Klimaforscher schicken Zeppelin in die Atmosphäre
Mit einem Zeppelin wollen Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich Klimawandel und Luftverschmutzung erforschen.
Friedrichshafen (dpa / pro-physik.de) - Mit einem Zeppelin wollen Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich Klimawandel und Luftverschmutzung erforschen. Das mit zahlreichen Messgeräten bestückte Luftschiff steige bis zur Höhe von 1400 Metern auf, sagte Prof. Andreas Wahner am Dienstag auf der Zeppelinwerft in Friedrichshafen. Die zehn Tage dauernde Flugserie startet am 16. Juli.
Unter anderem wollen die Forscher 200 verschiedene Stoffe über Bodensee und Schwarzwald messen. Eine Abluftfahne aus dem Ballungsraum Mannheim/Ludwigshafen soll der Zeppelin einen Tag lang verfolgen. Während der Flüge in einer Höhe von 200 bis 1000 Meter wird der Auf- und Abbau klimawirksamer Spurenstoffe durch freie Hydroxylradikale OH, sowie deren Konzentrationen in Abhängigkeit zur Flughöhe gemessen.
Die unterste Luftschicht mit ihrer Fähigkeit zur Selbstreinigung sei nie zuvor so intensiv untersucht worden, sagte Wahner. Die Ergebnisse könnten die Debatte um Klimawandel, Luftverschmutzung und Feinstaub beeinflussen. In die Mission haben die Forscher rund eine Million Euro investiert. Die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH in Friedrichshafen am Bodensee hat bisher drei Exemplare des Zeppelin NT (Neue Technologie) gebaut. Im oberen Bereich des Zeppelin NT wird eine frei-angeströmte Plattform aufgesetzt, die durch die innere Trägerstruktur des Zeppelin NT getragen wird. Auf dieser Plattform werden Instrumente zur Messung der Sonneneinstrahlung und der Hydroxylradikale eingesetzt. Des Weiteren wird an der Gondel ein Meteomast zur Erfassung von dreidimensionalen Windfeldern angebracht. Weitere Instrumente befinden sich in der Gondel - insgesamt werden in den Zeppelin NT für dieses Projekt Messgeräte mit einem Gewicht von ca. 600kg eingebaut, die eine zusätzliche elektrische Leistung von ca. acht Kilowatt benötigen.
„Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich. Dieses Projekt im Bereich Umweltforschung zeigt erneut, dass sich unsere Strategie den Zeppelin NT mit seinen einzigartigen Flugeigenschaften verstärkt für Spezialeinsätze einzusetzen, bewährt. Wie kein anderes Fluggerät ist der Zeppelin NT nun in der Lage die hohe Gewichtsanforderung für die hochsensiblen Messinstrumente zu tragen und diese mit der nötigen elektrischen Leistung zu versorgen. Unser hoch motiviertes Entwicklungsteam schafft die nötigen Grundlagen die den Zeppelin NT zur idealen Plattform für dieses Vorhaben macht.“ erläutert Herr Brandt, Geschäftsführer der Zeppelin Luftschiff Technik GmbH & Co KG.
Prof. Dr. Wahner, Leiter des Instituts für Chemie und Dynamik der Geosphäre ergänzt: „Die detaillierte Untersuchung der Planetarischen Grenzschicht mit komplexen wissenschaftlichen Instrumenten war uns bisher nicht in geeigneter Form möglich. Mit dem Zeppelin NT sind wir erstmals in der Lage ein vollständiges Höhenprofil der chemischen Abläufe in dieser Schicht zu erstellen. Die Flugeigenschaften des Zeppelin NT erlauben es, mit den zu erforschenden Luftmassen mitzudriften und gewähren uns dadurch direkten Einblick in die chemischen Veränderungen, die z. B. in Abluftfahne von Städten oder anderen Bodenquellen stattfinden.“
Quellen: DPA und Pressemitteilung der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG
Weitere Infos:
- Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG
www.zeppelin-nt.de
- Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre, Jülich
http://www.fz-juelich.de/icg/icg-2/startseite/