Klima für kreative Forschung
Bundesforschungsministerin Annette Schavan will in Deutschland ein Klima für kreative Forschung schaffen.
Frankfurt/Main (dpa) - Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) will in Deutschland ein Klima für kreative Forschung schaffen und sich für die Beseitigung von Hindernissen einsetzen. Es müssten Signale gesetzt werden, damit junge Leistungsträger nicht ins Ausland abwanderten, sagte Schavan am Freitag in Frankfurt bei der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).
Voraussetzung für exzellente Forschung und Kreativität sei ein Klima des Vertrauens in die Arbeit der Forscher. Kreativität entfalte sich nur mit dem nötigen Freiraum. Darum wolle die Bundesregierung die Mittel für Forschung und Entwicklung um sechs Milliarden Euro erhöhen - von derzeit 2,5 Prozent auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. «Das ist nur der Anfang», sagte Schavan. Sie wünsche sich viele innovative Wissenschaftsminister mit Mut zum Risiko in den Ländern, um unnötige Regelungen abzuschaffen. «Das alles muss zügig passieren», forderte Schavan.
MPG-Präsident Prof. Peter Gruss wies auf die globale Bedeutung aktueller Grundlagenforschung hin und nannte als Beispiele drohende Pandemien wie die Vogelgrippe, die Sicherung der Energieversorgung und den weltweiten Klimaschutz. «Die Temperaturentwicklung unserer Erde liest sich mittlerweile wie die Fieberkurve eines Schwerkranken.» MPG-Forscher arbeiteten an der Lösung dieser Probleme mit festem Blick auf die Anwendung, aber in der Grundlagenforschung zunächst ohne festes Ziel.
Auch Gruss unterstrich die Bedeutung der Freiheit für die Forschung und kritisierte erneut Beschränkungen in der Stammzellforschung und bei der Pflanzen-Gentechnik. Er forderte, mindestens die Strafandrohung für Stammzellforscher zu überdenken. In Deutschland ist die Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen unter Strafe gestellt. Eine Stichtagsregelung erlaubt jedoch Ausnahmegenehmigungen, wenn die Zellen außerhalb Deutschlands und vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Diese älteren Zelllinien sind jedoch nach den Worten von Gruss problematisch. In anderen EU-Ländern wie Großbritannien, Schweden und Belgien dürfen embryonale Stammzellen gewonnen werden.
In der Gentechnik seien Freilandversuche gesetzlich erschwert. Dabei gehe es den Wissenschaftlern nicht nur um Lebensmittel, sondern um die Entwicklung von Pflanzen für die Bodensanierung oder Energiegewinnung. Gruss forderte mehr Gewicht der naturwissenschaftlichen Ausbildung schon an den Schulen, um eine bessere Basis für eine sachliche Diskussion solcher Themen zu schaffen.
Rund 1000 Mitglieder und Gäste hatten sich in Frankfurt zur Jahrestagung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) versammelt. Die MPG, an deren 78 Institute in Deutschland fast 4300 Wissenschaftler forschen, hat einen Jahresetat von fast 1,4 Milliarden Euro.
Weitere Infos:
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Bundesministerium für Bildung und Forschung - BMBF:
http://www.bmbf.de