11.05.2018

Happy Birthday, Richard Feynman!

Der populäre Physik-Nobelpreisträger wurde vor 100 Jahren geboren. Sein Erbe ist immer noch präsent, auch im Web.

Eine neuartige Raum-Zeit-Formulierung der Quantenmechanik, die Begründung der Quantenelektrodynamik, eine Methode, um die quantenfeldtheoretischen Wechselwirkungen und die damit verbundenen Rechnungen zu veranschaulichen oder ein feldtheoretisches Modell der schwachen Wechselwirkung (V-A-Theorie) – jede dieser Errungenschaften reicht für sich aus, um den bleibenden Ruhm des amerikanischen Physikers Richard Feynman (1918 – 1988) zu sichern.

Dass Feynman weit über die Physik hinaus berühmt geworden ist und fast als Popstar der Physik gilt, hat sicher mit dem Bild seiner Person zu tun, das er in seinen autobiographischen Büchern gezeichnet hat. Diese sind voll mit amüsanten Anekdoten, etwa über seine Leidenschaft für das Safe-Knacken, Bongo-Spielen oder den Besuch von Strip-Lokalen, um dort an seinen Rechnungen zu arbeiten. Damit untermauerte er das Bild eines genialen und unkonventionellen Querkopfs, der nicht viel von Autoritäten hielt und lieber alles selbst von grundlegenden Prinzipien herleitete, statt auf Lehrmeinungen zu vertrauen.

Richard Feynman in seinem Element: Nachdem er den Physik-Nobelpreis erhalten...
Richard Feynman in seinem Element: Nachdem er den Physik-Nobelpreis erhalten hatte, hielt er am 17. Dezember 1965 am CERN in Genf einen Kolloquiumsvortrag über die neue Raum-Zeit-Formulierung der Quantenlektrodynamik (Foto: CERN)

Der Wissenschaftshistoriker Christian Forstner zeigt im Juni-Heft des Physik Journal, dass das von Feynman gepflegte Bild des „einsamen Genies“ nicht stimmt. Seine Ideen waren sicher oft genug genial und so originell, dass sie wie der Pfadintegralformalismus der Quantenmechanik zunächst auf wenig Verständnis in der Physik-Community stießen. Aber Forstner zeigt, dass Feynman mit seinen physikalischen Arbeiten und seinem Denkstil stets in der Physik-Community verankert blieb. Das bedeutete eine pragmatische Herangehensweise, die sich philosophischen Spekulationen enthielt.

Feynmans Physik-Vorlesungen, die er in den Jahren 1961 bis 1963 am California Institute of Technology (Caltech) gehalten hat, erlangten in Buchform einen fast legendären Status und werden immer wieder aufgelegt. Sie sind auch vollständig online frei zugänglich. Viele seiner Vorträge sind filmisch dokumentiert und lassen sich ebenfalls im Web anschauen. Eine YouTube-Playlist und weitere Links finden sich weiter unten. Besonders sehenswert ist ein Filmporträt von 1973, produziert vom Fernsehen in Yorkshire, wo Feynman die Familie seiner dritten Frau Gweneth Howarth besuchte. In der Sendung trifft Feynman auf Fred Hoyle, dem eigensinnigen britischen Kosmologen, der die „Steady State Theory“ als Alternative zum Urknall-Szenario entwickelt hat.

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Dass Feynman ins Fadenkreuz des US-Geheimdienstes geraten war, lässt sich heute problemlos anhand seiner im Web veröffentlichten FBI-Akte nachvollziehen. Auslöser für die letztlich unberechtigten Verdächtigungen waren sicher enttarnte Spione wie Klaus Fuchs, der in Großbritannien am Manhattan-Projekt mitgearbeitet hatte.

Wenige Jahre vor seinem Tod am 15. Februar 1988, wurde Feynman durch seine Beteiligung an der Kommission, welche die Ursache der Challenger-Katastrophe untersuchen sollte, einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Mit einem einfachen Experiment konnte er zeigen, wie ein durch die Kälte porös gewordener Dichtungsring zur Explosion der Trägerrakete und zum tragischen Tod der gesamten Space-Shuttle-Besatzung geführt hatte.

Feynmans wissenschaftliches Credo lässt sich im Text einer Ansprache nachlesen, die er 1955 am Caltech gehalten hat, und die 1958 auf Deutsch in den Physikalischen Blättern erschienen ist. In Bezug auf die soziale Verantwortung der Naturwissenschaftler betont er, dass diese „bei der Betrachtung nichtwissenschaftlicher Probleme genau so dumm wie jeder andere“ seien, denn „Probleme des menschlichen Zusammenlebens sind […] viel schwieriger zu lösen als wissenschaftliche“. Feynman betonte den Wert von „Zweifel und Diskussion für ein Fortschreiten ins Unbekannte“.

Feynmans Kollege und Freund Ralph Leighton hat eine ebenso informative wie unterhaltsame Website zu Richard Feynman begründet. Ihren Ursprung hat sie in der von Leighton erfundenen Organisation der „Friends of Tuva“. Sie ist einem unerfüllten Traum Feynmans gewidmet, nach Tuwa zu reisen, eine Region im Süden Russlands an der nordwestlichen Grenze der Mongolei. Inspiriert wurde er dazu durch Briefmarken aus der kurzen Zeit der Volksrepublik Tannu-Tuwa, die er als Kind gesammelt hatte.

Feynman-Biograf Jagdish Mehra schilderte 1988 in den Physikalischen Blättern seine letzte Begegnung mit Feynman. Auf die Frage, was er gern hätte lösen wollen, antwortete er: „Das Problem der Supraleitung und der Quantentheorie der Gravitation, aber das gelang mir nicht“. Das kann auch dreißig Jahre nach Feynmans Tod niemand behaupten.

Alexander Pawlak

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