11.06.2018

Hochdotierter Preis für Hirosi Ooguri

Superstringtheorie steht im Mittelpunkt des Hamburger Preises für Theoretische Physik 2018.

In diesem Jahr geht der Hamburger Preis für Theo­retische Physik an Hirosi Ooguri vom California Institute of Tech­nology Caltech in Pasadena. Die Arbeiten von Ooguri befassen sich mit der mathe­matischen Superstring­theorie. Ooguri ist es gelungen, viele physi­kalische Phänomene mit der String­theorie berechenbar zu machen. Dabei hat er bedeutende mathe­matische Schwierig­keiten der String­theorie überwunden. Mit seiner Forschung über die Quanten­mechanik von Schwarzen Löchern knüpft Ooguri darüber hinaus an die Forschung des kürzlich verstorbenen Physikers Stephen Hawking an.

Abb.: Der Hamburger Preis für Theoretische Physik 2018 geht an den japanischen Physiker Hirosi Ooguri. Ooguri ist Professor am California Institute of Technology und einer der weltweit führenden Experten der topologischen Stringtheorie. (Bild: Caltech, B. Youngblood)

Der Hamburger Preis für Theo­retische Physik ist 2018 erstmals mit einem Preisgeld von 100.000 Euro ausge­stattet. Er wird von der Joachim Herz Stiftung gemeinsam mit dem Wolfgang-Pauli-Centre der Univer­sität Hamburg, dem Deutschen Elektronen-Syn­chrotron Desy sowie dem Hamburg Centre for Ultrafast Imaging der Univer­sität Hamburg vergeben. Er ist einer der am höchsten dotierten Wissenschafts­preise in Deutschland. „Die Joachim Herz Stiftung freut sich, dass mit Ooguri nicht nur ein exzellenter Theo­retischer Physiker, sondern auch ein brillanter Lehrer ausge­zeichnet wird. Ooguris Beiträge haben die Forschung in der Superstring­theorie in den letzten Jahren erheblich voran­gebracht“, sagt Henneke Lütgerath, Vorstands­vorsitzender der Joachim Herz Stiftung.

Am Wolfgang-Pauli-Centre blickt man dem Aufent­halt von Ooguri mit großen Erwar­tungen entgegen. „Wir freuen uns sehr darauf, unsere Forschungs­arbeit im persönlichen Gespräch mit Ooguri zu disku­tieren. Daraus erhoffen wir uns Anregungen, die unsere Forschung in der String- und Quantenfeld­theorie gegen­seitig befruchten werden“, sagt Volker Schomerus, Jury­vorsitzender für die Preisvergabe, leitender Wissen­schaftler am Desy und Sprecher des Wolfgang-Pauli-Centre. Das 2013 gegründete Institut bündelt die Forschungs­aktivitäten in der Theore­tischen Physik und erforscht Frage­stellungen der Teilchen­physik, der Kosmologie, der mathe­matischen Physik, der Atom- und Laser­physik und vieler anderer Themen. Auch im Bereich der String­theorie ist es aktiv.

Den Preis wird Ooguri am 7. November 2018 im Plane­tarium Hamburg entgegen­nehmen. „Ich fühle mich sehr geehrt, dass die Jury meine Arbeit mit dem Hamburger Preis für Theo­retische Physik aus­zeichnet. Auf den engen persön­lichen Austausch mit meinen Kolle­ginnen und Kollegen am Desy und an der Univer­sität Hamburg freue ich mich sehr“, so Ooguri, der nach der Preisverleihung zu Forschungs­aufenthalten nach Hamburg kommen wird. Ooguri kam im Jahr 2000 als Professor für theo­retische Physik an das Caltech. Dort ist er Fred-Kavli-Professor und Direktor des Walter-Burke-Institutes für Theo­retische Physik. Zugleich ist er Leiter des Kavli-Instituts für Physik und Mathematik des Univer­sums an der Univer­sität Tokio, seit kurzem ist er Präsident des Aspen Center for Physics. Ooguri erhielt zahlreiche Auszeich­nungen. Unter anderem ist er Fellow der American Academy of Arts and Sciences und er erhielt den Leonard-Eisenbud-Preis für Mathematik und Physik.

Auf der Suche nach einer Theorie, die die All­gemeine Relativitäts­theorie mit der Schwerkraft vereint, gilt die Superstringtheorie als vielver­sprechender Kandidat. Sie wird seit den 1980er Jahren intensiv verfolgt. Die Grundidee: Die Elementar­teilchen sind keine punktförmigen Teilchen ohne räumliche Ausdehnung, sondern Strings. Mathema­tisch lässt sich folgern, dass sich diese Strings nicht nur in einem dreidi­mensionalen Raum ausdehnen, sondern mindestens neun räumliche Dimensionen haben müssen. In unsere dreidi­mensionale Welt passen sie trotzdem: Denn die Strings sind in sechs dieser Dimen­sionen in ganz kleine Bündel aufgerollt, sodass in der mensch­lichen Wahrnehmung und auch allen bisherigen physika­lischen Messungen nur die bekannten drei Raum­dimensionen und die Zeit erscheinen.

Ooguri erforscht die mathe­matische Struktur dieser Strings. Daraus lassen sich auch Folgerungen für eine ganze Reihe anderer Gebiete der Physik ableiten. So kann man beispiels­weise die Quark-Gluon-Plasmen mit den von Ooguri voran­gebrachten mathe­matischen Methoden gut beschreiben. Solche Plasmen entstehen unter extremen Bedingungen in Teilchen­beschleunigern oder in besonders energiereichen Prozessen im Weltraum. Sie sind außerdem für die Kosmo­logie hochgradig relevant. Denn nach der gängigen Urknall­theorie bestand unser Kosmos in den ersten Bruchteilen von Sekunden aus einem solchen Quark-Gluon-Plasma. Auch in der Popu­larisierung seiner Forschung ist Ooguri sehr erfolgreich. Er hat sechs Bücher in japa­nischer Sprache verfasst, die über 300.000-mal verkauft und ins Chinesische und Koreanische übersetzt wurden. Seine „Einführung in die Superstring­theorie“ wurde mit dem wich­tigsten japanischen Preis für Wissenschafts­literatur ausgezeichnet. Er war wissenschaft­licher Berater des 3D-Planetariums­films „Der Mann aus den neun Dimensionen“, den die Inter­nationale Plane­tariumgs­gesellschaft 2016 als besten Lehrfilm ausge­zeichnet hat.

Joachim Herz Stiftung / JOL

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