In memoriam George Smoot
George Fitzgerald Smoot III. wurde 2006 mit seinem Kollegen John C. Mather für die Untersuchungen des kosmischen Strahlungshintergrunds mit dem Physik-Nobelpreis geehrt. Smoot starb in Paris im Alter von 80 Jahren.
Der 1945 in Yukon, Florida, geborene Smoot war einer der Pioniere bei der Beobachtung des Kosmischen Mikrowellen-Hintergrunds (CMB), die unser Verständnis des Kosmos revolutionierte und die Kosmologie auf eine solide experimentelle Grundlage stellte. Er starb am 18. September in Paris an einem Herzinfarkt.

Nach Studium und Promotion am MIT ging Smoot an die UC Berkeley als Postdoc in die Gruppe von Luis Alvarez. Alvarez, ein Teilnehmer des Manhattan-Projekts und Physik-Nobelpreisträger von 1968, hatte sich für Experimente im Zusammenhang mit dem Kosmos interessiert. In Berkeley arbeitete Smoot zunächst am HAPPE-Experiment, bei dem mit Hilfe von Ballons hochenergetische kosmische Strahlen untersucht wurden, die teilweise dem Schutzschild der Erdatmosphäre entkommen waren. Im Rahmen dieser Arbeit suchte er auch nach einer Antimateriekomponente in der kosmischen Strahlung. 1973 verlegte Smoot seinen Schwerpunkt auf die Untersuchung des CMB und arbeitete an einer Reihe von COBE-Vorläufern. Vor allem die frühen Arbeiten von Smoot und seinen Mitarbeitern führten 1977 zur endgültigen Messung des CMB-Dipols mit einem Instrument an Bord eines U2-Spionageflugzeugs. Diese Arbeit bestätigte frühere Messungen des Dipols mit geringerer statistischer Signifikanz. Als Mitglied des NASA Cosmic Background Explorer (COBE) Teams leitete Smoot das Differential Microwave Radiometer (DMR) Instrument, das 1992 die Entdeckung der CMB-Anisotropien bekannt gab. Für diese Arbeit erhielt er zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter zusammen mit seinem Kollegen John Mather, der an der UC Berkeley als Projektleiter von COBE das Far InfraRed Absolute Spectrophotometer entwickelte, den Nobelpreis für Physik 2006.
Die Entdeckung der Anisotropien des Kosmischen Mikrowellen-Hintergrunds durch das DMR-Instrument im Jahr 1992 war ein Meilenstein der Kosmologie, denn sie bestimmte die Amplitude der ursprünglichen kosmologischen Störungen, die sich schließlich zu der großräumigen Struktur des Universums entwickelten wie wir heute sehen. Vor diesen Messungen hatte die Kosmologie den Ruf, ein Gebiet zu sein, in dem theoretische Spekulationen im Überfluss vorhanden waren, die durch Beobachtungen kaum überprüft wurden. Diese und spätere Messungen des CMB lösten eine Art Goldenes Zeitalter der Kosmologie aus, das viele Forscher veranlasste, sich dieser Fachrichtung zuzuwenden. Auf die bahnbrechenden COBE-Messungen folgten zahlreiche Experimente vom Boden, von Stratosphärenballons und aus dem Weltraum.
2009 kam Smoot als Professor für Physik an die Université Paris-Cité – damals Université Paris-Diderot VII. Er war dem Laboratoire Astroparticule et Cosmologie (APC) angegliedert und spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung des Pariser Zentrums für kosmologische Physik und der Einrichtung des Stiftungsfonds „Physik des Universums“. Er zog hochkarätige Postdocs an, richtete ein Konferenzzentrum ein und warb in den Medien für Physik.
Im Jahr 2016 wurde er von der Hong Kong University of Science and Technology zum IAS Helmut & Anna Pao Sohmen Professor-at-Large ernannt. Sein Einfluss reichte über Kontinente hinweg, und zahlreiche Universitäten verliehen ihm Ehrentitel und Professuren. [U Paris / UC Berkeley / HKUST / dre]