04.06.2010

Kavli-Preis für Astrophysik verliehen

ESO-Teleskopentwickler Raymond Wilson ist einer der Preisträger.

ESO-Teleskopentwickler Raymond Wilson ist einer der Preisträger.

Für die bahnbrechende Entwicklung der Technologie der “Aktiven Optik”, eine Schlüsseltechnologie für den Bau moderner Großteleskope, ist Raymond Wilson der diesjährige Kavli-Preis für Astrophysik verliehen worden. Wilson ist der Gründer und ehemalige Leiter der Arbeitsgruppe “Optik und Teleskope” bei der ESO. Er teilt sich den mit einer Million US-Dollar dotierten Preis mit den beiden amerikanischen Wissenschaftlern Jerry Nelson und Roger Angel.

Abb.: Raymond Wilson, Preisträger des Kavli-Preises für Astrophysik 2010 (Bild: EAS/ESO)

Der prestigeträchtige Kavli-Preis wird seit 2008 alle zwei Jahre von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, der Kavli-Stiftung und dem norwegischen Ministerium für Bildung und Forschung an Wissenschaftler verliehen, deren Arbeiten zu bahnbrechenden Fortschritten auf den Gebieten der Nanotechnologie, der Neurowissenschaften oder der Astrophysik geführt haben. Der Kavli-Preis ergänzt damit den Nobelpreis um weitere Bereiche. Er ist nach seinem Stifter benannt, dem aus Norwegen stammenden Unternehmer und Philanthropen Fred Kavli, der in den USA die Kavlico Corporation gegründet hat – einen der führenden Hersteller von Sensoren für Luftfahrt, Fahrzeugtechnik und industrielle Anwendungen.

Raymond Wilson war ab 1972 bei der ESO beschäftigt und bemühte sich dort bei der Konstruktion der Teleskope um optische Perfektion. Insbesondere entwickelte er die Grundlagen der so genannten Aktiven Optik, einer Technik, die es ermöglichte, noch größere Hauptspiegel für moderne Großteleskope zu konstruieren. Je größer der Hauptspiegel, desto besser ist das Lichtsammelvermögen eines Teleskops, die Voraussetzung für Beobachtungen lichtschwacher Objekte. Bevor Aktive Optik zur Anwendung kam, war es unmöglich, Teleskope mit mehr als sechs Metern Spiegeldurchmesser zu bauen: Größere Spiegel wären unerschwinglich teuer und außerdem so schwer gewesen, dass sie sich durch ihre eigene Schwerkraft oder bei Temperaturschwankungen übermäßig verformt hätten – mit katastrophalen Folgen für die Abbildungsqualität. Mit Hilfe von Aktiver Optik wird die Spiegelform während der Beobachtung fortwährend kontrolliert und bei Bedarf korrigiert, so dass die optimale Bildqualität erhalten bleibt. Zudem lassen sich bei Teleskopen mit Aktiver Optik deutlich leichtere und dünnere Spiegel verwenden, sogenannte Meniskusspiegel.

Wilson leitete die Realisierung des ersten Systems Aktiver Optik am revolutionären New Technology Telescope der ESO am La Silla-Observatorium. Bis er 1993 in den Ruhestand ging, arbeitete Wilson kontinuierlich daran, die Technik zu verbessern und weiter zu entwickeln. Inzwischen ist Aktive Optik eine Standardtechnologie in der modernen Astrophysik, die bei jedem größeren Teleskop eingesetzt wird – auch am Very Large Telescope (VLT) der ESO, einer Anordnung von vier Einzelteleskopen, deren Spiegel jeweils 8,2m Durchmesser haben, aber nur 17,5 cm dick sind. Aktive Optik hat einen großen Anteil daran, dass das VLT seit Jahren das erfolgreichste bodengebundene Observatorium der Welt ist.

Die beiden anderen Preisträger, Jerry Nelson und Roger Angel, leisteten ihrerseits Pionierarbeit bei der Verwendung segmentierter Hauptspiegel, wie sie etwa bei den Keck-Teleskopen verwendet werden, und bei der Entwicklung leichter Spiegel mit hoher Lichtstärke.

Max-Planck-Institut für Astronomie/CL, ESO Science Outreach Network/KP

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