19.05.2021 • Optik

Hannover bekommt ein neues Optikzentrum

Wissenschaftsrat empfiehlt Bau des Forschungsgebäudes „OPTICUM – Optics University Center and Campus“.

Smartphone-Kameras, Online-Streaming per optischer Glasfaser, Laser­schweißen von Auto­karosserien und 3D-Abbildungen in der Medizin: Optische Technologien machen unseren digitalen Alltag erst möglich. Wissen­schaftler des Exzellenz­clusters „PhoenixD: Photonics, Optics, and Engineering - Innovation across Disciplines“ an der Uni Hannover arbeiten daran, die Leistungs­fähigkeit dieser Schlüssel­techno­logien weiter­zu­entwickeln. Künftig werden 120 Forscher aus den Fachgebieten Physik, Maschinenbau, Elektro­technik, Mathematik, Informatik und Chemie gemeinsam unter einem Dach an der Präzisions­optik der Zukunft arbeiten. Der Wissen­schafts­rat hat am 23. April empfohlen, den Forschungsbau „OPTICUM - Optics University Center and Campus“ zu fördern. Gemeinsam mit den Universitäten in Marburg und Münster teilt sich die Uni Hannover den ersten Platz auf der Förderliste. Das OPTICUM wird – vorbehaltlich der abschließenden Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschafts­konferenz – mit 54,2 Millionen Euro finanziert. Der Bund und das Land Nieder­sachsen beteiligen sich jeweils zur Hälfte an der Finanzierung.

Abb.: So sieht der Entwurf für den geplanten Forschungs­bau „OPTICUM –...
Abb.: So sieht der Entwurf für den geplanten Forschungs­bau „OPTICUM – Optics Uni­ver­sity Center and Campus“ aus. (Bild: HENN)

„Unser OPTICUM wird das Forschungs­gebäude für alle Wissen­schaftlerinnen und Wissen­schaftler der sechs verschiedenen Disziplinen sein, die gemeinsam an der Digitalisierung der Optik­forschung und Optik­produktion arbeiten“, sagt Uwe Morgner, Vorstands­sprecher des Exzellenz­clusters PhoenixD. Die Optik­forscher der Uni Hannover unter­suchen zusammen mit Projekt­partnern der TU Braunschweig und des Laser-Zentrums Hannover, wie komplexe Optik­systeme durch moderne Fertigungs­verfahren – beispiels­weise den 3D-Druck – für einen Bruchteil des heutigen Preises in einer kurzen Entwick­lungs­zeit realisiert werden können. Ermöglicht wird der angestrebte Paradigmen­wechsel in der Optik­produktion durch zwei Trends: leistungs­stärkere Daten­verarbeitung und verbesserte additive Fertigungs­methoden. Dadurch können die Wissen­schaftler eine digital und physikalisch vernetzte Produktions-Plattform für optische Bauteile und Systeme realisieren.

Dafür sind nicht nur Mess- und Produktions­technik und viel Rechen­leistung nötig, sondern auch die Entwicklung von Algorithmen sowie neuartiger optischer Verbund­materialien bestehend etwa aus Glas und Kunststoff. Mit der im künftigen Forschungsbau geplanten Produktions-Plattform kann die Qualität der Optiken während der laufenden Fertigung nicht nur kontrolliert, sondern es können Fertigungs­mängel in Echtzeit korrigiert werden. Dabei zählen eine Steigerung der Präzision sowie die Senkung des Ressourcen- und Energie­verbrauchs gegenüber dem jetzigen Stand der Technik zu den Forschungs­zielen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen in den nächsten zehn Jahren noch viele grund­legende Fragen beantwortet werden.

Derzeit arbeiten die Optik­forscher dezentral an einzelnen Produktions­abschnitten. Viele Großgeräte für die Produktions­halle in Höhe von zwölf Millionen Euro beschafft die Uni Hannover während der Bauphase unter anderem aus Mitteln ihres Exzellenz­clusters PhoenixD und des Europä­ischen Struktur­fonds. Im neuen Forschungsbau stehen dann ausreichend Büros, Labore und Versuchs­hallen bereit, um die vollständig vernetzte Produktions­plattform an einem Ort zusammen­zu­setzen und daran gemeinsam, inter­disziplinär zu arbeiten.

Mit dem OPTICUM will die Uni Hannover seit Jahr­zehnten bestehende Forschungs­aktivitäten in den Bereichen Optik, Produktions­technik, Material­entwicklung und Informatik an einem Ort zusammen­führen. Die Leitung des OPTICUMS übernimmt die im Frühjahr 2020 gegründete Leibniz-Forschungs­schule für Optik & Photonik. Sie ist eng mit dem Exzellenz­cluster PhoenixD verknüpft und in ihrer Struktur einer Fakultät gleich­gestellt. Enge Verbindungen bestehen mit der Quanten­physik am Hannover Institute of Technology und dem Quantum Valley Lower Saxony.

Das OPTICUM soll im Wissenschaftspark Hannover-Marien­werder errichtet werden. Der Standort befindet sich in unmittel­barer Nähe zum Laser-Zentrum Hannover sowie den beteiligten Instituten auf dem Campus Maschinenbau. In der Nachbar­schaft befinden sich zudem das Technologie­zentrum, das Institut für integrierte Produktion sowie der im Aufbau befindliche Technopark Hannover, in dem sich bereits zahlreiche innovative Unter­nehmen aus dem Bereich Forschung und Wissenschaft angesiedelt haben. Der geplante, vierstöckige Bau des OPTICUMS verfügt über eine Nutzfläche von gut 4000 Quadratmetern. Mit dem Bau soll 2022 begonnen werden. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2026 geplant.

LUH  / RK

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