Freier Blick auf Planetendaten
Neues Projekt macht umfangreiche planetenwissenschaftliche Datensätze zugänglich.
Informationen aus Weltraummissionen, Simulationen und Laborexperimenten: Das europäische Forschungsnetzwerk „Europlanet 2024“ beherbergt einen Schatz an Daten. Ein Team der Universität Passau entwickelt Methoden des maschinellen Lernens, um diesen nutzbar zu machen. „Ich erhoffe mir von dem Projekt spannende Daten“, sagt Michael Granitzer, Inhaber des Lehrstuhls für Data Science an der Universität Passau. Die Sterne dafür stehen gut, denn das europäische Forschungsnetzwerk „Europlanet 2024“ hat unter anderem Zugriff auf das virtuelle Observatorium Vespa, das sich aus 54 planetenwissenschaftlichen Diensten speist, die wiederum Daten aus Weltraummissionen, Simulationen und Laborexperimenten liefern.
„Unsere Aufgabe ist es, die Daten aus dem Weltraum nutzbar und durchsuchbar zu machen“, erklärt Granitzer, der sich mit seinem Doktoranden Jörg Schlötterer im Förderzeitraum bis 2024 im Bereich des maschinellen Lernens für astrophysikalische Daten einbringt. „Wir beschäftigen uns mit der automatisierten Aufbereitung dieser Daten und können daraus beispielsweise Magnetfeldänderungen von Planeten vorhersagen oder ferne Planeten klassifizieren.“
Das Arbeitspaket zum Thema „Lösungen des maschinellen Lernens für Datenanalyse und Verwertung in den Planetenwissenschaften“ ist eine der Maßnahmen, mit dem das Forschungsnetzwerk „Europlanet 2024“ auf die wichtigsten wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen reagiert, die die Planetenwissenschaften zu bewältigen haben. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften und das Know Center Graz, ein österreichisches Forschungszentrum für Data-driven Business und Big Data Analytics, leiten das Arbeitspaket. Aus Deutschland ist neben der Universität Passau das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt.
Die Gesamtleitung über das „Europlanet 2024“-Konsortium liegt in Großbritannien bei der Universität Kent. Zu den geförderten Institutionen zählen neben der Universität Passau 52 weitere Organisationen aus 21 EU-Ländern und weltweit. Darüber hinaus umfasst das Forschungsnetzwerk 44 weitere Partnerschaften.
Die Standorte des Netzwerks erstrecken sich von Afrika bis zum Polarkreis und umfassen jene Orte, wo sich auf der Erde Atmosphären finden lassen, die vergleichbar zu Planeten sind – beispielsweise zu den eisigen Umgebungen der galileischen Monde, geothermisch aktiven Regionen der Venus oder Lavahöhlen auf dem Mond oder Mars. Elf Labore simulieren Umgebungen, die es auf der Erde nicht gibt. 13 weitere Einrichtungen bieten die Möglichkeit, die Zusammensetzung von Planetenproben mit hoher Präzision zu analysieren.
Das Forschungsnetzwerk „Europlanet 2024“ will seine virtuellen Zugangsdienste um ein geologisches Kartierungsportal aufstocken. In das Vespa-Observatorium sollen 30 weitere Datenbanken einfließen. Darüber hinaus dehnt „Europlanet 2024“ seinen planetaren Weltraum-Wetterdienst Spider aus, um Vorhersagen und Warnungen für Raumfahrzeuge mit Blick auf die Sonnenaktivität bereitzustellen. Um die Zusammenarbeit mit Profi- sowie Hobby-Astronomen voranzutreiben, startet „Europlanet 2024“ ein weltweites Netzwerk kleiner Teleskopeinrichtungen, die schnelle Reaktionsbeobachtungen zur Unterstützung von Planetenmissionen liefern können.
U. Passau / DE