02.02.2007

Kaum noch Zweifel

Der Mensch ist nach Erkenntnis von Wissenschaftlern zum großen Teil für die Klimaänderung der vergangenen fünf Jahrzehnte verantwortlich. Zweifel daran gibt es kaum noch.

Hamburg (dpa) - Der Mensch ist nach Erkenntnis von Wissenschaftlern zum großen Teil für die Klimaänderung der vergangenen fünf Jahrzehnte verantwortlich. «Es gibt kaum noch Zweifel am menschengemachten Klimawandel», sagte Martin Claußen, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Dies mache der am Freitag in Paris vorgelegte, vierte Bericht des UN-Klimarats «so deutlich wie nie zuvor». Der Report gründe auf mehr Daten, besseren Analysen und realistischeren Klimamodellen als alle bisherigen Berichte, urteilte Claußen.

Es sei jetzt sehr wahrscheinlich, dass es keine natürlichen Ursachen für die seit langem beobachtete Temperaturerhöhung gebe. Ebenfalls sehr wahrscheinlich sei, dass die vom Menschen freigesetzten Treibhausgase die Ursache seien. «Der Wandel lässt sich nur mit dem Einfluss des Menschen erklären», sagte Claußen. «Das Vertrauen in die Aussage 'Der Mensch ist schuld' ist heute größer als je zuvor.» Endgültige Sicherheit liefere der Report naturgemäß nicht: «Klima hat immer etwas mit Wahrscheinlichkeiten zu tun - es gibt keine absolut sicheren Aussagen.»

«Global erwarten wir in den nächsten drei Jahrzehnten eine Erwärmung von 0,65 bis 0,7 Grad», ergänzte der Klimaforscher. Im emissionsstärksten Szenario könnten es bis 2100 rund 6 Grad Celsius sein. «Wir leben schon jetzt in einem warmen Zeitalter. Die vergangenen 50 Jahre waren wahrscheinlich wärmer als alle 50-Jahres- Perioden der vorherigen 1000 Jahre.» Die Niederschläge in den Subtropen hätten ab-, extreme Wetterereignisse hingegen zugenommen. Die Schneemenge nehme ab, das Meereis der Arktis sei stark rückläufig, der Meeresspiegel steige. «Man kann davon ausgehen, dass es so weitergeht.» Insgesamt werde die Erwärmung die höheren Breiten stärker treffen als die Tropen.

«Der Mensch erhöht das Risiko, dass es mehr Hitzewellen geben wird, vor allem im Mittelmeergebiet», ergänzte Claußen mit Blick auf den neuen Report. Dort sei im Sommer zudem größere Trockenheit zu erwarten. Auch gebe es Hinweise darauf, dass tropische Stürme kräftiger ausfallen könnten.

«Wir wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass der Kohlendioxid-Gehalt in der Luft heute höher ist als seit 650 000 Jahren - und vielleicht sogar seit vielen Millionen Jahren.» Selbst ein sofortiger Freisetzungsstopp würde den jetzt angestoßenen Klimawandel für eine Weile fortschreiten lassen. Auch ein Einfrieren der aktuellen CO2-Konzentration - allenfalls theoretisch denkbar - würde die Temperatur in den nächsten zehn Jahren noch um 0,1 Grad nach oben treiben, erläutert der Max-Planck-Forscher.

«Es ist noch zu wenig im Bewusstsein, dass wir die Kohlendioxid- Emissionen verringern müssen», kritisierte Claußen. «Die Politiker in Europa sehen den Klimawandel bereits als Problem. US-Präsident George Bush hat das zwar auch gesagt, aber handelt aber nicht danach.» Zwar gebe es in Deutschland bereits mehrere Pläne, sich an den Wandel anzupassen. «Genauso wichtig ist es aber, langfristig die Konzentration der Treibhausgase zu verringern. Wenn wir das nicht tun, könnte es bis 2100 bis zu sechs Grad wärmer werden. Das wäre innerhalb von 100 Jahren eine Temperaturänderung, wie sie die Erde seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren gesehen hat.»

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