18.01.2013

James Bond in New Mexico

In der neuen Ausgabe von Physik in unserer Zeit wird ein James Bond der Physik gesucht. Zu gewinnen gibt es drei hochwertige Buchpreise.  

Dem Osten liefert er zwischen 1941 und 1949 Details über das amerikanisch-britische Atomprogramm, zunächst von England aus, dann aus New York und Los Alamos und schließlich wieder aus England. Als er auffliegt, reagieren die Sowjets zunächst mit Empörung: Es sei eine „rohe Lüge“, dass der Gesuchte für sie spioniert habe. Doch der gibt seine Spionagearbeit zu, wird 1950 inhaftiert und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Aufregung ist groß, denn der Physiker hatte nicht nur fast unbegrenzten Zugriff auf hoch geheime Informationen, sondern war obendrein selbst in leitender Funktion an der Entwicklung der Atom- und Wasserstoffbombe beteiligt. Wie viel er tatsächlich verriet, ist immer noch nicht klar, zumal er nur einer von vielen Agenten war. Zeitweise hofft das FBI, den Physiker für sich einspannen zu können: „Dieser Mann scheint auf eine Art so unausgeglichen und kindlich, dass er uns, wenn er richtig behandelt wird, Wege eröffnen kann, herauszufinden, wie die Kommunisten solche Leute führen“, krakelt einer der Schlapphüte in die Akte. Richtig ist, dass der Gesuchte in keine Schublade passt – schon gar nicht in die der schwarz-weißen Welt McCarthys.

Bereits der Vater des Physikers war ein reichlich unorthodoxer orthodoxer Lutheraner und Quäker, der später an der Universität Leipzig Theologie unterrichtete, gleichzeitig aber Sozialist war und später mehrfach den vaterländischen Verdienstorden der DDR erhielt. Eine der Töchter, die in die USA emigriert, wird gar der Kollaboration bei der Atomspionage ihres Bruders verdächtigt.

Seine Vorliebe für sozialistisches und kommunistisches Gedankengut entwickelt der Gesuchte als Mathematik- und Physikstudent. Erst betätigt er sich für die SPD und geht in den kommunistischen Untergrund. 1933 emigriert er nach England und schließt dort sein Physikstudium mit einer Promotion ab. Der schwer beeindruckte Max Born, mit dem er später mehrere Arbeiten veröffentlichen wird, bietet ihm eine Stelle als Dozent an. Seine Arbeit mit Kupferfilmen und Alkalimetallen führt ihn schließlich ins Zentrum des Atombombenbaus.

Nach neun Jahren in britischen Gefängnissen wird der Spion abgeschoben – in die DDR. Dort startet er eine zweite Karriere: Er baut die kernphysikalische Forschung auf und gewinnt praktisch jede Medaille, die das Land für Wissenschaftler zu vergeben hat. Die Wende verpasst er um ein Jahr – sein Tod jährt sich Ende Januar 2013 zum 25. Mal.

Andreas Loos, Berlin

Wer war der 007 des Ostens? Schicken Sie die Lösung per Email an: thomas@buehrke.com. Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.2.2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Von Geckos, Garn und Goldwasser von Michael Gross.

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