Millionen Sterne im Blick
Karl-Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft für Andrzej Udalski.
Die Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft ist die höchste Auszeichnung im Bereich der Astronomie und Astrophysik in Deutschland. Mit dem polnischen Astrophysiker Andrzej Udalski ehrt die AG in diesem Jahr einen herausragenden Wissenschaftler, der sich insbesondere auch als Pionier der „Time Domain Astronomy" einen Namen gemacht hat. Darunter versteht man die Untersuchung von zeitlichen Veränderungen von astronomischen Objekten – insbesondere auf kurzen Zeitskalen. Besonders entscheidende Beiträge leistete der Preisträger durch sein Engagement für das „Optical Gravitational Lensing Experiment“, kurz OGLE.
Abb.: Andrzej Udalski, Schwarzschildpreisträger der Astronomischen Gesellschaft 2018 (Bild: A. Udalski)
„Andrzej Udalski hat durch Planung, Bau und Betrieb von OGLE über mehr als 25 Jahre nahezu alle Bereiche der Astronomie enorm bereichert“, so Joachim Wambsganß, der Präsident der AG. „Seine Beiträge reichen von der Entdeckung extrasolarer Planeten mit dem Mikrogravitationslinseneffekt und der Transitmethode über die Charakterisierung ganz verschiedenartiger variabler Sterne bis zu wesentlichen neuen Erkenntnissen über die Struktur der Milchstraße sowie zu Galaxien der lokalen Gruppe und Quasaren.“
Ob man den Sternenhimmel mit bloßem Auge betrachtet oder Einzelobjekte wie Galaxien mit modernen Großteleskopen – auf den ersten Blick scheint der Kosmos ziemlich statisch zu sein und Veränderungen im Vergleich zu einem Menschenleben äußerst langsam abzulaufen. Doch bei genauerem Hinsehen und durch moderne Messmethoden offenbart sich tatsächlich ein reichlich dynamisches Universum mit Veränderungen innerhalb von Wochen, Tagen, Stunden und sogar auch auf sehr kurzen Zeitskalen bis in den Minuten- oder Sekundenbereich hinein –, beispielsweise bei Bewegungsabläufen in Planetensystemen außerhalb des Sonnensystems, bei extrem veränderlichen Sternen oder bei der Entdeckung von kleinen Körpern im Sonnensystem. Die systematische Erfassung solcher Phänomene stellt von jeher jedoch eine große Herausforderung dar, weil dafür sehr viele Messungen in kurzen Zeitabständen notwendig sind.
Mit dem seit Anfang der 1990er Jahre am Las Campanas Observatorium in Chile durchgeführten OGLE-
Mit OGLE konnte Udalski Millionen von Sternen überwachen, um nach einer plötzlichen Aufhellung durch Gravitationslinsen zu suchen, wie man sie etwa durch hypothetische dunkle Objekte im Halo der Milchstraße erwartete. Quasi automatisch erfasst ein solcher Survey dann natürlich auch unzählige andere veränderliche Phänomene, weshalb die daraus entstehenden Datenbanken ihresgleichen suchen und durch die freie Verfügbarkeit praktisch für alle Gebiete der Astrophysik unschätzbaren Wert haben. Udalskis Arbeiten und OGLE haben daher viele Bereiche der modernen Astrophysik entscheidend mitgeprägt. Dabei hat der Preisträger nicht nur die wissenschaftlichen Aspekte und die Analyse und Interpretation der Daten geleitet und geprägt, sondern auch den Bau der Kameras und Detektoren und des gesamten Teleskops. So verwendet OGLE momentan mit einem CCD-
Udalski promovierte 1988 an der Fakultät für Physik der Universität Warschau und kehrte nach einem zweijährigen Aufenthalt an der Universität Toronto wieder nach Polen zurück, wo er 1995 an der Universität Warschau habilitierte und seit dem Jahr 2000 als Professor arbeitet. Hier leitete er als Direktor bis 2016 das astronomische Observatorium und die Abteilung für beobachtende Astrophysik. Der Schwarzschild-
Die Ehrung und die anschließende Schwarzschild-Vorlesung des Preisträgers finden erst im kommenden Jahr 2019 im Rahmen einer Festveranstaltung auf der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Stuttgart statt, weil es in diesem Jahr aufgrund einer großen Konferenz der Internationalen Astronomischen Union in Wien keine Jahrestagung der AG gibt.
AG / RK