18.01.2019

Kupferroter Mond am Morgenhimmel

Totale Mondfinsternis am frühen Morgen des 21. Januar von Deutsch­land aus gut sichtbar.

Am Montagmorgen ereignet sich eine in Deutschland und Europa gut sichtbare totale Mond­finsternis. „Das Ereignis einer Mond­finsternis hat die Menschen seit jeher faszi­niert und sie in früheren Zeiten oft in Furcht und Schrecken ver­setzt“, erklärt Astronom und Planeten­forscher Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raum­fahrt. „Eine totale Mond­finsternis, bei der der Mond komplett in den Kern­schatten der Erde ein­tritt und die Voll­mond­scheibe eine bräun­liche, kupfer­rote bis strahlend­orangene Farbe annimmt, galt etwa in der antiken Welt als ein Zeichen der Götter, die im Himmel resi­dierten und von dort aus über­mächtig in das irdische Geschehen ein­griffen.“

Abb.: Während der Totalität ver­färbt sich die Mond­scheibe orange­braun,...
Abb.: Während der Totalität ver­färbt sich die Mond­scheibe orange­braun, strahlend­orange bis kupfer­rot. Die Ursache dafür liegt darin, dass das lang­wellige rote Licht der Sonnen­strahlen in der Erd­atmo­sphäre gebrochen und in Rich­tung der Ober­fläche des Mondes gelenkt wird, während die kurz­welligen blauen Licht­wellen voll­ständig in der Erd­atmo­sphäre gestreut werden. Die Auf­nahme ent­stand während der Mond­finsternis vom 28. September 2015. (Bild: R. Gerst­heimer, Volks­stern­warte Roth­westen)

Da der Mond während der Finsternis mit 357.000 Kilometer Distanz in Erd­nähe steht und in deren Ver­lauf zum west­lichen Horizont absteigt, könnte es sein, dass er dem Betrachter mit bloßen Auge ein wenig größer und auf­fallender erscheint, als wenn er sich weiter weg von unserem Heimat­planeten befände. In Mittel­europa dürfen wir uns jeden­falls auf die frühen Morgen­stunden des 21. Januars freuen, wenn der Erd­begleiter für eine gute Stunde in den Kern­schatten der Erde ein­taucht und sich braun- bis kupfer­rot ver­färbt.

Die Ursache für die Färbung des Mondes während der Totalität liegt darin, dass das lang­wellige rote Licht der Sonnen­strahlen gebrochen und in Rich­tung der Ober­fläche des Erd­begleiters gelenkt wird, während die kurz­welligen blauen Licht­wellen voll­ständig in der Erd­atmo­sphäre gestreut werden. Zusätz­lich sorgen Staub, Asche und Aero­sole in der Hoch­atmo­sphäre für die satte Farbe, die die Mond­finsternis zu einem spekta­ku­lären Ereignis werden lässt. Ein Astro­naut, der zur gleichen Zeit auf dem Mond stände und in Rich­tung Erde blickte, sähe die Nacht­seite der Erde, umsäumt von einem röt­lich schim­mernden dünnen Licht­saum ‒ eine totale Sonnen­finsternis.

Abb.: Eine Mondfinsternis ereignet sich, wenn Sonne, Erde und Mond ent­lang...
Abb.: Eine Mondfinsternis ereignet sich, wenn Sonne, Erde und Mond ent­lang einer Linie stehen, also bei Voll­mond. Sie tritt aber nicht bei jedem Voll­mond ein, denn die Bahn des Mondes ver­läuft gegen­über der Erd­bahn­ebene um etwa fünf Grad geneigt. Des­wegen ver­fehlen die meisten Voll­monde den Erd­schatten. Nur wenn der Mond in den Knoten, also in den Schnitt­punkten seiner Bahn mit der Erd­bahn steht, kann er den Schatten, den die Erde von ihrer sonnen­abge­wandten Seite ins All wirft, durch­laufen. Im Fall, dass die Mond­scheibe ledig­lich den Kern­schatten streift, spricht man von einer parti­ellen Mond­finsternis. Zieht sie bloß durch den Halb­schatten der Erde, heißt es Halb­schatten­finsternis. Befindet sich der Mond aber voll­ständig im Kern­schatten, handelt es sich um eine totale Finsternis. Maximal können jährlich fünf Mond­finster­nisse statt­finden, drei davon total. (Bild: NASA)

Um Mitternacht erreicht der Vollmond im Süden eine Höhe von rund sechzig Grad über dem Horizont und sinkt dann bis zu seinem Unter­gang um 8.19 Uhr (alle Zeit­angaben in MEZ, für 50 Grad Nord und 10 Grad Ost) langsam zum west­lichen Horizont hin ab. Um 3.35 Uhr beginnt die Finsternis, wenn der Mond in den Halb­schatten der Erde ein­tritt. Eine Stunde später, um 4.34 Uhr, hat sein Rand die Kern­schatten­zone erreicht, in die er nun ein­dringt, bis er um 5.41 Uhr darin voll­ständig ein­ge­taucht ist. Jetzt ist der Mond ganz ver­finstert und wird es noch bis 6.44 Uhr bleiben.

Dann tritt er allmählich auf der anderen Seite aus dem Kern­schatten aus, wenige Minuten bevor die bürger­liche Dämme­rung anbricht. Um 7.51 Uhr hat unser Erd­begleiter schließ­lich den Kern­schatten komplett ver­lassen. Inzwischen steht der Mond nur noch wenige Grad über den Horizont. Um 8.19 Uhr geht er dann infolge der weiter fort­ge­schrit­tenen Erd­rota­tion Rich­tung West­nord­west unter. Zu diesem Zeit­punkt ist die Halb­schatten­finsternis noch im Gange, sie endet erst um 8.50 Uhr.

Abb.: Die Mondfinsternis beginnt am 21. Januar 2019 in Mittel­europa um 3.35...
Abb.: Die Mondfinsternis beginnt am 21. Januar 2019 in Mittel­europa um 3.35 Uhr MEZ hoch am Nacht­himmel mit dem Ein­tritt des Mondes in den Halb­schatten. Eine Stunde nach Beginn der Finsternis tritt der Mond um 4.34 Uhr dreißig Grad über dem Horizont in den Kern­schatten der Erde ein. Der schönste und spekta­ku­lärste Teil der Eklipse mit der kupfer­roten Ver­färbung der Mond­scheibe beginnt um 5.41 Uhr. Im Verlauf der Dämme­rung ver­lässt der Mond dann all­mäh­lich den Halb­schatten der Erde. Die exakte Voll­mond­zeit ist um 6.16 Uhr MEZ, wenige Minuten nach der Mitte der Finsternis um 6.12 Uhr. Ein wolken­freier Himmel ist das wich­tigste Krite­rium für die erfolg­reiche Beob­ach­tung. (Bild: DLR / RPIF)

Die Beobachtungsbedingungen für die Finsternis sind in ganz Deutsch­land, klare Sicht voraus­gesetzt, im Wesent­lichen gleich gut. Während der Tota­lität ist der Norden etwas bevor­zugt, denn dort steht der Mond wenige Grade höher als in Süd­deutsch­land. In jedem Fall ist es not­wendig, sich einen Beob­achtungs­platz zu suchen, von dem aus in süd­west­lich-west­licher Rich­tung ein freier Blick bis zum Horizont ohne störende irdische Licht­quellen möglich ist. Noch beein­druckender ist gleich­wohl die Beob­ach­tung mit einem Fern­glas.

„Die Finsternis am 21. Januar ereignet sich zu einem Zeit­punkt, an dem der Mond den erd­nächsten Abschnitt seiner Bahn durch­läuft und daher ein klein wenig größer erscheint als in Erd­ferne“, erläutert DLR-Astronom Manfred Gaida. Dieser, für das bloße Auge kaum wahr­zu­nehmende Größen­unter­schied, der über­trieben gern als Super­mond bezeichnet werde, wird noch durch die „Mond­täuschung“ ver­stärkt. Diese optische Täuschung lässt uns den Mond nah am Horizont größer erscheinen, als wenn er hoch am Himmel steht.

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