13.05.2022

Mondfinsternis für Frühaufsteher

Montagmorgen taucht der Vollmond vollständig in den Schatten der Erde ein.

In den frühen Morgenstunden des 16. Mai 2022 wird ein kosmisches Schauspiel zu sehen sein: der Vollmond taucht vollständig in den Schatten der Erde ein, es findet eine totale Mond­finsternis statt. Leider geht der Mond mit Beginn der voll­ständigen Verfinsterung von Deutschland aus gesehen gerade unter und der Himmel ist bereits recht hell. Beobach­tende werden daher nur eine partielle Finsternis tief über dem Südwest­horizont verfolgen können.

Abb.: Ansicht der Mondfinsternis am Morgen des 16. Mai 2022 über dem...
Abb.: Ansicht der Mondfinsternis am Morgen des 16. Mai 2022 über dem Südwest­horizont. (Bild: S. Melchert, Ver. Sternfreunde)

Eine Mondfinsternis kann nur bei Vollmond eintreten, wenn der Mond genau gegenüber der Sonne steht. Mond, Erde und Sonne liegen dann auf einer Linie. Die von der Sonne angestrahlte Erde wirft wie ein Sonnenschirm einen Schatten in den Weltraum. Wenn der Mond durch diesen Schatten läuft, sehen wir eine Mond­finsternis. Meistens steht der Vollmond dabei aber über- oder unterhalb des Erdschattens, da die Mondbahn um fünf Grad gegenüber der Erdbahn geneigt ist. Pro Jahr taucht der Mond bei drei Vollmonden durch­schnittlich in den Kernschatten der Erde ein. Eine Mond­finsternis sehen wir aber nur dann, wenn der Mond zu dieser Zeit bei uns über dem Horizont steht; sonst ist die Finsternis nur von anderswo auf der Erde zu sehen.

Der Erdschatten im Weltraum hat zwei Bereiche: den inneren Kernschatten und den äußeren Halb­schatten. Wenn der Mond mit seiner ganzen Scheibe im Kernschatten steht, spricht man von einer totalen Mond­finsternis. Bei einer partiellen Mond­finsternis betritt der Mond den Kernschatten nur zu einem Teil. Ein Durchgang des Mondes durch den äußeren Halbschatten der Erde wird Halbschatten­finsternis genannt – sie ist kaum wahrzunehmen. Bei der totalen Mond­finsternis am 16. Mai tritt der Mond vollständig in den Kernschatten der Erde ein.

Die Totalität beginnt allerdings erst um 5:29 Uhr – genau dann, wenn der Mond von der Mitte Deutschlands aus gesehen gerade untergeht. Weiter im Osten verpasst man den Beginn der Totalität, weiter im Westen kann man die totale Phase noch eine kurze Zeit lang beobachten. Um 6:12 Uhr wird die Mitte der Finsternis erreicht, um 6:54 Uhr endet die totale Phase. Im Westen von Frankreich, in Spanien, Westafrika und von den Kanarischen Inseln aus kann die Mond­finsternis bis zur Mitte der Totalität und darüber hinaus verfolgt werden. Optimale Beobachtungs­bedingungen bieten sich im Ostteil der USA und ganz Südamerika.

Beobachtende in Deutschland brauchen neben klarem Himmel einen vollkommen freien Blick zum Südwest­horizont und müssen besonders früh aufstehen. Kurz nach 3:30 Uhr bewegt sich die Mondscheibe in den Halbschatten der Erde, was etwa ab 4 Uhr als leichte Dämpfung des Mondlichts auffallen wird. Um kurz vor 4:30 Uhr tritt der Mond dann in den Kernschatten der Erde ein und die eigentliche Mond­finsternis beginnt. Zu diesem Zeitpunkt steht der Mond mit 8° aber nur noch etwas mehr als eine Handbreit über dem Südwest­horizont und sinkt mit dem Fort­schreiten der Finsternis langsam tiefer. Gleichzeitig hellt die Morgen­dämmerung den Himmel immer mehr auf – je dunkler der Mond wird, desto heller wird der Himmel.

In der Praxis wird man diese Finsternis daher nur als partielle Mondfinsternis sehen können. Für viele wird gegen 5 Uhr Schluss sein. Dann ist der Mond zur Hälfte in der Schatten der Erde eingetreten und steht gerade mal vier Grad über dem Horizont. Sowohl für Beobachter als auch für Fotografen beginnt jetzt die Heraus­forderung: wie lange kann man den teilweise verfins­terten Mond noch sehen oder foto­grafieren, wenn er sich dem Horizont nähert und die zunehmende Dämmerung den Himmel immer mehr aufhellt? Für Fotos der Mondfinsternis kann man Übersichtsaufnahmen mit einem schönen Vorder­grundmotiv machen oder ein Teleobjektiv verwenden und sollte die Kamera dazu auf einem Stativ befestigen.

Am 28. Oktober 2023 bietet sich abends eine kleine partielle Mond­finsternis, die in ihrem gesamten Verlauf beobachtet werden kann, ebenso am Morgen des 18. September 2024. Die totale Finsternis am 14. März 2025 wird ähnlich wie die am 16. Mai 2022 ablaufen – der Mond geht während der partiellen Phase morgens unter. Die nächste totale Mond­finsternis findet erst am 7. September 2025 statt – dann zur angenehmen Beobachtung am Abendhimmel.

MPIA / JOL

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