Freie Elektronen erzeugen abgezählte Photonen

Forschende aus Göttingen und Lausanne haben eine neue Methode entwickelt, mit der sich Quantenlicht mithilfe eines Elektronenstrahls erzeugen lässt.

Quantentechnologie mit Licht ist für Wissenschaft und Industrie ein hoch relevantes Thema. Sie benötigt jedoch spezielles „Quantenlicht“, das fundamental andere Eigen­schaften aufweist als übliche elektro­magnetische Strahlung. So kann es beispiels­weise eine genau bestimmte Anzahl an Photonen enthalten. Forschende arbeiten intensiv daran, solche Licht­zustände effizient und zuverlässig zu erzeugen. Ein Team um Claus Ropers vom Max-Planck-Institut (MPI) für Multi­disziplinäre Natur­wissen­schaften und der Universität Göt­tingen hat nun zusam­men mit For­schenden um Tobias Kippen­berg von der EPFL Lausanne eine grund­legend neue Methode entwickelt, um Quantenlicht zu generieren. Dafür nutzten sie nicht wie üblich Laser, sondern hoch­energe­tische freie Elektronen aus einem Elektronen­mikroskop.

In den Experimenten positionierten die Wissen­schaft­ler:innen einen Elektronen­strahl nahe an einem Lichtleiter aus speziellem Glas. Haben Elektronen und Licht die gleiche Geschwin­digkeit, erzeugen die Elektronen sehr effizient Photonen im Lichtleiter. Das Licht wird anschließend durch diesen entlang bestimmter Bahnen in eine Glasfaser geleitet, in der es das Mikroskop verlässt und detektiert wird. „Generell ist das Erzeugen von Licht durch Elektronen ein bekanntes Phänomen, das man beispiels­weise früher bei einem Röhren­fernseher genutzt hat“, sagt Germaine Arend, Post­dokto­randin am MPI. „Das Besondere an dem von uns genutzten Prozess ist jedoch die präzise Verknüpfung des erzeugten Lichts mit den einzelnen, erzeu­genden Elek­tronen.“

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Robert Fickler • 2/2023 • Seite 29

Strukturierte Photonen

Jedes Elektron kann dadurch gemeinsam mit „seinen“ Pho­tonen gemessen werden. Gleich­zeitig lässt sich durch die Mes­sung der Energie­änderung der Elek­tronen genau ablesen, wie viele Pho­tonen es erzeugt hat.

Die Forschenden suchten dann die Elek­tronen heraus, die eine defi­nierte Menge an Energie verloren hatten, um die erzeugte Photonen­zahl exakt bestimmen zu können. Diese Auswahl der Elek­tronen ermög­licht das Erzeu­gen von Quanten­licht mit einer immer gleichen, abgezählten Menge an Photonen. Diese Art von Licht steht damit im Gegen­satz zu üblichen Licht­quellen, wie LEDs oder Lasern, die eine unbekannte und fluktu­ierende Zahl an Photonen aufweisen.

Das verwendete Verfahren nutzt einen Elektronen­strahl, wie er in typischen Elektronen­mikroskopen auftritt. In Zukunft könnte es möglich sein, den quanten­mechani­schen Zustand der Elektronen vor der Licht­erzeugung zu verändern. „Dies könnte maß­geschnei­dertes Quanten­licht mit noch komplexeren Eigen­schaften ermög­lichen“, ergänzt Max-Planck-Direktor Ropers. „Die neu entwickelte Methode könnte so einen wert­vollen Beitrag zu zukünf­tigen Quanten­optik- und Quanten­technologie-Anwendungen liefern.“ [MPINAT / dre]

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Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften

Am Faßberg 11
37077 Göttingen
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