29.05.2009

Mit goldenem Auge davon gekommen

Ob James Bond oder Star Trek - in vielen Filmszenen verbirgt sich Physik.



Physik Journal – Ob James Bond oder Star Trek – in vielen Filmszenen verbirgt sich Physik. Manchmal ist sie realistisch, manchmal scheint sie aber eher aus einem unbekannten Universum zu stammen…

Die Situation ist ausweglos – wieder einmal. James Bond rennt um sein Leben, schnappt sich ein Motorrad und rast seinem Widersacher davon. Oberst Ourumov blickt staunend hinterher. Vor Bond ein führerloses Flugzeug. Die Flucht führt schnurstracks auf eine steile Schlucht zu. Ausweichen kann Bond nicht mehr. Zunächst stürzt das Flugzeug ab, Sekunden später fällt 007 hinterher. Er stößt das Motorrad von sich, stürzt weiter hinab und holt schließlich das Flugzeug ein. Er zieht sich an Bord, reißt das Ruder herum und rettet sich so, kurz bevor er am Boden der Klippe zerschmettert wäre. Völliger Unsinn oder reale Physik? Das ist hier die Frage!

Wer kann sich nicht an die Lacher im Kino erinnern, als mit „Goldeneye“ 1995 der erste Bond-Film mit Pierce Brosnan gezeigt wurde und diese Szene über die Leinwand flimmerte? Für den Physikprofessor Metin Tolan aus Dortmund gab dies den Anlass, sich näher mit der Physik in Kinofilmen zu beschäftigen. Seitdem untersucht er genau, unter welchen Voraussetzungen die Actionszenen in James-Bond-Filmen stattgefunden haben können. Eine besondere Vorliebe hat er für die teuren Uhren des Geheimagenten entwickelt, in denen oftmals eine Menge Technik steckt. Mindestens eine Uhr wäre James Bond fast zum Verhängnis geworden und hätte ihm in der Realität eigentlich den Arm abreißen müssen. Doch das wäre – nicht nur Ansicht Metin Tolans nach – natürlich sehr schade gewesen.

Mit seiner Leidenschaft, Filme auf die gezeigte Physik hin zu analysieren, ist der Dortmunder Physikprofessor nicht allein. Zahlreiche Bücher und auch Webseiten beschäftigen sich mit diesem Thema und listen die physikalischen Fehler in Filmen auf, nehmen Szenen genauestens unter die Lupe oder verwenden die Hollywood-Blockbuster gar dazu, naturwissenschaftliche Fragen zu diskutieren: Sonnenfinsternis anhand von „Pitch Black“, freier Fall dank „Stirb langsam“, außerirdisches Leben am Beispiel von „Contact“ oder die Analyse chemischer Elemente mit „Erin Brockovich“. Der Fundus ist riesig, das Interesse ebenso. Auf der Seite des Bildungsprojekts Cinema and Science (CISCI) finden sich rund 160 Szenenbeschreibungen zu den unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen Themen. Initiator des Projekts, das zwei Jahre lang von der Europäischen Kommission gefördert wurde, ist der Wiener Astrophysikprofessor Heinz Oberhummer, aus dessen Feder zahlreiche Filmanalysen auf der CISCI-Seite stammen. Die Idee dahinter ist es, das Interesse Jugendlicher an Naturwissenschaften zu wecken und die Grenze zwischen Realität und Fiktion aufzuzeigen. Denn die verwischt in Kinofilmen häufig: Mal rettet sich Bruce Willis in „Stirb langsam“, obwohl er eigentlich hätte abstürzen müssen. Mal erzeugen Physiker am CERN ein Viertelgramm Antimaterie, das in „Illuminati“ den Vatikan bedroht, und mal bricht das Erdmagnetfeld instantan in sich zusammen, sodass todesmutige Wissenschaftler in „The Core“ zu einer Reise zum Mittelpunkt der Erde aufbrechen müssen. Der genaue Blick auf die Filmszenen bringt gerade für Naturwissenschaftler häufig Überraschendes zutage…

Maike Keuntje

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AH/KR

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