15.07.2024

Künstliche Intelligenz steuert Satelliten

KI-basierter Lageregler soll in der Erdumlaufbahn getestet werden.

Ein Forschungsteam der Uni Würzburg entwickelt einen neuartigen Lageregler, der Satelliten selbstständig manövrieren soll. Herzstück des Lagereglers ist eine künstliche Intelligenz, die am Boden trainiert wird und später in der Erdumlaufbahn eigenständig Lageänderungen des Satelliten vornehmen kann. Entwickelt wird die KI mithilfe eines Verfahrens namens Deep Reinforcement Learning.

Abb.: Das Qualifikationsmodell des InnoCube-Satelliten. Der KI-basierte...
Abb.: Das Qualifikationsmodell des InnoCube-Satelliten. Der KI-basierte Lageregler wird nach seinem Training am Boden auf das Flugmodell im Orbit hochgeladen und dort getestet.
Quelle: S. Montenegro, JMU

„Dabei lassen wir unsere künstliche Intelligenz mit einem Simulator interagieren, der einen Satelliten im Orbit imitiert“, erklärt Kirill Djebko von der Uni Würzburg. „Die KI gibt diesem virtuellen Satelliten immer wieder neue Steuersignale und lernt nach der Trial-and-Error-Methode aus dem Ergebnis. Das geschieht so lange, bis sie verschiedene Einsatzszenarien eigenständig fehlerfrei umsetzen kann“, ergänzt sein Kollege Sergio Montenegro.

Eine KI-basierte Lageregelung nach diesem Vorbild könnte die Entwicklungszeit solcher Systeme künftig deutlich verkürzen und die Luft- und Raumfahrttechnik dadurch bedeutend voranbringen. „Um einen Lageregler zu produzieren, braucht es momentan noch umfangreiche Tests und Anpassungsschleifen, die viel Zeit und personelle Ressourcen in Anspruch nehmen“, so Djebko. „Mithilfe eines selbstlernenden Algorithmus ließe sich dieser Aufwand minimieren.“

Und noch einen weiteren Vorteil hat die neue Technologie: „Manchmal müssen Lageregler für Satelliten im Orbit nachträglich kalibriert werden, weil sich die erwarteten Rahmenbedingungen von den tatsächlichen unterscheiden oder sich physikalische Parameter ändern“, sagt Montenegro. „Bei herkömmlichen Reglern ist das insbesondere durch den erwähnten Kalibrierungsprozess sehr umständlich – unsere KI könnte auch dies beschleunigen.“

Dass KI-basierte Lageregler dazu fähig sind, selbstständig mit derartigen Anpassungen umzugehen, haben die Forscher bereits gezeigt: Im Rahmen des Projekts „VeriKI“ zwischen der Uni Würzburg, dem Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe und Gerlich System and Software Engineering entwickelten die Wissenschaftler 2023 bereits einen simplen KI-basierten Lageregler, der mit Variationen der Trägheitsmomente eines Satelliten umgehen konnte und evaluierten diesen simulativ. Jetzt soll ein KI-basierter Lageregler im Orbit an Bord eines echten Satelliten erprobt werden.

Getestet wird der am Boden trainierte KI-Agent erstmals 2025 – und zwar in der Erdumlaufbahn an einem Kleinsatelliten namens InnoCube, der von der Uni Würzburg in Kooperation mit der TU Berlin entwickelt wurde und im Oktober 2024 starten soll. Er dient als Plattform für wissenschaftliche Experimente sowie für technologische Demonstrationen im All und wird den KI-Agenten beherbergen, sobald er seine Primärziele abgeschlossen hat.

JMU / RK

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