Großes Potenzial für Geothermie
Erdwärmesonden könnten rund zwölf Prozent des Wärmebedarfs von Wohngebäuden im Südwesten bereitstellen.
Erdwärmesonden als Wärmequelle für Wärmepumpen sind nicht nur für Neubauten interessant. Auch für die Wärmeversorgung bestehender Gebäude können sie nützlich sein. Wie groß das gesamte Erdwärmesonden-Potenzial in Baden-Württemberg ist, hat die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) jetzt mit wissenschaftlichen Partnern in einer Studie abgeschätzt. Auch die Hochschule Biberach (HBC) war mit ihrem Institut für Gebäude- und Energiesysteme (IGE) an der Ausarbeitung der Studie beteiligt.
Bis zu 300.000 Wohngebäude in Baden-Württemberg können demnach mit Erdwärmesonden klimaneutral versorgt werden. Das entspricht zwölf Prozent des gesamten Wärmebedarfs von Wohngebäuden im Südwesten. Das theoretische Wärmepotenzial mit der maximal möglichen Anzahl von Erdwärmesonden pro Flurstück ist sogar über dreimal so hoch. Erdwärmepumpen könnten daher in der kommunalen Wärmeplanung eine wichtige Rolle spielen.
Im Rahmen eines Projekts hat die KEA-BW in Zusammenarbeit mit der Universität Groningen, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) und dem Institut für Energie- und Gebäudesysteme der HBC das landesweite Potenzial von Erdwärmesonden für die Wärmewende berechnet. Die nötigen Geodaten für die Berechnung lieferten das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL), die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und das LGRB.
Johannes Miocic von der Universität Groningen hat diese Geodaten verarbeitet und für jedes bebaute Flurstück ermittelt, ob und wie viele Erdwärmesonden dort platziert werden könnten. Aus diesen Daten wird berechnet, wie viel Wärme zur Beheizung sich jedem Flurstück entziehen ließe. Wenn dies nun auf vielen benachbarten Grundstücken gleichzeitig geschieht, beeinflussen sich die Anlagen gegenseitig, was bei der Potenzialermittlung berücksichtigt werden muss.
„Gemeinsam mit meinen Kollegen Adinda van de Ven, Stefan Hofmann und Lukas Schleichert haben wir einen Algorithmus und Programmcode entwickelt und für die Berechnung zur Verfügung gestellt. Mit diesem Code kann die gegenseitige Beeinflussung einfach und sehr schnell für viele benachbarte Flurstücke mit hunderten oder gar tausenden potenziellen Erdwärmesonden berechnet werden“, erklärt Roland Koenigsdorff, der am IGE forscht und im Studiengang Energie-Ingenieurwesen lehrt, die Aufgabe der HBC. Durch die Programmierung ist es nun möglich, den landesweiten Bedarf an Erdwärmesonden zu berechnen.
Damit Kommunen das Erdwärmesonden-Potenzial auf ihrer Gemarkung ermitteln können, stellt die KEA-BW ihnen die Daten kostenfrei zur Verfügung. Das gilt sowohl für die zur Erstellung und Fortschreibung eines kommunalen Wärmeplans verpflichteten großen Kreisstädte und Stadtkreise als auch für die freiwillig wärmeplanenden kleineren Gemeinden. Zugang zu den Daten erhalten auch Dienstleistungsunternehmen, die im Auftrag dieser Gemeinden arbeiten.
Auch auf Bundesebene wird bereits Interesse an der Berechnung bekundet, wie Koenigsdorff freudig mitteilt: „Die ersten Gespräche für eine bundesweite Anwendung der Methode laufen bereits, um hiermit der oberflächennahen Geothermie in ganz Deutschland als wichtigen Baustein der Wärmewende zusätzlichen Schub zu geben.“
KEA-BW / DE