12.12.2016

Gezieltes Wachstum poröser kristalliner Materialien

Mikroporöse Kristalle bergen großes Potenzial für funk­tio­nale Mate­ri­a­lien der Zukunft.

Als „metal-organic frameworks“ bezeichnete poröse Kristalle bestehen aus metal­lischen Knoten­punkten mit orga­nischen Mole­külen als Verbin­dungs­ele­mente. Dank ihrer hohen Poro­sität besitzen solche MOFs eine extrem große Ober­fläche. Ein Tee­löffel MOFs hat die gleiche Ober­fläche wie ein Fuß­ball­feld. Die unzäh­ligen Poren auf klein­stem Raum bieten Platz und können beispiels­weise in der Gas­spei­che­rung oder bei der chemi­schen Stoff­tren­nung als „mole­ku­lare Tore“ nützlich sein.

Abb.: Poröse Kristalline, MOFs genannt, auf einer ver­gleichs­weise großen Fläche von einem Quadrat­zenti­meter mit prä­ziser An­ord­nung und Aus­rich­tung. (Bild: P. Falcaro et.al. / NPG)

In MOFs schlummert aber ein viel größeres Potenzial, das Paolo Falcaro von der TU Graz wecken will: „MOFs ent­stehen durch Selbst­orga­ni­sation. Wir müssen nicht viel mehr tun, als die Kompo­nenten zu mischen, und die Kris­talle wachsen von selbst. Die Anord­nung und Aus­rich­tung der Kris­talle und damit der Poren geschieht dabei zu­fällig. Wir können dieses Wachs­tum nun kontrol­lieren, und damit MOFs für den multi­funk­tio­nalen Ein­satz in der Mikro­elek­tronik, Optik, Senso­rik und Bio­techno­logie weiter erfor­schen.“ Gemein­sam mit Kollegen in Japan und Austra­lien ent­wickelte Falcaro eine Methode, MOFs auf einer ver­gleichs­weise großen Fläche von einem Quadrat­zenti­meter schnell und in kontrol­lierter Anord­nung und Aus­rich­tung wachsen zu lassen.

Der große Vorteil von präzise angeordneten Kristallen in MOFs sorgt bei Material­forschern für Begeis­terung: In die Poren der Kris­talle lassen sich funk­tio­nale Materi­alien ein­schleusen und so aniso­trope Eigen­schaften gene­rieren. So zeigen Falcaro und seine Kollegen, wie sich die gezielt synthe­ti­sierte MOF-Folie in Verbin­dung mit fluores­zierender Farbe verhält: Rein durch die Drehung der Folie ist das fluores­zierende Signal entweder „ein“ oder „aus“ und es ent­steht ein optisch aktiver Schalter. „Das hat viele denk­bare Anwen­dungen“, so Falcaro. „Ein und dasselbe Material kann durch unter­schied­liche Anord­nung und Aus­rich­tung der Kristalle unter­schied­liche Eigen­schaften bekommen. Das gezielte Wachs­tum von MOFs in dieser Größen­ord­nung erschließt eine Reihe von viel­ver­spre­chenden Möglich­keiten, die wir jetzt Schritt für Schritt erkunden werden.“

Ein großes Ziel von Falcaro und seinem Team ist die Erschlie­ßung von MOFs für bio­techno­lo­gische Anwen­dungen: „Wir versuchen, Enzyme, Protein oder auch DNA in den Poren der MOFs einzu­kapseln und ihre Akti­vität gegen Tempe­ratur­schwan­kungen zu immuni­sieren. Die kristal­line Struktur rund um den ‚Gast‘ in der Pore wirkt beschützend wie eine robuste Jacke. Hier wollen wir die Möglich­keiten noch genauer aus­loten.“

TU Graz / RK

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