28.09.2015

Indiens Weitblick im All

Das erfolgreich gestartete indische Weltraumobservatorium Astrosat soll in einem besonders breiten Wellenlängenbereich beobachten.

Das Weltraumobservatorium „Astrosat“ der indischen Raumfahrtorganisation ISRO ist am 28. September erfolgreich vom südostindischen Weltraumbahnhof Sriharikota gestartet. Eine PSLV-Rakete (Polar Satellite Launch Vehicle) hat Astrosat sowie sechs weitere Satelliten aus den USA, Kanada und Indonesien in die Erdumlaufbahn gebracht. Die Entwicklungszeit von Astrosat betrug elf Jahre, ursprünglich sollte der Satellit bereits 2007 in Betrieb gehen. Die Gesamtkosten des 1,5 Tonnen schweren Satelliten geben indische Stellen mit 1,8 Milliarden Rupien an, das entspricht rund 30 Millionen Euro.

Mit dem Start von Astrosat bleibt die ISRO weiter auf wissenschaftlichem Erfolgskurs, denn auch der vor zwei Jahren gestartete Marsorbiter Mangalyaan arbeitet immer noch nach Plan. Während Mangalyaan vor allem als „Technologie-Demonstrator“ gedacht war, ist Astrosat bereits ein vollwertiges wissenschaftliches Instrument, das sogar schon als „Indisches Hubble“ bezeichnet wurde. Erste Erfahrungen machte ISRO 1996 mit dem Röntgenastronomie-Experiment (IXAE) an Bord eines indischen Satelliten.

Inspektion von Astrosat im Reinraum vor dem Start (Foto: ISRO)

Astrosat umkreist die Erde auf einem 650 km hohen polaren Orbit und deckt einen besonders großen Wellenlängenbereich vom Sichtbaren bis zur harten Röntgenstrahlung ab. Neben einem optischen 30-cm-Teleskop für sichtbare bis fernultraviolette Wellenlängen trägt der Satellit vier Röntgendetektoren an Bord: eine goldbeschichtete Optik für weiche Röntgenstrahlung, eine Mehrschicht-Vieldrahtkammer für räumlich und zeitlich hochaufgelöste Röntgenspektren, einen 16.000 Pixel-Halbleiterdetektor für harte Röntgenstrahlung und einen Dreifach-Proportionalzähler für die kontinuierliche und zeitaufgelöste Überwachung des Röntgenhimmels. Ein weiteres Instrument dient zur Subtraktion des Untergrunds aus dem Van-Allen-Strahlungsgürtel.

Mit dieser Instrumentierung lassen sich Quellen wie Röntgendoppelsterne, Supernovaüberreste, stellare Koronen oder aktive Galaxienkerne zeitlich – auf Skalen von Millisekunden bis Tagen – und spektral hochaufgelöst überwachen. Die Kombination von Röntgen- und UV/VIS-Detektoren im selben System ermöglicht es, die Quelle eines hochenergetischen Strahlungsausbruchs ohne zeitliche Verzögerung im optischen Bereich zu identifizieren und zu beobachten, ohne dass dazu erst Beobachtungszeit an einem anderen Teleskop „freigeschaufelt“ werden müsste. Astrosat ist weltweit das erste Weltraumobservatorium, das dazu in der Lage ist. Zusätzlich wird der Satellit ein Netzwerk von bodengebundenen Geräten in Indien und anderen Ländern alarmieren.

Als Kontrollzentrum für Astrosat fungiert der Mission Operations Complex der ISRO in Bangalore. Unter Federführung der ISRO sind sechs weitere indische Institute sowie die Canadian Space Agency (UV/VIS-Detektor) und die University of Leicester (CCD-Detektor für weiche Röntgenstrahlung) an dem Projekt beteiligt.

Matthias Delbrück 

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