29.11.2013

Lebenszeichen von ISON

Der Form seines Schweifs nach zu urteilen hat der Komet den nahen Vorbeiflug an der Sonne überstanden.

Der seit Monaten im Visier der Astronomen befindliche Komet ISON hatte gestern Abend zum Zeitpunkt seiner größten Sonnenannäherung noch einen aktiven Kern, der Gas und Staub spuckte. Zu dieser Einschätzung kommen Forscher des MPI für Sonnensystemforschung. Sie analysieren derzeit aktuelle Bilder des Instruments LASCO, das an Bord des Sonnenobservatoriums SOHO einen einzigartigen Blick auf den Schweifstern genießt. Ob der Kern noch immer existiert und ob er bei seiner feurigen Begegnung zum Teil zerbrochen ist, lässt sich den Auswertungen nicht entnehmen.

Abb.: Diese Aufnahme des Koronographen LASCO, der die helle Sonne in der Bildmitte überdeckt, zeigt den Kometen ISON heute um 9:11 Uhr UT in der oberen Bildhälfte. Der Schweif ist nun deutlich zweigeteilt. (Bild: ESA / NASA)

Gegen 20.30 Uhr am gestrigen Abend tauchte der Schweif von C/2012 S1 (ISON), so die vollständige astronomische Bezeichnung des Kometen, nach seiner Sonnenpassage wieder im Gesichtsfeld des Instruments LASCO auf. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch nicht abschätzbar, ob sich an der Spitze dieses Schweifs noch ein Kometenkern verbirgt. Neue Bilder vom heutigen Vormittag lassen nun weitergehende Schlüsse zu.

„Der Staubschweif des Kometen zeigt sich nun zweigeteilt“, beschreibt Hermann Böhnhardt vom MPS die jüngsten Bilder. Der Teil des Schweifes, der in Richtung Sonne zeigt, besteht aus Staubteilchen, die deutlich vor der Sonnenpassage emittiert wurden. Der andere Teil jedoch enthält jüngeres Material: Es wurde während des Sonnenvorbeifluges emittiert und deutet darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt zumindest noch ein Teil des Kerns existierte und aktiv war.

Die Forscher am MPS stützen ihre Einschätzung auf Computersimulationen, in denen sie die Form des Staubschweifes modellieren. „Wenn wir in unseren Rechnungen annehmen, dass der Komet im Perihel noch Staub emittiert hat, können wir die aktuellen Bilder gut reproduzieren“, so Böhnhardt. Erst die Bilder von morgen werden eine Analyse zulassen, ob auch heute noch ein Kern vorhanden ist. Der Staub, den ISON eventuell heute freisetzt, brauche einige Stunden, um in die sichtbare Schweifregion zu wandern und damit detektierbar zu werden, so Böhnhardt. Ob der Kometenkern im Perihel noch weitestgehend intakt war oder seinen Weg als kleines Bruchstück oder als Ensemble von Fragmenten fortsetzte, lässt sich noch nicht sagen.

Das Instrument SUMER an Bord des Weltraumobservatoriums SOHO, das unter Leitung des MPS entwickelt und gebaut wurde, beobachtete gestern Abend den Kometen in der Stunde seiner direkten Sonnenannäherung. „Unsere Messungen von gestern Abend zeigen ein klares Signal des Kometen während des Sonnenvorbeifluges“, so Werner Curdt vom MPS. Genaue Ergebnisse der Messungen liegen jedoch noch nicht vor.

MPS / DE

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