Mit Gold gegen Keime
Wirksamkeit von Edelmetall-Partikeln gegen Bakterien nachgewiesen.
Multiresistente Bakterien sind eines der großen Gesundheitsrisiken der Zukunft. An neuen, wirksamen Strategien gegen solche Krankheitserreger forscht nicht nur die Pharmazie, sondern auch die Physik. Jetzt konnte ein internationales Team von Physikern zeigen, dass Nanopartikel aus Goldpartikel gegen Bakterien wirksam sein können. Die Goldpartikel setzen die Hülle von Bakterien unter Spannung und töten die Keime ab, indem sie deren Hülle zerreißen.
„Es ist schon länger bekannt, dass metallische Nanopartikel Bakterien abtöten können“, erklärt Jean-Baptiste Fleury von der Universität des Saarlandes. Silberpartikel beispielsweise können in einer biochemischen Reaktion Löcher in die Membranen der Bakterien reißen. Und auch Kupfer ist schon länger für seine antibakterielle Wirkung bekannt. „Gold-Nanopartikel sind aus biochemischer Sicht allerdings völlig inaktiv und durchqueren die Bakterienzellmembran nicht“, sagt Fleury. „Kollegen der Uni Melbourne haben allerdings beobachten können, dass Bakterien reihenweise sterben, wenn sie mit synthetischen, einheitlichen und kugelförmigen Gold-Nanopartikeln zusammengebracht werden. Es hatte den Anschein, als ob die Bakterienmembran spontan explodiert wäre.“
Das australische Team zog den theoretischen Physiker Vladimir Baulin von der Uni Rovira i Virgili in Spanien zu Rate. Der Experte entwickelte zusammen mit seinem Team ein theoretisches Modell um zu erklären, wie die Goldpartikel auf die Membranen der Bakterien wirken. „Vereinfacht ausgedrückt, zeigt das Modell, dass die Zellmembran gedrückt wird wie ein Luftballon, bis dieser schließlich platzt“, so Fleury.
Fleurys Aufgabe war es dann, die Beobachtungen und die theoretischen Annahmen im Experiment zu überprüfen. Dafür hat der Forscher mit mikrofluidischer Technik eine Modell-Bakterienzellmembran hergestellt und die Reaktion dieser Modellmembran in Kontakt mit den Gold-Nanopartikeln untersucht. „Die Modell-Doppelschicht zog sich dabei spontan bis zu ihrem vollständigen Zusammenbruch zusammen, was die Hypothese einer mechanischen Dehnung bestätigt“, sagt der Experimentalphysiker.
Durch diesen experimentellen Nachweis des theoretischen Modells kann man auf die Allgemeingültigkeit dieses Mechanismus schließen, der für vielerlei Arten von Bakterien Bestand hat, so das Fazit der Wissenschaftler. Durch diese Entdeckung ist es möglicherweise denkbar, neuartige, hochwirksame bakterienabweisende Oberflächen zu entwickeln und so die Ausbreitung von gefährlichen multiresistenten Keimen zu verhindern.
UdS / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
D. P. Linklater et al.: Antibacterial Action of Nanoparticles by Lethal Stretching of Bacterial Cell Membranes, Adv. Mater., online 12. November 2020; DOI: 10.1002/adma.202005679 - Geometry of Fluid Interfaces, Experimentalphysik, Universität des Saarlandes, Saarbrücken