Hitzeinsel Innenstadt
Würzburger Forschungsprojekt analysiert Unterschiede zwischen Stadt und Randgebieten.
Die Hitzewelle geht weiter. Dabei kann es in der Würzburger Innenstadt nachts sehr viel wärmer sein als am Stadtrand: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ wurde ein Unterschied von 5,4 Grad Celsius gemessen. Juli und August 2018 sind bisher sehr heiß verlaufen; vielerorts wurden die Monatsrekorde gebrochen. Spitzenreiter war am Dienstag, 31. Juli, die Kreisstadt Bernburg in Sachsen-Anhalt mit 39,5 Grad Celsius. Aber auch in Unterfranken war Schwitzen angesagt: In Kitzingen zum Beispiel zeigte das Thermometer 39 Grad Celsius an.
Abb.: Übersicht über die Messstationen im Stadtraum von Würzburg. (Bild: Projekt Klimaerlebnis Würzburg)
„Ursache für die Hitzewelle ist sehr warme Luft vom Mittelmeer, die über eine südwestliche Strömung zu uns gelangt“, erklärt Klima-Experte Heiko Paeth vom Institut für Geographie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg JMU. Dazu komme eine sehr stabile Wetterlage mit Hochdruckeinfluss. Diese beeinflusse – mit kurzen Unterbrechungen – seit April das Wettergeschehen in Deutschland. In vielen Regionen habe sie für extreme Trockenheit gesorgt. Auch in Würzburg war es in den vergangenen Tagen sehr heiß. Hier haben die acht Messstationen des Forschungsprojekts „Klimaerlebnis Würzburg“ Daten gesammelt.
„In der Würzburger Innenstadt haben wir am 30. Juli und am Tag danach Spitzenwerte von 36,6 und 37,0 Grad Celsius gemessen“, sagt Paeths Doktorand Christian Hartmann. „Das ist zwar bei weitem nicht auf dem Niveau des Rekords mit 39,4 Grad vom 7. August 2015, für einen Sommertag jedoch schon sehr beachtlich.“ In der Hitze fiebern viele Menschen den Abendstunden entgegen, wenn die Luft langsam wieder abkühlt und sie die Wohnung noch einmal richtig durchlüften können. Dann aber stellt so mancher enttäuscht fest, dass die Luft draußen bei weitem wärmer ist als gedacht.
In der Innenstadt macht sich der städtische Wärmeinseleffekt bemerkbar. „Bebaute Gebiete mit ihren Straßen und Häuserfassaden heizen sich tagsüber stärker auf und können abends schlechter abkühlen als das Umland“, erklärt Hartmann. Besonders in den frühen Nachtstunden geben Asphalt, Steine und Beton die gespeicherte Wärme wieder ab. Deutlich zeigte sich das beispielsweise am Montag (30. Juli 2018): Gegen 22 Uhr war es am grünen Ortsrand der stadtnahen Gemeinde Gerbrunn rund 5,4 Grad Celsius kühler als in der Würzburger Innenstadt. Dabei liegen die beiden Messstationen nur etwa vier Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. „Wie lange die Hitze in Deutschland noch bleibt, weiß nur Petrus“ sagt Hartmann. Für die kommenden Tage stünden die Weichen auf jeden Fall weiter für Temperaturen von über 30 Grad Celsius.
Drei Jahre lang werden das Würzburger Stadtklima und die Lebensbedingungen der Stadtbäume genau unter die Lupe genommen: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ kooperiert die JMU mit der TU München im Rahmen des Zentrums für Stadtnatur und Klimaanpassung. Das bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das Projekt. Bei dem Projekt wird unter anderem gemessen, ob die Stadtbäume über genug Wasser verfügen oder wieviel CO2 sie speichern.
JMU / JOL