sechs Profil-Bereiche. Seit 2006 wird das Hausdorff Center for Mathematics im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder als Exzellenz-Cluster gefördert. Auch hierdurch konnte die Förderung hochtalentierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler noch stärker erfolgreich adressiert und das bereits vorhandene hervorragende Umfeld der Mathematik an der Universität Bonn weiterentwickelt werden.
Dieses Bonner Umfeld war für Peter Scholze der entscheidende Grund, aus Berlin kommend, die Universität Bonn als Studienort zu wählen. Bereits als Schüler hat er auf sein mathematisches Talent durch drei Gold- und eine Silbermedaille bei der Internationalen Mathematik-Olympiade auf sich aufmerksam gemacht. Während der Promotion bei seinem akademischen Lehrer und Wegbereiter, Leibniz Preisträger Michael Rapoport, wurde die Brillanz des jungen Forschers weltweit erkannt. Um ihn an Bonn zu binden, hat sich die Universität Bonn im Jahr 2012 zu einem außergewöhnlichen Schritt entschlossen: Mit Mitteln der Exzellenzinitiative wurde er mit nur 24 Jahren als jüngster W3-Professor Deutschlands auf einen renommierten „Hausdorff Chair“ des Hausdorff-Zentrums für Mathematik der Universität Bonn berufen. Seither wird er von den besten Universitäten weltweit umworben.
Der Rektor der Universität Bonn, Michael Hoch, betont: „Die Auszeichnung und der ganz persönliche Erfolg von Peter Scholze ist auch für die Universität Bonn von größter Bedeutung. Unser Ziel war und ist es, die besten Köpfe der jeweiligen Disziplinen, auch und vor allem herausragende Nachwuchstalente, für Bonn zu gewinnen und ihnen optimale Bedingungen für ihre Forschung zu bieten. Hierfür ist Peter Scholze als Ausnahme-Mathematiker ein überaus beeindruckendes Beispiel. Ohne jeden Zweifel wird er die mathematische Forschung auch in Zukunft maßgeblich prägen.“ Peter Scholze bleibt der Wissenschaftsstadt Bonn erhalten: „Die Rahmenbedingungen hier in Bonn sind großartig und die internationale Atmosphäre sehr inspirierend“, erklärt der Mathematiker. Neben seinem Hausdorff Chair am Mathematischen Institut der Universität wurde er kürzlich auch als Wissenschaftlicher Direktor an das Bonner Max-Planck-Institut für Mathematik berufen.
U. Bonn / JOL