Kühlschränke und Kettenreaktionen
Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen auch politisch ambitionierten Weggefährten Einsteins. Zu gewinnen gibt es drei Bücher.
Von den Physikern, die tatkräftig den Bau der Atombombe gefördert haben, ist er nicht der bekannteste – aber vielleicht der schillerndste. Google liefert 214000 Treffer mit seinem Namen – und auf vielen der Seiten finden sich Irrtümer und Fehler. „Ein ungarischer Physiker, vor allem dafür bekannt, Albert Einstein dazu gebracht zu haben, Präsident Roosevelt vor der Atombombe gewarnt zu haben“, kann man zum Beispiel lesen.
Tatsächlich bringt der Gesuchte seinen Freund Einstein 1939 dazu, einen von ihm formulierten Brief an Roosevelt zu unterschreiben. Darin werden jedoch die Möglichkeiten einer Atombombe knapp erläutert und Roosevelt aufgefordert, die Uranversorgung für die USA zu sichern und „die experimentelle Arbeit zu beschleunigen.“ Zu dieser Zeit kennt der Gesuchte Einstein schon seit fast zwei Jahrzehnten.
Nachdem er im ersten Weltkrieg gedient und in Ungarn Ingenieurwissenschaften studiert hatte, hatte er sich mit voller Kraft ins Berliner akademische Leben gestürzt und Vorlesungen an der Technischen Hochschule zu Berlin und an der Kaiser-Wilhelm-Universität gehört – unter anderem bei Einstein und Max von Laue. Bei letzterem promoviert er „über die thermodynamischen Schwankungserscheinungen“, mit ersterem lebt er seinen erfinderischen Geist aus. Gemeinsam entwickeln sie einen Kühlschrank (keineswegs „ohne Pumpen“ oder „mechanische Teile“, wie es im Internet immer wieder heißt), den sie sich in mehreren gemeinsamen Patenten sichern lassen. Der ungarische Tüftler lässt sich noch andere Erfindungen patentieren, etwa eine „Entladungsröhre“ (im Internet immer wieder als „Linearbeschleuniger“ bezeichnet), ein Mikroskop (im Internet oft als „Elektronenmikroskop“ geführt, obwohl es ausdrücklich „andere Korpuskularstrahlen, also Elektronenstrahlen ausgenommen“, nutzt) sowie ein „Verfahren zur elektrochemischen Aufzeichnung von Sprechströmen“, um dem Stummfilm das Klingen beizubringen (das im Internet kaum auftaucht, weil das Patent einen Tippfehler im Namen aufweist).
Der Gesuchte lebt eben ganz am Puls der Zeit. Als Privatdozent arbeitet er zusammen mit den großen Kollegen an der Kernphysik. Im März 1933 flieht er vor dem nationalsozialistischen Judenhass, erst nach Großbritannien und dann in die USA. Dort versucht er, eine von Neutronen induzierte Kettenreaktion in Gang zu setzen. Ziel ist der erste Kernreaktor.
Der Reaktor wird aber erst nach dem Krieg entstehen, in Zusammenarbeit mit Enrico Fermi. Davor arbeitet der Gesuchte an der unkontrollierten Kettenreaktion über Hiroshima und Nagasaki mit. Gleichzeitig warnt er vor dem Einsatz der Bomben und wird nach dem Krieg zu einem Streiter gegen Atomwaffen und für die friedliche Nutzung der Kernenergie.
Andreas Loos, FU Berlin
Wer war der Physiker und Tüftler? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.12.2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches "Trotzdem genial" von Heinrich Zankl und Katja Betz.
Das Rätsel ist in der aktuellen Ausgabe von Physik in unserer Zeit erschienen.