Günstige Elektrolyseure mit weniger Iridium
Dank einer neuen Membran-Elektroden-Anordnung kann auf bis zu 95 Prozent des seltenen Metalls verzichtet werden.
Mit einer am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald entwickelten Membran-Elektroden-Anordnung (MEA) kann in Elektrolyseuren bis zu 95 Prozent des seltenen Metalls Iridium eingespart werden. Die Technologie verzichtet zudem auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS), was ihre Umweltfreundlichkeit erhöht. Die innovative Produktlösung überzeugte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die Gründung eines Unternehmens zur Weiterentwicklung und Vermarktung des neuen Verfahrens finanziell zu unterstützen.
Zur Produktion von grünem Wasserstoff benötigt man Elektrolyseure, die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. Elektrolyseure nutzen hierfür das Metall Iridium, was zu hohen Kosten führt. Die Deutsche Rohstoffagentur erwartet angesichts der massiv ansteigenden Nachfrage ein Versorgungsrisiko und hält eine deutliche Erhöhung der Iridiumproduktion für unwahrscheinlich. In marktüblichen Elektrolyseuren werden zudem PFAS-Chemikalien eingesetzt. Diese als Ewigkeitschemikalien bezeichneten Stoffe reichern sich in der Natur und in Lebewesen an und gelten als großes Gesundheitsrisiko. Derzeit verhandelt die EU über weitreichende PFAS-Verbote und in der Industrie werden dringend Alternativen gesucht.
„Mit Plasmatechnologie konnten wir eine neuartige Membran-Elektroden-Anordnung für Elektrolyseure erzeugen. Hierdurch lassen sich bei der Herstellung bis zu 95 Prozent der benötigten Edelmetalle Iridium und Platin einsparen. Dies ist ein entscheidender Kostenvorteil und hilft angesichts knapper Iridiumvorräte bei der Hochskalierung der grünen Wasserstoffproduktion“, erläutert Gustav Sievers, Geschäftsführer der neuen Ausgründung elementarhy des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie. „Zusätzlich testen wir unsere MEA vor Auslieferung. Bisher können fehlerhafte MEA erst sehr arbeitsintensiv beim Zusammenbau erkannt werden. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass wir bereits bei der Schlüsselkomponente, der Katalysatorschicht, ohne PFAS arbeiten. Durch die PFAS-freie Beschichtung unserer MEA sind die Systeme deutlich umweltfreundlicher.“
Sievers entwickelte das Verfahren gemeinsam mit einem internationalen Team von Forscherinnen und Forschern am INP. Für die Herstellung der Membran-Elektroden-Anordnung nutzen sie einen kombinierten Prozess aus Plasmatechnik und Elektrochemie, der auf einem patentierten Elektrokatalysator zur Beschichtung basiert. Hierdurch wird nicht nur der Rohstoffbedarf deutlich gesenkt, auch die Haltbarkeit steigt. Die Membran-Elektroden-Anordnung ist das zentrale Element eines Wasser-Elektrolyseurs auf Basis von Protonenaustauschmembranen. Die halbdurchlässige Membran ist von Wasser umgeben. Legt man eine elektrische Spannung an die Membran-Elektroden-Anordnung an, dann wird Wasser gespalten und Protonen wandern durch die Membran. Es entsteht Wasserstoff an der negativ geladenen Kathode und Sauerstoff an der positiv geladenen Anode.
Zur Vermarktung der neuen Elektrolyse-Technologie gründeten Gustav Sievers, Arne Birth, Martin Rohloff, Zahra Nasri und André Pacheco jüngst das Unternehmen elementarhy. Mit einer kleinindustriellen Produktion konnte das Team bereits erste Aufträge verzeichnen und kundenspezifische Membran-Elektroden-Anordnungen ausliefern. In weiteren Projekten mit Elektrolyseurherstellern und Wasserstoffproduzenten soll die innovative Technologie skaliert werden. Zudem erhielt das junge Unternehmen 1,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und jüngst weitere Fördermittel in Höhe von 50.000 Euro durch die Verleihung des Leibniz-Gründerpreises 2024. Mit diesen Anschubfinanzierungen treibt das elementarhy-Team nun die Entwicklung der marktreifen Produktionsanlagen und die Kommerzialisierung der neuen Technologie voran.
INP / JOL