Der Kometenlander Philae ist gefunden. Am 2. September nahm die OSIRIS-Kamera der Raumsonde Rosetta die entscheidenden Bilder von der Oberfläche des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko auf. Sie zeigen den Lander schräg in einer Schlucht liegend, zwei der drei Landebeine deutlich sichtbar. „Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass wir Glück gehabt haben“, sagt Koen Geurts vom Philae-Kontrollzentrum des DLR, „denn zehn Meter weiter in der Schlucht hätte Philae vermutlich kein Sonnenlicht mehr gesehen.“ Die Wissenschaftler des Philae-Kontrollzentrums haben bereits begonnen, den Verlauf der Landung und den Betrieb des Landers im Spiegel der neuen Bilder zu analysieren. „Wir sind gespannt herauszufinden, wie genau der Landeort die Funktion des Landers und den Funkkontakt beeinflusste“, so Geurts.
Abb.: Der Lander Philae auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. (Bild: DLR)
Auch die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse können mit Philaes genauem Landeort besser analysiert werden. „Wie wir es bereits in Bildausschnitten der Landerkamera sehen konnten, steht Philae sehr im Schatten nah an einer Felswand“, erläutert Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR und Mitglied des OSIRIS-Teams. „Mit den neuen OSIRIS-Bildern können wir den Sonnenstand bei unseren Experimenten zurückverfolgen und beispielsweise Temperaturmessungen besser interpretieren.“
Schon zuvor war Philae oberhalb eines Kraterrandes direkt auf dem Kopf des entenförmigen Kometen vermutet worden. Doch bisherige Bilder zeigten nur einzelne Pixel, die auf Philae hindeuten konnten. Die aktuellen Bilder wurden mit einer größeren Auflösung von fünf Zentimetern pro Pixel in geringerem Abstand von nur 2,7 Kilometern zum jetzt weniger aktiven Kometen aufgenommen und zeigen eindeutig den mit einem Meter Durchmesser sehr kleinen Philae. „Es war extrem schwierig, den Lander in dem unebenen, dunklen Gelände zu orten und mit Sicherheit zu bestätigen“, sagt Kührt. „Wir sind glücklich, dass es nun doch noch in den letzten Tagen vor dem Ende der Rosetta-Mission am 30. September gelungen ist."
Zwei Stunden dauerten am 12. November 2014 die Hüpfer, mit denen Philae von seinem ursprünglichen Landeplatz Agilkia zu seinem etwa einen Kilometer entfernten heutigen Landeplatz Abydos flog. Die Harpunen, mit denen Philae sich hätte verankern sollen, feuerten nicht – und die Eisschrauben in seinen Füßen konnten das Landegerät nicht ausreichend befestigen. Für das Team im DLR-Kontrollraum fing nach der spektakulären Landung die Arbeit erst richtig an: Fast sechzig Stunden betrieben sie den Lander, kommandierten seine zehn Instrumente an Bord und drehten ihn am Ende auch noch in Richtung Sonnenstrahlen. Schon damals wusste man: Dort, wo er steht, ist es sehr schattig und kalt. Die Sonne erreichte den Lander an jedem 12,4-Stunden-Kometentag nur für knapp anderthalb Stunden. Die Thermalsonde MUPUS versuchte, sich in den Kometen zu hämmern, stieß auf eine harte Eisschicht und konnte Temperaturen bis unter minus 180 Grad Celsius messen. Die Aufnahmen der ROLIS- sowie der CIVA-Kamera zeigten uns außerdem eine eher zerklüftete, schattige Umgebung, die mit den neuen OSIRIS-Bildern nun aus einer anderen Perspektive bestaunt werden kann.
DLR / RK