Gebündelte Quantenforschung
Neues Kompetenznetzwerk fördert standortübergreifende Forschungsprojekte.
Die Quantentechnologie gehört zu den wichtigsten Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Um den Forschungsstandort Baden-Württemberg auf diesem zukunftsweisenden Gebiet strategisch noch besser zu positionieren, haben sich führende Forschungseinrichtungen und Institute zu einem landesweiten Verbund zusammengeschlossen. Das vom Land mit sechs Millionen Euro geförderte Kompetenznetz „Quantentechnologie – Baden Württemberg“ (QTBW) soll dem Standort im internationalen Wettbewerb mehr Sichtbarkeit und Gewicht verleihen. Zu den Netzwerkpartnern gehören sieben Landesuniversitäten sowie ein Fraunhofer- und ein Max-Planck-Institut. Die Baden-Württemberg Stiftung fördert standortübergreifende Forschungsprojekte aus diesem Verbund mit fünf Millionen Euro. Zur Finanzierung der Netzwerkaktivitäten erhält das QTBW zusätzlich noch eine Million Euro vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst (MWK) Baden-Württemberg.
„Mit dieser Plattform wollen wir die standortübergreifende Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung im Bereich Quantentechnologien bündeln und den Austausch mit den Hochtechnologieunternehmen in der Region fördern“, sagt Joachim Ankerhold. Der Leiter des Instituts für Komplexe Quantensysteme ist einer der beiden Koordinatoren des Quantennetzwerks. Zur Netzwerk-Doppelspitze gehört auch Tilman Pfau, Leiter des 5. Physikalischen Instituts an der Universität Stuttgart. „Wir arbeiten daran, dass aus dem oft noch kompetitiven Verhältnis der Standorte ein kollektiver Akteur wird. Denn gemeinsam und mit gebündelter Kraft sind wir im internationalen Wettbewerb erfolgreicher“, so Pfau zur gemeinsamen Mission.
Zu den wichtigsten Aufgaben des landesweiten Netzwerkes gehört der Aufbau eines internationalen Gäste- und Besucherprogramms. Außerdem sollen (Post-)Doktoranden und (Post-)Doktorandinnen die Möglichkeit erhalten, über einen längeren Zeitraum bei anderen Netzwerkpartnern zu forschen und zu arbeiten. Das Besondere: Das Nachwuchs-Austauschprogramm bezieht auch lokale Industriepartner mit ein. Regelmäßige Netzwerktreffen und Statusworkshops sollen die standortübergreifende Kommunikation fördern und Anknüpfungspunkte für weitere gemeinsame Verbundprojekte sondieren. Um das Tagesgeschäft zu organisieren, wird eine Geschäftsstelle eingerichtet. Diese ist angesiedelt am Center for Integrated Quantum Science and Technolgy (IQST), einem gemeinsamen Forschungszentrum der Universitäten Ulm und Stuttgart, das zu den führenden im Bereich Quantenwissenschaften in Deutschland gehört.
Zu den Verbundpartnern des Kompetenznetzes „Quantentechnologie Baden-Württemberg“ (QTBW) gehören die Universitäten Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Stuttgart, Tübingen und Ulm. Weitere Partner sind das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg (IAF) sowie das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung Stuttgart (FKF). Der zentrale Auftrag des Quantennetzwerks besteht darin, die Forschung, Entwicklung und Anwendung von Quantentechnologien zu fördern. „Wir brauchen eine übergeordnete Dachstrategie, um das Potential dieser Zukunftstechnologie voll zur Entfaltung zu bringen. Zahlreiche Ausgründungen in den USA aber auch in Europa belegen die hohe Dynamik in diesem Feld, das auch für das Hochtechnologieland Baden-Württemberg von enormer Bedeutung ist“, sind sich Pfau und Ankerhold einig.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Netzwerkes gehören fünf zentrale Themen: Quantensensorik, Quantenoptik, Quantenkontrolle sowie Quantenmaterialen und Quantensimulation. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass vor allem auf dem Gebiet der Quantensensorik bereits in den nächsten Jahren mit konkreten Anwendungen zu rechnen ist; beispielsweise auf dem Gebiet der medizinischen Bildgebung und der Materialwissenschaften. Hier gehören Forschungseinrichtungen aus Baden-Württemberg bereits zu den international führenden. Doch auch auf den anderen Feldern der Quantenforschung haben die Netzwerkpartner international herausragende Expertise vorzuweisen. „Die Voraussetzungen sind also bestens, dass Baden-Württemberg seine Position als Global Player in der Quantentechnologie sichern und in Zukunft noch weiter ausbauen kann“, so die Physiker.
U. Ulm / JOL