01.11.2018

Mit deutscher Technik zum Mond

Erstes Servicemodul für Orion-Raumschiff wird offiziell an die NASA übergeben.

Bis heute waren zwölf Menschen auf dem Mond – alle­samt NASA-Astronauten, die sich im Rahmen des Apollo-Programms der amerikanischen Raum­fahrt­behörde zwischen 1969 und 1972 auf diese beispiel­lose Reise gemacht haben. Am 21. Juli 2019 jährt sich die erste Mond­landung zum 50. Mal, seit dem 14. Dezember 1972 hat kein Erden­bürger mehr den Trabanten betreten.

Abb.: Das Europäische Servicemodul versorgt das Crew-Vehikel mit Luft, Wasser...
Abb.: Das Europäische Servicemodul versorgt das Crew-Vehikel mit Luft, Wasser und Strom. (Bild: Airbus)

Das könnte sich in absehbarer Zukunft ändern: Die NASA möchte mit ihrem Orion-Programm ein Raum­schiff entwickeln und bauen, das für unterschied­lichste Zwecke im Erd-, Mond- oder auch Mars­orbit eingesetzt werden kann. Das MPCV (Multi-Purpose-Crew-Vehicle) soll erst­mals 2020 vom Kennedy Space Center in Florida mit dem Space Launch System SLS, der neuen Schwerlastrakete der NASA, zu einem unbemannten Flug starten, den Mond mehr­fach umrunden und anschließend wieder zur Erde zurückkehren.

Ein zentraler Teil aller Orion-Raumschiffe ist das Europäische Service­modul ESM, das im Auftrag der NASA von der Europäischen Weltraum­agentur ESA zu wesentlichen Teilen in Deutschland gebaut wird. Ohne das ESM kann das neue Crew-Raumschiff Orion nicht fliegen. „Wir haben schon auf der ESA-Minister­rats­konferenz 2012 in Neapel das Programm feder­führend unter­stützt, Deutsch­land finanziert rund vierzig Prozent des europäischen ISS-Programms und trägt mit etwa 37 Prozent den höchsten Anteil an den Kosten des ESM-Programms der ESA“, sagt Walther Pelzer, DLR-Vorstand für das Raum­fahrt­management und in dieser Funktion für die deutschen ESA-Beiträge zuständig. „Dass die NASA uns Europäern bei so einem zentralen Zukunfts­projekt ein so kritisches Element übergibt, ist ein enormer Vertrauens­beweis. Ich freue mich besonders, dass wir in Deutsch­land mit dem ESM auch auf die Expertise der fünf ATV-Transporter aufbauen und uns hier weiter­entwickeln können.“ Die ATV-Raum­frachter hatten die Inter­nationale Raumstation ISS von 2008 bis 2015 regel­mäßig mit Nach­schub versorgt.

Am 2. November 2018 wird das erste Servicemodul nun vom Airbus-Standort in Bremen, wo es in den vergangenen vier Jahren system­führend gefertigt wurde, offiziell an die NASA übergeben. Am 5. November soll das „ESM-1“ zum Kennedy Space Center (KSC) der NASA nach Florida geflogen werden, wo es am 16. November vorgestellt wird. Im KSC wird das europäische Servicemodul mit dem Orion-Mannschafts­modul und dessen Adapter verbunden und auf seinen ersten unbemannten Testflug, die Exploration-Mission 1, vorbereitet.

Die NASA hat bei der ESA bislang zwei ESM bestellt. Das Service­modul ist das Herz­stück des Orion-Raum­schiffs und sitzt unter­halb der Crew-Kapsel. Es beinhaltet das Haupt­trieb­werk und liefert über vier Solar­segel den Strom, außer­dem reguliert es Klima und Temperatur im Raum­schiff und lagert Treib­stoff, Sauer­stoff und Wasser­vorräte für die Crew. Das Orion-Raumschiff und damit auch die ESM gelten als zentraler Meilen­stein für künftige bemannte Explorations­missionen zum Mond, aber auch zum Mars und darüber hinaus. Derzeit befindet sich ein zweites ESM für eine zweite Mond­mission im Bau, bei der erst­mals Astronauten an Bord sein sollen.

„Die Bereitstellung des ESM durch Europa ist Teil eines trans­atlantischen Tausch­handels. Es dient als Kompensation der Kosten für Betrieb und Versorgung der ISS, der durch die NASA erfolgt", erklärt Johannes Weppler, ESM-Programm­leiter im DLR. Deutsch­land ist von den europäischen Mitglieds­staaten der wichtigste Partner für die weiteren an der ISS beteiligten Raumfahrt­nationen USA, Russland, Japan und Kanada.

DLR / DE
 

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