Mit Terahertz-Strahlung in die Materie blicken
FLUTE soll Elektronenwolken kompakt beschleunigen.
In Materialforschung, Chemie, Biologie und Medizin bestimmen die chemischen Bindungen und insbesondere deren Dynamik die Eigenschaften eines Systems. Und diese lassen sich sehr genau mit Terahertzstrahlung und kurzen Pulsen untersuchen. Der Beschleuniger FLUTE am KIT wird neue Technologien für kompakte und leistungsfähige Terahertz-
Abb.: Elektronenwolken kompakt zu beschleunigen und damit Terahertzstrahlung für Lebens- und Materialwissenschaften nutzbar zu machen, ist ein Ziel von FLUTE. (Bild KIT)
Das Ferninfrarot Linac- und Test-Experiment FLUTE am KIT ist eine Entwicklungsplattform für die Beschleunigerphysik. An ihr werden Verfahren getestet, um zunächst die komplexe Dynamik extrem kurzer Elektronenpakete besser zu verstehen, zu vermessen und zu kontrollieren. Erst sehr kompakte Elektronenpakete ermöglichen es intensive, brillante, kohärente Terahertzstrahlung zu erzeugen. Die besondere Herausforderung, der Beschleuniger wie FLUTE nachgehen, ist es, die Elektronenwolke bei der Beschleunigung so kompakt zu halten, dass ihre Ausdehnung kleiner ist als die Wellenlänge der erzeugten elektromagnetischen Strahlung. Nur dann überlagern sich die Wellen konstruktiv zu Pulsen von hoher Intensität mit Dauern von Piko- oder Femtosekunden.
Langfristig gilt es die Kontrolle der Elektronenpakete so zu verbessern, dass die Terahertzstrahlung perfekt auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten werden kann. Die Terahertzstrahlung könnte Anwendungsgebiete aufstoßen, die dem benachbarten sichtbarem Licht und den Radiowellen verschlossen sind. Als Forschungsinfrastruktur dient FLUTE auch der Entwicklung von Messmethoden für Terahertzstrahlung, die von den Material- und Lebenswissenschaften genutzt werden kann. Schwingungen von Proteinen lassen sich ebenso untersuchen wie das Verhalten von Supraleitern oder neuartigen Halbleitern.
Innerhalb des rund zwölf Meter langen FLUTE-Beschleunigers werden die Elektronen auf eine Energie von bis zu fünfzig Megaelektronenvolt beschleunigt. Durch die Kompression der Elektronenwolke auf einige Mikrometer wird Strahlung mit einer Frequenz von dreißig Terahertz oder mehr möglich. Neben dem Institut für Beschleunigerphysik und Technologie des KIT sind Entwicklungspartner aus ganz Europa, darunter das Paul-
KIT / RK