30.11.2016

Hurrikane wandern gen Norden

Mit dem Klimawandel nimmt das Sturmrisiko im Nordosten Nordamerikas zu.

Die bevölkerungs­reiche Nordost­küste der USA wird in Zukunft wohl immer häufiger von zunehmend stärkeren Hurrikanen heimgesucht werden. Zu diesem Schluss kommen Wissen­schaftler der Durham University in Groß­britannien zusammen mit Sebastian Breiten­bach von der Ruhr-Universität Bochum. Seit einigen Jahr­hunderten wandert die Hurrikan-Sturm­bahn allmählich in nördliche Richtung, aus der west­lichen Karibik in den Nordosten Nord­amerikas. Sie vermuten folgende Ursache für die veränderten Bahnen: Die atmo­sphärischen Zirkulations­zonen dehnen sich aus, weil der Kohlen­dioxid-Ausstoß zugenommen und gleich­zeitig die Emission kühlender Aerosole abgenommen hat. New York und andere Großstädte entlang der Nordost­küste der USA würden somit immer häufiger von extremen Stürmen heim­gesucht werden. „Sie sollten auf mögliche Folgen besser vorbereitet sein“, empfehlen die Wissen­schaftler.

Abb.: Zwischen 1980 und 2005 wanderten die Bahnen der Wirbelstürme über dem Atlantik immer weiter gen Norden. (Bild: Nasa)

Das Forscher­team rekonstruierte die Niederschlags­menge, die Hurrikane in der westlichen Karibik in den vergangenen 450 Jahren mit sich brachten, und dokumen­tierte, wie diese im Lauf der Zeit variierte. Dazu analysierten sie die chemische Zusammen­setzung von Stalag­miten aus der Höhle Yok Balum im südlichen Belize in Zentral­amerika. Das Forscherteam fand heraus, dass die durchschnittliche Anzahl der Hurrikane in Belize im Laufe der Zeit zurück­gegangen ist – allerdings nicht, weil ihre Zahl im Nord­atlantik insgesamt abnimmt, sondern aufgrund der verschobenen Sturm­bahnen. Zusammen mit Daten von anderen Standorten, wie Bermuda und Florida, wiesen die Forscher nach, dass sich immer stärkere Hurrikane zunehmend in Richtung Norden bewegen.

Hurrikan-Bahnen verändern sich seit Jahr­hunderten durch natür­liche Temperatur­schwankungen. Allerdings trifft ein auffälliger Rückgang der Zahl von Hurrikanen in der westlichen Karibik mit dem Höhepunkt der Indus­trialisierung im späten 19. Jahrhundert zusammen. Die neuen Ergebnisse weisen darauf hin, dass die von Menschen verursachten Emissionen seit dem späten 19. Jahrhundert die Haupt­ursache dafür sind, dass sich die Hurrikan-Bahnen verschieben. Falls sich der Ausstoß von Kohlen­dioxid und Aerosol in der Industrie wie prognostiziert entwickelt, ist es wahr­scheinlich, dass sich Hurrikane immer weiter nach Nordosten verlagern. Damit erhöht sich das Sturmrisiko für die Nordost­küste der USA drastisch, warnen die Forscher. Eine Verschiebung der Hurrikan-Sturm­bahnen nach Nordosten bedeute zudem nicht zwangs­läufig, dass die Gefahr von tropischen Wirbel­stürmen in der Karibik sinke.

Die steigenden Tempe­raturen der Meeres­oberfläche könnten die Bildung von Wirbelstürmen in der westlichen Karibik begünstigen. So vermuten die Forscher, dass die Aktivität tropischer Wirbel­stürme in der gesamten west­lichen Karibik im 21. Jahrhundert konstant bleiben wird. Die hohen Meeres­temperaturen liefern allerdings zusätzliche Energie, die extremere Wirbel­stürme speisen könnte. Sebastian Breitenbach vom RUB-Lehrstuhl für Sediment- und Isotopen­geologie ist seit fast zehn Jahren an Klima­studien in Belize beteiligt. Er arbeitet in einem großen inter­disziplinären Team. „Anders ist es nicht möglich, die komplexen Zusammen­hänge zu lösen“, sagt er. Einerseits sei es hoch­spannend, den Einfluss des Klimas auf den Menschen zu entschlüsseln. Andererseits werde der Einfluss des Menschen auf das Klima zunehmend sichtbar. „Unsere Forschung liefert grundlegende Erkennt­nisse, die die Relevanz dieser Inter­aktion zwischen Mensch und Natur aufzeigen“, so Breitenbach. Noch vor vier bis sechs Jahren sei es nicht möglich gewesen, mit so hoher raum­zeitlicher Auflösung wie heute die Zugbahnen vergangener Hurrikane zu bestimmen.

RUB / JOL

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