Fluiddynamik im Fokus
Max-Planck-Center zur Physik der Fluide im niederländischen Enschede eingeweiht.
Gemeinsam richten die Max-Planck-Gesellschaft und die Universität Twente in Enschede, Niederlande, ein wegweisendes Zentrum für die Erforschung von komplexer Fluiddynamik ein. Beide Seiten investieren insgesamt rund zehn Millionen Euro, um Fortschritte beispielsweise in der medizinischen Diagnostik oder dem Betrieb von Windkraftanlagen zu erreichen. Die ausgezeichneten Forschungsgruppen und die einzigartigen Laboreinrichtungen, die über das Center gemeinsam nutzbar sind, sollen zudem wissenschaftliche Talente aus aller Welt anziehen. Die Einweihung wurde am 3. März mit den Präsidenten beider Institutionen, den führenden Wissenschaftlern sowie Gästen aus der Politik mit einem Symposium an der Universität Twente gefeiert.
Abb.: Detail einer hochaufgelösten Computer-
Ohne Flüssigkeiten und Gase würde es auf der Erde kein Leben geben. Die Dynamik von Fluiden bestimmt den Wärmehaushalt der Erde oder erzeugt deren Magnetfeld, im Körper halten uns die Lunge und das Herz am Leben. Wasser, Gase und Öle werden in Pipelines und Rohren transportiert. Die Effizienz der Verbrennung wie beispielsweise im Automotor oder auch die Herstellung von Chemikalien in großtechnischen chemischen Reaktionsanlagen hängt maßgeblich von der Dynamik der Gase und Flüssigkeiten ab. „Dieses sind nur sehr wenige Beispiele, die zeigen: Fluiddynamik bestimmt die Welt und das Universum. Und da diese Feldtheorie bis heute im Detail mathematisch noch unverstanden ist und auch Reaktionen oder Wechselwirkung von Fluiden mit Oberflächen tiefe Fragen aufwerfen, ist es unbedingt an der Zeit, dass sich die Physik mit den Grundlagen dieses Gebiets stark auseinandersetzt“, sagt Eberhard Bodenschatz, Direktor am Max-
Der Präsident der Max- Planck-
Victor van der Chijs, Präsident der Universität Twente, ergänzt: „Die Max-Planck-
Detlef Lohse, der als Leiter der Abteilung „Physics of Fluids“ an der Universität Twente einer der zwei Co-Direktoren des Centers ist, unterstreicht die Bedeutung für die Nachwuchsförderung: „Neben der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und der gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastruktur geht es uns auch insbesondere um die Förderung hochtalentierter junger Wissenschaftler. So wird es eine gemeinsame Ausbildung von hochqualifizierten Doktorandinnen und Doktoranden geben. Wir bieten einen Magneten für Toptalente.“
Der Göttinger Max-Planck-Wissenschaftler Eberhard Bodenschatz, ebenso Co-
Auch auf dem Gebiet der Mikro- und Nanofluide hat das neue Max Planck Center eine hohe Expertise. So fragt eine Gruppe von Hans-Jürgen Butt, Direktor am MPIP, wie sich die Ausbreitung von Flüssigkeiten durch die Nanostrukturierung einer Oberfläche steuern lässt. Mit dieser Forschung wollen die Wissenschaftler Biofilme oder selbstreinigende Oberflächen herstellen oder die Vereisung eines Materials verhindern. Die Gruppe um Katharina Landfester, Direktorin am Mainzer MPIP, wiederum geht den umgekehrten Weg: Sie untersucht, wie sich durch Flüssigkeiten mit strukturierten Nanopartikeln die Fluiddynamik beeinflussen lässt. Dadurch lassen sich zum Beispiel biologische Materialien zielgenau auf Oberflächen positionieren. Ebenso ermöglicht die Kooperation der drei Partner einen tieferen Einblick in biologische Prozesse mittels eines in Twente entwickelten Lab-on-
MPIDS / DE